Lizenzen für die Wissensgesellschaft

Die jetzt eröffnete Lizenzierungsplattform Creative Commons ist nur Teil einer ganzen Reihe von Projekten zur Verteidigung einer innovationsfreundlichen Copyright-Kultur.

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Von
  • Janko Röttgers

Am gestrigen Montag fiel in San Francisco offiziell der Startschuss für Creative Commons, eine neue Lizenzierungsplattform für geistiges Eigentum. Creative Commons bietet Musikern, Autoren, Fotografen und Filmemachern die Möglichkeit, sich für ihre Werke eigene Nutzungslizenzen zusammenzustellen. Dadurch sollen Kreative ermutigt werden, der Allgemeinheit so viele Nutzungsrechte wie möglich zur Verfügung zu stellen.

Die Plattform bietet die Möglichkeit, sich Lizenzen frei aus einer Sammlung von Regeln zusammenzustellen. So kann sich ein Fotograf beispielsweise dafür entscheiden, seine Bilder zur nicht-kommerziellen Nutzung freizugeben, so lange er als Urheber genannt wird. Ein Musiker kann es etwa anderen erlauben, seine Songs als Quelle für Samples zu nutzen, wenn die dabei entstehenden Werke unter der gleichen Lizenz veröffentlicht werden. Außerdem eröffnet Creative Commons die Möglichkeit, Werke ganz in den Bereich der Public Domain zu entlassen, also jegliche Urheberrechte aufzugeben. Hat man sich für eine entsprechende Lizenz entscheiden, stellt Creative Commons diese in drei Formen zur Verfügung: Ein einfacher Text fasst die Lizenz allgemeinverständlich zusammen. Dazu gibt es als Kleingedrucktes eine ausformulierte, rechtlich bindende Version. Schließlich gibt es die Lizenz auch in maschinenlesbarer Form als RDF-Daten.

Creative Commons arbeitet mit einer Reihe von Partnern zusammen, die von den RDF-Metadaten Gebrauch machen werden. So will beispielsweise das Metadaten-Archiv Bitzi.com die entsprechenden Informationen in seinen Katalog integrieren. Das P2P-Projekt Mnet will mit den Meta-Lizenzdaten die Suchfunktion seiner Tauschbörsen-Software aufwerten. Die Ogg-Vorbis-Entwickler arbeiten daran, ihr Audioformat um die RDF-Daten zu erweitern. Creative Commons-Mitarbeiter Aaron Swartz meinte dazu gegenüber heise online: "RDF macht es Leuten sehr einfach, unsere Metadaten zu nutzen." Vorstellbar sei etwa auch ein Programm zum Erstellen von Collagen, das automatisch nach Ausgangsmaterial sucht, dessen Nutzung legal ist. "Es gibt viele Möglichkeiten, und ich hoffe, die Leute werden sie kreativ nutzen", betonte Swartz.

Zu den ersten prominenten Nutzern der Lizenzen gehört Roger McGuinn, ehemaliger Frontmann der Rockgruppe The Byrds. Insgesamt 65 Aufnahmen veröffentlicht McGuinn unter Creative-Commons-Lizenzen. In den meisten Fällen erlaubt er die nicht kommerzielle Verbreitung und Sampling, so lange er als Autor genannt bleibt. Neben McGuinn gehören unter anderem Cluetrain-Manifest-Koautor Doc Searls, das MIT, das Connexions-Projekt der Rice University und die O'Reilly.com-Weblogger zu den ersten Nutzern des Angebots.

Entstanden ist Creative Commons durch eine Zusammenarbeit von Wissenschaftlern um den Stanford-Juraprofessor und Copyright-Experten Lawrence Lessig. Die jetzt eröffnete Lizenzierungsplattform ist dabei nur Teil einer ganzen Reihe von Projekten zur Verteidigung einer innovationsfreundlichen Copyright-Kultur. In Zukunft will Creative Commons auch mit einer Stiftung Patente und Copyrights treuhänderisch verwalten, um ihren Missbrauch zu verhindern. Zeitgleich mit den Creative-Commons-Lizenzen wurde zudem eine Aktion namens "Founders Copyright" ins Leben gerufen. Ziel ist es, Werke nach 14 Jahren in den Allgemeinbesitz übergehen zu lassen -- so wie es die Gründer der USA 1790 in der Verfassung vorgesehen hatten. Erster Teilnehmer dieser Aktion wird der O'Reilly-Verlag sein.

Zur aktuellen Auseinandersetzung um geistiges Eigentum, Copyright, Digital Rights Management und die Novellierung des Urheberrechts in Deutschland siehe auch:

(Janko Röttgers) / (jk)