"Monat der Sternschnuppen": Perseiden 2022 – ein paar Fototipps

Der August ist bekannt als der "Monat der Sternschnuppen". Auch dieses Jahr lassen sich die kosmischen Trümmerteile beim Eintritt in die Atmosphäre beobachten.

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(Bild: justinbraun/Shutterstock.com)

Lesezeit: 7 Min.
Von
  • Peter Mein
Inhaltsverzeichnis

Jedes Jahr im August quert die Erde auf ihrem Weg um die Sonne die Bahn des Kometen Swift-Tuttle. Er hat hier, in Sonnennähe, über die Jahre einiges an Bruchstücken verloren – und wenn diese dann in der Erdatmosphäre verglühen, sehen wir Sternschnuppen.

c't Fotografie 2/24

Sternschnuppen, die aus so einem Trümmerfeld auf der Erdbahn entstehen, scheinen für den Beobachter auf der Erde ihren Ursprung am Himmel in einem einzigen Punkt zu haben. Dies ist ein ähnlicher Effekt, als wenn man im Winter mit dem Auto durch Schneeflocken fährt. Auch hier scheinen die Flocken genau aus einem Punkt in Fahrtrichtung vor der Frontscheibe zu kommen.

Die Erde ist in den Tagen, wenn die Kometenbahn gequert wird, gerade in Richtung des Sternbildes Perseus unterwegs. Daher gibt es den Effekt, dass die Sternschnuppenbahnen scheinbar alle ihren Ursprung in diesem Sternbild haben. Und daher auch ihr Name: "Perseiden".

Das Sternbild Perseus lässt sich ab Mitternacht recht einfach lokalisieren: Hoch im Südosten findet man eine Raute aus vier hellen Sternen, das sogenannte Herbstviereck im Sternbild Pegasus. Vom linken Stern dieser Raute geht horizontal eine Kette hellerer Sterne weiter nach links ab (das Sternbild Andromeda), die an ihrem linken Ende auf einen senkrechten Bogen aus Sternen trifft, die das Sternbild Perseus bilden.

Der östliche Sternenhimmel Mitte August gegen 2 Uhr morgens

(Bild: Starry Night)

Die Perseiden sind übrigens auch als "Tränen des Laurentius" bekannt, benannt nach dem christlichen Märtyrer Laurentius, der im 3. Jahrhundert am 10. August in Rom verbrannt wurde, genau zum Beginn des Maximums des Meteorstroms. Die ersten dokumentierten Beobachtungen der Perseiden stammen allerdings aus China, und sind mit 2000 Jahren sogar noch etwas älter als die Laurentius-Legende.

Das Jahr 2022 ist ein normales Jahr für die Perseiden: Es wird zur Zeit des Maximums in der Nacht vom 12. Auf den 13. August mit bis zu 100 Sternschnuppen pro Stunde gerechnet. Nüchtern betrachtet heißt das aber folgendes:

  • "Bis zu 100" ist ein Maximalwert. Eine Garantie, dass dieser erreicht wird, gibt es nicht.
  • Von den (maximal) 100 Sternschnuppen geht die Hälfte auf der anderen Seite der Erde nieder, die können wir also gar nicht sehen.
  • Und wenn man die restlichen 50 dann über die Stunde verteilt, hat man im Durchschnitt weniger als eine Sternschnuppe pro Minute. Und selbst da kann es sein, dass man in einem kurzen Zeitraum 3 oder 4 Sternschnuppen sieht, und dann minutenlang wieder keine Einzige.

Also sollte man sich, ehe man zu sehr enttäuscht wird, von dem Bild eines kontinuierlichen „Regens“ aus Sternschnuppen verabschieden. Was man aber erwarten kann ist, dass man bei längerer Beobachtung (mindestens 15 Minuten) des Himmels doch eine Handvoll Sternschnuppen sieht.

