Videoeditor Kdenlive: Was das Open-Source-Programm kann und wie man es nutzt

Einige Kniffe erleichtern den Videoschnitt mit dem Open-Source-Programm Kdenlive, sparen Zeit und sorgen für schönere Ergebnisse.

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Inhaltsverzeichnis

Kdenlive ist ein vielseitiger Videoeditor, der nichts kostet und unter verschiedenen Betriebssystemen funktioniert. Trotz des beachtlichen Funktionsumfangs ist die grundlegende Bedienung recht leicht zu erlernen. Manchmal bleiben aber doch Fragen offen. Dann helfen unsere Antworten und Tipps, damit Sie noch schneller noch schönere Videos produzieren können.

Ich muss gelegentlich auf einem etwas in die Jahre gekommenen Notebook Videos schneiden. Kdenlive fühlt sich da ziemlich ruckelig an. Haben Sie Tipps, um die Oberfläche zu beschleunigen?

Damit Sie Kdenlive beim Schneiden flüssig bedienen können, aktivieren Sie in den Projekteinstellungen die Option "Proxy Clips". Kdenlive nutzt dann beim Videoschnitt nicht die hochaufgelösten Originalvideos, sondern heruntergerechnete Clips mit geringerer Qualität. Der Projektmonitor zeigt diese dann in der Vorschau mitunter unscharf und verpixelt, beim abschließenden Rendern kommen jedoch die hochaufgelösten Originale zum Einsatz.

Besteht das Videomaterial aus hochaufgelösten 4K-Videos, sollten Sie Proxy-Clips auch auf flotteren Rechnern aktivieren. Dann kommt Kdenlive beim Rendern der Vorschau mit Effekten und Übergängen deutlich weniger ins Schwitzen. Ab wann das Programm Proxy-Clips verwendet, legen Sie in den Kdenlive-Einstellungen unter "Proxy-Clips" oder in den Projekteinstellungen des Videos fest. Soll das Programm nur bei 4K-Clips mit einem schlankeren Stellvertreter arbeiten, schalten Sie die Option "Proxy-Clips aktivieren" ein und beschränken sie dann mit einem Wert von beispielsweise 2000 Pixeln bei der Option "Erstellen für Videos größer als".

Weitere Rechenleistung können Sie einsparen, indem Sie die Auflösung der Vorschau etwa auf "720p" reduzieren. Da der Projektmonitor ohnehin nur einen kleinen Teil des Bildschirms einnimmt, profitieren Sie nicht von einer höheren Auflösung – außer Sie benutzen einen Monitor mit riesiger Auflösung.


Kommen ein paar Effekte und Übergänge zusammen, ruckelt das Abspielen der Timeline auch auf einem recht flotten Computer manchmal so sehr, dass sich der Übergang nicht beurteilen lässt.

Um den kritischen Bereich flüssig abzuspielen, sollten Sie ihn vorab rendern. Legen Sie dazu in der Timeline eine Zeitleistenvorschau (Preview Zone) an. Den Bereich definieren Sie zunächst mit den Tasten I (in) und O (out). Anschließend fügen Sie über den Menüpunkt "Zeitleiste/Zeitleistenvorschau/Add Preview Zone" den Abschnitt als Zone hinzu. Mit Umschalt+Enter startet das Rendern der Vorschau, alternativ finden Sie den Befehl im Menü. Ist die rote Linie über der Timeline komplett grün, können Sie den Bereich flüssig abspielen.

Für eine ruckelfreie Vorschau sollten Sie Bereiche mit vielen Effekten vorab rendern. Die rote Linie oberhalb der Timeline wird dann grün. Ein P an einem Clip verrät, dass Kdenlive einen Proxy-Clip nutzt.

Ich möchte Effekte, die ich auf einen Clip in der Timeline angewendet habe, schnell auf andere Clips übertragen. Dabei will ich nicht alle Einstellungen erneut zusammensuchen. Welche Möglichkeiten gibt es?

Einen einmal zusammengestellten Effektstapel können Sie mehrfach nutzen. Per Rechtsklick auf den Clip mit den Effekten und "Kopieren" übernehmen Sie den Effektstapel. Anschließend überträgt ein Rechtsklick auf den Ziel-Clip und "Effekte einfügen" alle Effekte auf den zweiten Clip.

Brauchen Sie die für einen Clip kombinierten Effekte häufiger, können Sie den Effektstapel mit einem Klick auf das Speichern-Symbol über dem Reiter unter einer eigenen Bezeichnung speichern. Sie finden ihn dann im Effekt-Reiter unter "Benutzerdefiniert". Von hier ziehen Sie den ganzen Stapel einfach auf einen Clip und passen die Einstellungen dann bei Bedarf weiter an.

Einmal konfigurieren, später wiederverwenden: Kdenlive kann die in einem Clip versammelten Effekte speichern. Per Drag & Drop ziehen Sie den Effektstapel dann künftig auf einen Clip und passen anschließend die Einstellungen an.

Das Video ist bereits fertig geschnitten, jetzt soll aber eine Spur komplett etwas lauter sein. Kann man den Effekt "Lautstärke" auch auf eine ganze Audiospur anwenden, nicht nur auf einen einzelnen Clip?

Um einen Effekt auf alle Clips einer Spur anzuwenden, ziehen Sie diesen nicht wie gewohnt aus der Effektübersicht auf den gewünschten Clip, sondern auf den Beginn einer Spur. Das funktioniert mit Videoeffekten, Farbkorrekturen und auch Audioeffekten.

