NASA will medizinischen Roboter zur ISS schicken

Die NASA will auf Langzeitmissionen einen Medizinroboter mitnehmen, der autonom Operationen vornehmen kann. Roboter Mira könnte der Anfang sein.

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Der Robotergreifer Mira erledigt Testaufgaben.

(Bild: Virtual Incision (Screenshot))

Lesezeit: 3 Min.

Die US-Weltraumagentur NASA plant einen von Medizinern fernsteuerbaren Robotergreifer mit Namen Mira (Miniaturized In vivo Robotic Assistant) zur Internationalen Raumstation ISS zu schicken und dort zu testen. Er soll dann chirurgische Testaufgaben absolvieren. Noch ist der Roboter, der vom US-Start-up Virtual Incision entwickelt und von der NASA mit 100.000 US-Dollar, etwa 98.000 Euro, bezuschusst wird, dafür nicht einsatzbereit. Zur ISS soll er 2024 reisen, heißt es in einer Mitteilung von Virtual Incision am Dienstag.

Der rund 900 Gramm schwere Robotergreifer besteht im Wesentlichen aus einem langen Arm, an dessen Ende sich zwei zweifingrige Minigreifer befinden. Mediziner steuern den Roboterarm während einer Operation in Echtzeit von einer Konsole aus.

An Bord der ISS sind die Bedingungen in der Schwerelosigkeit aber andere. Deshalb soll Mira dort in einem kleinen Experimentierkasten zunächst chirurgische Testaufgaben erfüllen, wie etwa Schnitte in simuliertem menschlichen Gewebe durchführen und Metallringe auf einen Draht aufschieben. Das soll automatisch erfolgen. Der Astronaut schaltet den Roboter ein und der erledigt die Arbeiten selbstständig. Prinzipiell ist auch eine Steuerung von der Erde aus möglich, jedoch bisher nicht angedacht.

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Die fehlende Schwerkraft könnte dem Roboterarm zu schaffen machen, weil dann Spiel in den Gelenken die Präzision der Bewegungen beeinträchtigen könnte. Ob das tatsächlich so ist und welche Verbesserungen gegebenenfalls nötig sind, wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler herausfinden. Von den Tests versprechen sie sich auch Aufschluss darüber zu erhalten, ob Roboter in der Zukunft im Notfall autonom lebensrettende Operation an Astronautinnen und Astronauten durchführen können.

Noch ist das aber Zukunftsmusik, die Wissenschaftler rechnen nicht vor 50 bis 100 Jahren damit, dass ein Roboter solche Eingriffe eigenständig vornehmen kann. Die Ambitionen der NASA zeigen aber, dass sie bei Langzeitmissionen im All einen kompakten, tragbaren Medizinroboter dabei haben wollen. Mira eigne sich als Experimentierbasis deshalb gut dafür, weil er vergleichsweise klein und leicht ist.

Mira ist bisher noch nicht auf dem Markt. Nach Angaben des Unternehmens, das aus einer Ausgründung der University of Nebraska-Lincoln hervorgegangen ist, befindet sich der Roboterarm derzeit "in der Endphase seiner klinischen Prüfung". Das Gerät soll als Forschungsgerät eine Ausnahmegenehmigung erhalten, um die Marktzulassung von der US Food and Drug Administration (FDA) zu erhalten.

Der Zuschuss der NASA fließt über die Universität an Virtual Incision. Shane Farritor, Professor der Ingenieurswissenschaften an der University Nebraska-Lincoln, der sich seit Jahren mit der Forschung an Medizinrobotern beschäftigt, ist Mitgründer des Unternehmens.

(olb)