Nord Stream 1: Siemens Energy könnte jederzeit Gas-Turbine nach Russland liefern

Mit einem Besuch bei Siemens Energy in Mülheim an der Ruhr will der Bundeskanzler Russland demonstrieren, dass die fehlende Turbine vorhanden ist.

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Bundeskanzler Olaf Scholz (r.), Christian Bruch und Gas-Turbine (l.)

(Bild: Phoenix)

Lesezeit: 3 Min.

Um Russland zu demonstrieren, dass die fehlende Turbine für die Gas-Pipeline Nord Stream 1 zur Lieferung bereitsteht, hat Bundeskanzler Olaf Scholz Siemens Energy in Mülheim an der Ruhr besucht. Nach Besichtigung der Turbine sagte Scholz, er sei sehr dankbar, dass er sie mit eigenen Augen sehen konnte. "Hier ist nichts Mystisches zu betrachten." Es müsse nur jemand sagen, dass er die Turbine haben möchte, sie sei jederzeit einsatzbereit.

Die Verdichter-Turbine wurde bis vor Kurzem von Siemens Energy in Kanada gewartet. Sie ist für die Kompressorstation Portovaya in Russland gedacht, wo Nord Stream 1 in den Finnischen Meerbusen führt. Dort gebe es sechs solcher Turbinen plus zwei kleinere. Normalerweise liefen fünf solcher Turbinen, erläuterte Christian Bruch, Vorstandsvorsitzender von Siemens Energy. Zurzeit sei lediglich eine davon in Betriebe, deshalb laufe die Pipeline mit 20 Prozent.

Die gewartete Turbine sei seit gut einer Woche in Mülheim, sagte Bruch, sein Unternehmen spreche zurzeit mit Gazprom. Es gebe in Russland im Lager eine baugleiche Turbine, die eingebaut werden soll. Die Turbine, die jetzt aus Kanada zurückkam, sollte im kommenden September eingebaut werden. Aus technischer Sicht könne Siemens Energy nicht nachvollziehen, warum die in Russland eingelagerte Turbine nicht betriebsbereit sein sollte. Dennoch habe Siemens Energy ein hohes Interesse, die Ersatzturbine so schnell wie möglich nach Russland zu bekommen. Alle nötigen Zollformalitäten und Transportpapiere dafür seien vorbereitet. Allerdings stünden dafür noch Beiträge des Kunden Gazprom aus.

Kreml-Specher Dmitri Peskow wird noch am heutigen Mittwoch von der russischen Nachrichtenagentur Tass mit der Aussage zitiert, er wisse nichts über den Verbleib der Turbine. Am Montag hatte Peskow laut der russischen Nachrichtenagentur Interfax erklärt, es gebe zur Situation der Turbine wenig, was Russland tun könne.

Für Gazprom-Verwaltungsrat Vitaly Markelov besteht das Problem darin, dass die Transportroute für die Turbine geändert worden sei. Sie sei nicht direkt nach Russland, sondern nach Deutschland geliefert und dadurch dem Risiko von Sanktionen seitens der EU und Großbritanniens ausgesetzt worden.

Scholz erwiderte darauf in Mülheim, als Reaktion auf den Krieg Russland gegen die Ukraine hätten die EU und andere Länder Sanktionen verhängt, Erdgas sei davon ausgenommen worden. Der Bundeskanzler wies Gazprom darauf hin, dass es neben Nord Stream 1 noch weitere Pipelines gebe, über die das Unternehmen seinen Lieferverpflichtungen nachkommen könne. Die Yamal-Pipeline, die von der Ukraine über Tschechien nach Deutschland führt, werde von Russland selbst sanktioniert.

In der Kompressorstation für Nord Stream 1 sind gaspumpende Turbinen installiert, die ursprünglich von Rolls-Royce stammen. Dieses Geschäft hatte Siemens Energy 2014 übernommen. Russland macht für die Lieferverzögerungen laut Interfax Sanktionen Kanadas gegen Gazprom verantwortlich. Durch diese habe die Turbine nicht rechtzeitig von Montreal nach Russland zurückgegeben werden können. In der Zwischenzeit hätten andere Turbinen gewartet werden müssen, weil sie ausgefallen waren oder weil die Wartungsperiode erreicht worden sei.

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(anw)