Pornhub: Visa und Mastercard suspendieren Zahlungen für Werbung

Endkunden können bei Pornhub sowieso nicht mit Visa-Karten zahlen. Jetzt dürfen auch Werbekunden nicht mehr.

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Damenslip liegt auf einem Bett

(Bild: Tatiana_Kuzmina/Shutterstock.com)

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Visa und Mastercard stellen die Abwicklung von Zahlungen an das kanadische Unternehmen Trafficjunky ein. Dieses Unternehmen vermittelt Reklame auf MindGeek-Webseiten, darunter Pornhub. Nach eigenen Angaben vermittelt Trafficjunky 4,6 Milliarden Anzeigenimpressionen täglich, davon zwei Drittel an Männer und ein Drittel an Frauen. Mit der Sperre reagieren Visa und Mastercard auf die jüngst ergangene Entscheidung eines US-Bundesbezirksgerichts: Mindgeek und Visa müssen sich der Schadenersatzklage einer Frau stellen, deren damaliger Freund ein Video auf Pornhub hochgeladen hat, auf dem die Klägerin als 13-Jährige bei sexuellen Handlungen zu sehen ist.

Das Unternehmen Visa habe gewusst, dass der Pornoseitenbetreiber Mindgeek mit Sexvideos mit Kindern Geld verdiente, stellte Richter Cormac Carney in seiner Entscheidung fest. Damit lehnte er Visas Antrag, aus dem Verfahren auszuscheiden, ab. Allerdings hat zum tatsächlichen Sachverhalt noch kein Beweisverfahren stattgefunden. Im aktuellen Stadium des Vorverfahrens muss das Gericht annehmen, die Vorbringen der Klägerin seien allesamt wahr. Visa kann seine Beweise erst später vorbringen.

"Aus unserer Sicht sind Rolle, Vorschriften und Geschäftsgebaren [Visas] falsch dargestellt worden", schreibt Visa-CEO Alfred Kelly, Jr., in einem aktuellen Blogpost, "Die Vorwürfe sind abstoßend und stehen in direktem Widerspruch zu Visas Werten und Zielen." Und: "Wir freuen uns darauf, ein Licht auf die Anstrengungen zu werfen, die Visa unternimmt, um die Integrität unserer Mitarbeiter und unseres Netzwerkes sicherzustellen."

Nicht zuletzt ist der Einsatz von Visa-Karten für Illegales grundsätzlich verboten, und ausdrücklich wenn es um die Darstellung sexueller Handlungen ohne Zustimmung der Gezeigten sowie sexuellen Kindesmissbrauchs generell geht. Außerdem sind Zahlungen auf Webseiten mit nutzergenerierten Inhalte (user generated content) seit Dezember 2020 unzulässig. "Entgegen dem, was sie in den letzten Tagen vielleicht gelesen haben, können Sie ihre Visa-Karte auf Pornhub nicht einsetzen", stellt Kelly klar.

Das gilt auch für Mastercard, American Express, Diners Club & Co. In den USA akzeptiert Pornhub für das "Premium-Abonnement" nur Banktransfers und Kryptowährungen, in Kanada überhaupt nur Letztere, und in Deutschland Lastschriften und ebenfalls Kryptowährungen. Allerdings können Visa-Karten weiterhin auf MindGeek-Webseiten genutzt werden, die ausschließlich professionelle Sexarbeiter zeigen – sofern solche Unterhaltung im jeweiligen Land legal ist.

Mastercard teilt in einer kurzen Stellungnahme mit, ebenfalls Zahlungen an Trafficjunky einzustellen. Diese indirekten Pornhub-Umsatz seien "außerhalb der Wahrnehmung" Mastercards erfolgt. Was den Mastercard-Einsatz direkt auf Pornographie-Webseiten anbelangt, verlangt der Finanzdienstleister unter anderem, dass die Betreiber alle Videos vor Veröffentlichung überprüfen, auch hinsichtlich des Alters aller Dargestellten, und dass jede gezeigte Person das Recht auf Entfernung ihrer Videos haben muss.

Das Gerichtsverfahren heißt Serena Fleistes v. Mindgeek et al und ist am Bundesbezirksgericht für Zentralkalifornien unter dem Az. CV 21-04920 anhängig.

(ds)