Campus für Mobilfunkmodems: Apple investiert 445 Mio. US-Dollar in San Diego

Apple hat einen 67 Hektar großen Campus für bis zu 5000 Mitarbeiter im südkalifornischen San Diego erworben. Bislang arbeitete Apple dort an Modemchips.

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iPhone 12 5G

(Bild: Apple)

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Mit dem Kauf eines 67 Hektar großen Campus-Geländes beabsichtigt Apple offenbar seinen Standort im südkalifornischen San Diego massiv auszubauen. Eine Besonderheit mit Blick auf das iPhone ist, dass dort laut einem Bericht der ansässigen Lokalzeitung bislang an Mobilfunk-Modemchips gearbeitet wurde. Die Abkehr vom Zulieferer Qualcomm ist bei Apple schon lange ein Thema, doch die Bemühungen waren laut anderen Medienberichten bislang nicht zielführend.

Am Standort San Diego sollen bis zum Jahr 2026 rund 5000 Apple-Mitarbeiter tätig werden, schreibt der San Diego Union-Tribune. Am Dienstag bestätigte der IT-Konzern aus Cupertino, dass er das sieben Gebäude umfassende Rancho Vista Corporate Center erworben hat. Laut Berechnungen der Zeitung ergibt sich aufgrund der Grunderwerbssteuer eine Kaufsumme von 445 Millionen US-Dollar. Es handelt sich um den ersten Grunderwerb Apples in San Diego.

Bereits seit dem Jahr 2018 ist Apple mit Forschung und Entwicklung auch in Südkalifornien aktiv. Seinerzeit wurden Pläne für ein Zentrum für kabellose Technologien vorgestellt, an dem 1200 Mitarbeiter tätig sein sollen. Bislang wurden hierfür Gebäude im Universitätsviertel und im Stadtteil Rancho Bernado angemietet. Der jetzt erworbene Campus war früher Sitz eines Forschungslabors von Hewlett Packard. Konkret wurden dort die Inkjet-Tintenstrahldrucker weiterentwickelt. Apple kaufte das Gelände von einer Immobiliengesellschaft in San Francisco, die den Campus im Jahr 2016 von HP übernahm.

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Laut dem Tageszeitungsbericht arbeitet Apple in San Diego an eigenen Modemchips für seine Mobilfunkgeräte – ein für den Konzern besonders sensibles Thema. Apples Versuch, sich von Ausrüster Qualcomm und dessen Lizenzkosten mit der Verwendung von Intel-Chips zu lösen, scheiterte vor einigen Jahren. Nach einem zweijährigen Gerichtsverfahren einigten sich beide Firmen im Jahr 2019 auf einen neuen Vertrag mit sechs Jahren Laufzeit, in denen Apple Lizenzkosten an Qualcomm zahlt und deren Modemchips in seine Geräte einbaut. Kurze Zeit später erwarb Apple für eine Milliarde US-Dollar Intels Modemsparte, von der sich der Chipentwickler trennen wollte. Dazu gehört auch ein Standort in Deutschland.

Seither entwickelt Apple offenbar im Verborgenen an eigenen Modemchips, um Qualcomm wirklich abzulösen. Dort erwartete man bereits Ende 2021, dass Apple mit dem iPhone im Jahr 2023 nur noch einen Bruchteil der bisherigen Modemchips abnehmen würde. Doch der Analyst Ming-Chi Kuo aus Taiwan gab vor Kurzem seine Einschätzung bekannt, dass Apple seine selbst gesteckten Ziele verfehlt habe und die eigenen Modem-Chips erst später kämen.

Ob Apple jetzt in San Diego mit mehr Mitarbeitern die Arbeiten beschleunigen will, ist unklar. Laut San Diego Union-Tribune werden in Stellenanzeigen nur Softwareentwickler, Experten für Data Science und andere Positionen gesucht, die nichts mit Hardware zu tun haben.

(mki)