Flüssigerdgas: Warum China bei LNG-Importen eine große Rolle spielt

China ist der weltweit größte Importeur von tiefkaltem Flüssigerdgas. Vom Corona-Geschehen hängt es ab, ob erhebliche Auswirkungen auf Europas LNG-Pläne drohen.

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Flüssigerdgas-Tanker und eine schwimmende Einheit zur Regasifizierung

(Bild: Vytautas Kielaitis / Shutterstock.com)

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Es gibt viele Gründe, warum ein Konflikt der westlichen Länder mit China nicht erstrebenswert ist. Einer ist Europas stark steigender Bedarf an tiefkaltem Flüssigerdgas (LNG). China ist binnen weniger Jahre zum weltweit größten Importeur von LNG aufgestiegen. Vom Energiebedarf des Lands in Asien hängt es ab, ob Europa seinen Gasbedarf abdecken kann – und wie sich das Preisgefüge entwickelt.

Momentan sei China auffällig ruhig, berichtet der US-Finanzdienst Bloomberg. Laut Analysten habe sich China bislang entgegen früherer Gewohnheiten keine weiteren LNG-Lieferungen für den Winter gesichert. Grund hierfür seien die stark gestiegenen Preise für LNG am Weltmarkt, was auf den Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, die gedrosselten russischen Gaslieferungen nach Europa und die in der Folge gestiegene Nachfrage nach Flüssigerdgas zurückzuführen ist.

China sei aber auch deshalb so zurückhaltend, weil die Zero-Covid-Politik der Regierung die chinesische Wirtschaft weiterhin lähmt. Die Importeure möchten deshalb nicht zu teuren Preisen Gas einkaufen, das sie später nicht loswerden. Allein im ersten Halbjahr 2022 seien die Importe um 20 Prozent gesunken. Hinzu kommt, dass sich der russische Energiekonzern Gazprom erst kürzlich dafür rühmte, so viel Erdgas wie noch nie über bestehende Pipelines nach China geliefert zu haben, während die Transporte über die Ostseepipeline Nord Stream 1 reduziert wurden. Dadurch kommt es in Teilen zu einer Verschiebung: Eigentlich für Europa bestimmtes Gas geht nach China, in China ist dagegen der Bedarf an LNG geringer.

Gleichwohl sehen Experten große Risiken, wenn die chinesische Wirtschaft wieder anspringen sollte oder der Winter ungewöhnlich kalt wird. Das könnte dann auch für Europa massive Auswirkungen haben, da der ohnehin unruhige Markt noch mehr in Aufruhr versetzt werden würde.

China war laut Erhebungen der US-Energie-Informationsbehörde (eia) mit 297 Millionen Kubikmeter importiertem Flüssigerdgas pro Tag der weltweit größte Importeur, obwohl erst im Jahr 2006 LNG eingeführt wurde. Japan lag auf Platz 2 und ist seit vielen Jahren konstanter Importeur. Dort stiegen die LNG-Importe infolge des Atomreaktorunglücks in Fukushima, da Gaskraftwerke hochgefahren wurden, um Atomenergie zu ersetzen. Weitere große Importländer sind Südkorea, Indien und Taiwan.

(mki)