Russischer Zahlungsausfall und Cloud-Umstellung schrumpfen SAP-Gewinn

Einen Gewinneinbruch meldet SAP für das zweite Quartal, trotz Umsatzzuwachses. Der Rubel rollt nicht mehr, und die Investitionen in die Cloud kosten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 9 Kommentare lesen
Eingang in SAP-Bürogebäude

(Bild: josefkubes/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

SAP hat im zweiten Quartal des Jahres 7,5 Milliarden Euro umgesetzt, 13 Prozent mehr als ein Jahr zuvor. Das Betriebsergebnis ist allerdings um ein Drittel auf 673 Millionen Euro gefallen, das Nettoergebnis sogar um 86 Prozent auf 203 Millionen Euro. Das Ergebnis je Aktie ist um "nur" 75 Prozent gefallen, weil SAP Aktien zurückgekauft und gelöscht hat. Nach dem zweiten Quartal 2021 hatte sich das deutsche Unternehmen noch über mehr als 1,4 Milliarden Euro Nettogewinn freuen dürfen.

Das Auseinanderdriften von Umsatz und Gewinn hat zwei wesentliche Gründe: Zum einen steigt SAP vom Verkauf von Softwarelizenzen auf den Vertrieb von Cloud-Abonnements um. Dafür muss es aber Cloud-Know-how und vor allem Cloud-Infrastruktur aufbauen, was kostet. Der Personalstand ist in einem Jahr um sechs Prozent auf über 110.000 Vollzeitbeschäftigte gewachsen.

Zum anderen muss sich SAP als Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine aus Russland zurückziehen und gleichzeitig Zahlungsausfälle hinnehmen, weil dortige Kunden nicht mehr zahlen. "Erhebliche Wertberichtigungen auf Forderungen in Verbindung mit dem Krieg", heißt das im Buchhalterdeutsch.

CEO Christian Klein sieht sein Unternehmen auf dem richtigen Weg: "Unsere Umstellung auf das Cloud-Geschäft verläuft schneller als geplant und wir haben die Umsatzerwartungen übertroffen. Die Cloud-Erlöse sind nun zum größten Umsatzstrom der SAP geworden. Wir verfügen über eine starke Pipeline und gewinnen Marktanteile hinzu." Sein Finanzvorstand Luka Mucic sagt bessere Ergebnisse voraus: "In diesem Quartal haben wir die größten Auswirkungen des Krieges in der Ukraine bereits erfasst. Wir sind davon überzeugt, dass wir nun von den beträchtlichen Investitionen der letzten 18 Monate profitieren können. Davon erwarten wir uns ein nachhaltiges Wachstum und eine Erhöhung der Profitabilität."

Die Quartalszahlen hat SAP Donnerstagmorgen veröffentlicht. Immerhin dürfte sich der Abschied vom Softwareverkauf langfristig bezahlt machen. Zwar schrumpft jetzt der Betriebsgewinn, weil die Lizenzeinnahmen wegbrechen, aber in Zukunft müssen dieselben Kunden immer wieder in die Tasche greifen, statt nur einmal, und das ist gut für die SAP-Aktionäre. Sie nehmen den Gewinneinbruch relativ gelassen hin. SAP-Aktien haben am Donnerstag 2,8 Prozent nachgegeben.

(ds)