Bericht: United Internet will Web.de und GMX verkaufen​

Das Portalgeschäft von United Internet steht laut einem Medienbericht zum Verkauf. Das Unternehmen widerspricht, eine Entscheidung stehe nicht an. Noch nicht?

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Ralph Dommermuth

Ralph Dommermuth, Vorstandsvorsitzender der United Internet AG.

(Bild: dpa, Boris Roessler/Archiv)

Lesezeit: 2 Min.

United Internet will einem Medienbericht zufolge offenbar sein Portalgeschäft versilbern, um den Netzaufbau von 1&1 zu finanzieren. Das Unternehmen suche einen Käufer für seine E-Mail-Portale GMX und Web.de, berichtet das Handelsblatt am Donnerstag unter Berufung auf Branchenkreise. Auch Beteiligungen seien möglich. Eine Investmentbank sei damit beauftragt worden, mögliche Interessenten anzusprechen. Codename: "Montmartre".

Dem Handelsblatt zufolge läuft "Montmarte" bereits seit dem Frühjahr. Offenbar sondiert United Internet zunächst den Markt. Jetzt könnten die ersten Angebote eintrudeln, ein Deal wäre dann noch im Herbst möglich. Noch seien die Würfel allerdings nicht gefallen, das Unternehmen könne sich auch noch gegen einen Verkauf entscheiden, heißt es beim Handelsblatt.

"United Internet beschäftigt sich regelmäßig mit der strategischen Entwicklung seiner Geschäftsbereiche und mit potentiellen Kooperationen", erklärt eine Sprecherin von United Internet auf Anfrage von heise online. "Entscheidungen zu Veränderungen unseres Anteils bei Consumer Applications stehen derzeit nicht an".

Die Sparte "Consumer Applications", in der United Internet die zwei Portale bilanziert, verzeichnet laut dem jüngsten Halbjahresbericht rund 42 Millionen Nutzerkonten und trägt 140 Millionen Euro zum Gesamtumsatz von 2,9 Milliarden Euro bei.

Web.de und GMX gehören zu den Pionieren im deutschen Internet. Das von Michael Greve und Matthias Greve gegründete Web.de ging 1995 als deutsches Internetverzeichnis online, der Mail-Anbieter GMX folgte 1997. United Internet stieg schon 1998 bei GMX ein und übernahm Web.de im Jahr 2005. Die beiden Portale könnten dem Bericht des Handelsblatts zufolge mit rund 1,5 Milliarden Euro bewertet werden.

United Internet könnte das Geld gut brauchen: Das Unternehmen investiert viel Geld in den Aufbau des Mobilfunknetzes der Tochter 1&1. Für das laufende Jahr könnten sich die Investitionen in das Netz auf bis zu 1 Milliarde Euro belaufen. Der Aufbau hat bereits begonnen. Bis zum Jahresende müssen die ersten 1000 Antennen ans Netz, um die Auflagen der Bundesnetzagentur aus der Frequenzvergabe zu erfüllen. Mitte 2023 sollen dann die ersten Mobilfunkkunden ins Netz.

(vbr)