„Das Maximum wird in der Nacht vom 12. Auf den 13. August erwartet“ heißt es für 2022. Das bedeutet aber nicht, dass die Perseiden nur in dieser Nacht zu beobachten sind. Bereits jetzt sind jede Nacht viele Perseiden unterwegs, es werden dann von Nacht zu Nacht mehr, mit dem Maximum um den 12. August herum. Danach nimmt die Anzahl pro Nacht allerdings rapide ab, und nach dem 16. August wird man schwerlich noch eine Perseiden-Sternschnuppe zu sehen bekommen.

Das heißt aber auch, dass man nicht unbedingt am 13.8. in den frühen Morgenstunden zur Beobachtung raus muss. Ein paar Nächte früher oder ein, zwei Nächte später hat man auch noch die Chance. Dieses Jahr empfiehlt es sich möglichst früh auf die Jagd zu gehen, da momentan der zunehmende Mond noch recht tief steht. Ab dem Vollmond am 12. August, leider genau zum Maximum, steigt der Mond im Verlauf der folgenden Nächte immer höher an den Himmel, und er geht dann auch nicht mehr vor Sonnenaufgang unter. Und ein fast voller Mond, der den Himmel überstrahlt, ist mit das größte Hindernis bei der Sternschnuppenjagd.

Sternschnuppen zu erwischen ist Glücks- und Geduldssache. Um sie zu fotografieren gibt es mehrere Strategien.

Übrigens ist die ideale Zeit für die Beobachtung der Perseiden zwischen 2 und 4 Uhr morgens. Dies ist die Zeit, wenn wir von unserem Standort auf der Erde in Fahrtrichtung schauen, ohne dass die Sonne bereits bei der Beobachtung stört.

Jeder der schon mal eine Sternschnuppe gesehen hat, wird sich wahrscheinlich gut daran erinnern: Ein leuchtendes Objekt, hell wie ein Stern, was in Bruchteilen einer Sekunde über den halben Himmel huscht und so schnell verschwunden ist, wie es aufgetaucht ist. Etwas komplett anderes als ein Flugzeug, was langsam blinkend vorbeifliegt, oder ein Satellit, der ebenfalls langsam mit einem gleichmäßigen Licht seine Bahn am Himmel zieht. Für den Fotografen bedeutet dies vor allem zweierlei:

  • Die Sternschnuppen treten nicht eng begrenzt um das Sternbild Perseus auf, man muss vielmehr einen großen Bereich des Himmels mit der Kamera abdecken. Also möglichst ein Weitwinkelobjektiv verwenden, und die Kamera hoch in den Himmel Richtung Osten richten, eventuell mit dem Sternbild Perseus in der unteren linken Ecke. So deckt man die größte Fläche ab, auf der Sternschnuppen zu erwarten sind.
  • Sternschnuppen sind schnell. Bei langen Belichtungszeiten hat man mehr Chancen, eine oder mehrere Sternschnuppen zu erwischen. Also am besten Blende und Belichtungszeit so einstellen, dass man möglichst lange belichten kann, ohne dass der Himmel auf den Bildern zu hell wird. Aber Achtung: Die Blende nicht zu sehr zudrehen, sonst sind die Sternschnuppen eventuell zu lichtschwach.

Als Startpunkt empfehle ich ISO 400, Blende 4 und Belichtungszeiten ab einer Minute, aber dies ist sehr von der Kamera und dem Objektiv abhängig, also probieren Sie am besten vorher ein paar Aufnahmen aus. Und wenn sie einen Skytracker oder eine Pentax mit Astrotracer haben: Schaltens sie diese Nachführung ein. Und mit ein wenig Glück haben Sie dann eine oder mehrere Sternschnuppen im Bild.

Sternschuppen zu fotografieren ist Glückssache. Niemand weiß, wann und wo eine Sternschnuppe herunterkommt, und mit ein wenig Pech ist die Ausbeute einer Nacht sehr mau. Aber wenn Sie es sich auf einen Liegestuhl im Garten bequem machen, die Kamera auf einem Stativ neben sich haben und einfach mal den Himmel beobachten, wenn die Aufnahme läuft, können Sie die ganze Aktion auch ohne Stress genießen. Und wenn Sie dabei eine Sternschnuppe sehen: Vergessen Sie nicht, sich etwas zu wünschen.

(keh)