Effekte wie "Normalisieren" oder "Lautstärke" ziehen Sie in diesem Fall auf den Kopf einer Tonspur, also beispielsweise auf die erste Tonspur A1. Um den Effektstapel zu bearbeiten oder den Effekt zu konfigurieren, klicken Sie auf das Symbol direkt neben der Bezeichnung "A1". Das öffnet den Effektstapel oberhalb der Timeline. Über dem Effektstapel steht dann "Track A1 Effects".


Für einen perfekten Übergang möchte ich manche Clips präzise um einzelne Frames verschieben. Mit der Maus ist das selbst bei größter Zoom-Stufe schwierig. Gibt es dafür vielleicht eine Tastenkombination?

Die gibt es. Klicken Sie den zu verschiebenden Clip zunächst mit der Maus an, um ihn zu markieren. Drücken Sie dann die Tastenkombination Umschalt+G, was Kdenlive mit einer dicken gelben Markierung um den Clip quittiert. Jetzt können Sie diesen mit den Pfeiltasten nach rechts oder links verschieben – Frame für Frame. Drücken Sie erneut Umschalt+G, um den Modus zu beenden, oder klicken Sie einfach an eine andere Stelle im Programmfenster.


In einem Videotutorial möchte ich eine Szene verlängern, um das Gezeigte in Ruhe erklären zu können. Wie kann ich das letzte Bild eines Clips etwas länger anzeigen?

Navigieren Sie mit den Pfeiltasten zu exakt dem Frame des Videoclips, der stehenbleiben soll. Das funktioniert im Clipmonitor links ebenso wie im Projektmonitor rechts. Per Rechtsklick auf die jeweilige Vorschau und "Bild zu Projekt extrahieren" legen Sie das Bild sowohl auf der Festplatte als auch automatisch im Projektinhalt ab.

Per Drag & Drop schieben Sie das Bild ans Ende des betreffenden Clips in der Timeline. Den Bild-Clip können Sie anschließend mit der Maus auf die passende Länge ziehen oder im Kontextmenü über "Länge anpassen" die gewünschte Dauer eingeben.


Ich verwende regelmäßig nur das Bild meiner Videoclips, die Tonspur muss ich nach dem Einfügen in die Timeline dann immer umständlich löschen, indem ich zunächst die Gruppierung mit der Videospur auflöse und dann den Audioclip entferne. Geht das nicht einfacher?

Um nicht beide Spuren in die Timeline einzufügen, sondern nur wahlweise Video oder Audio, fahren Sie mit dem Mauszeiger über den Clipmonitor. Ist der Mauszeiger am unteren Bildrand, blendet Kdenlive die Tonspur ein. Außerdem erscheinen links im Bild je ein Symbol für Video und Audio. Wenn Sie das kleine Lautsprecher-Icon mit gedrückt gehaltener Maustaste auf die Timeline ziehen, kommt nur die Tonspur mit. Mit dem Video-Icon wiederum bekommen Sie ausschließlich den Videoteil des Clips zu fassen.

Unauffällig, aber praktisch: Mit den blauen Icons ziehen Sie bei Bedarf nur das Video ohne Ton oder nur die Tonspur in die Timeline.

Je nach Lichtsituation sieht mein Video etwas fade aus. Mit Farbkorrektur erhoffe ich mir einen spannenderen Look und kräftigere Farben. Wie komme ich dabei möglichst schnell ans Ziel?

Wie bei der Fotobearbeitung kann Farbkorrektur ein Video deutlich verbessern oder eine ganz spezielle Optik und Stimmung schaffen. Kdenlive hält dafür die Effekte in der Rubrik "Colour and Image correction" bereit. Je nachdem, was Sie anpassen wollen, ziehen Sie den Effekt auf den Clip und konfigurieren ihn. Damit ein bestimmtes, vorher anvisiertes Ergebnis zu erzielen, erfordert allerdings viel Übung.

Schneller geht es mit einer sogenannten Lookup Table (LUT). Solche Umsetzungstabellen enthalten eine vorkonfigurierte Farbkorrektur, die Sie ohne weitere Anpassungen auf Ihr Video anwenden können. Im Internet stehen zahlreiche LUTs kostenlos zum Download bereit, zum Beispiel auf freshluts.com (Registrierung erforderlich).

Mithilfe einer LUT-Datei erhält das Video schnell eine ansehnliche Farbkorrektur. In Kdenlive muss dazu der Effekt "Apply LUT" eingefügt werden.

Um eine LUT-Datei anzuwenden, öffnen Sie den Reiter "Effekte" neben dem Projektinhalt. Alternativ wechseln Sie oben rechts zum Programm-Layout "Farbe" und öffnen den Reiter "Effekt". Mit dem zweiten Icon von links über dem Reiter blenden Sie sämtliche Effekte ein. Ziehen Sie dann aus der Rubrik "Color and Image Correction" den Effekt "Apply LUT" auf Ihren Videoclip.

Standardmäßig bringt Kdenlive nur vier LUT-Dateien mit, sie legen einen Blau-, Grün-, Rot- oder Orange-Filter übers Videobild. Im Effektstapel wählen Sie den gewünschten aus der Auswahlliste aus, die Vorschau zeigt die Wirkung sofort. Mit der Auswahl "Custom…" laden Sie eine eigene LUT-Datei. Anschließend listet Kdenlive alle in diesem Ordner vorhandenen LUT-Dateien in der Auswahlliste auf. Über das Downloadsymbol neben der Liste können Sie LUT-Dateien aus der Community herunterladen. Zumindest theoretisch, denn bei Redaktionsschluss war dort nur eine einzige verfügbar.

Kdenlive unterstützt die LUT-Formate .cube, .3dl, .dat und .m3d, die der ebenfalls für Linux verfügbaren Videoschnittsoftware Lightworks mit der Dateiendung ".look" jedoch nicht.

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(lmd)