"Total verantwortungslos": Russischer Satellit spioniert wohl US-Pendant aus

Erneut ist ein russischer Satellit ungewöhnlich nah an einem US-Spionagesatelliten unterwegs. Offenbar soll der direkt vor Ort inspiziert werden.

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Die beiden Satellitenbahnen

(Bild: sattrackcam.blogspot.com)

Lesezeit: 2 Min.

Das US-Militär hat Russland für den Einsatz eines Satelliten kritisiert, der seit Anfang des Monats außergewöhnlich nah an einem mutmaßlichen Spionagesatelliten der USA unterwegs ist. "Das Verhalten ist völlig unverantwortlich", sagte der US-General und Kommandeur des United States Space Command, James Dickinson, gegenüber NBC. Man sehe, dass der Satellit in einem ähnlichen Orbit wie einer der wertvollen Satelliten der US-Regierung unterwegs sei und beobachte das sehr genau. Bei dem russischen Satelliten scheint es sich US-Medienberichten zufolge um eine Art Beobachter zu handeln, der unter dem US-Spionagesatelliten unterwegs ist und diesen womöglich ausspionieren soll.

Worum es bei dem mutmaßlich ausspionierten US-Satelliten handelt, ist nicht bekannt. Gestartet wurde NROL-87 Anfang Februar mit einer Rakete von SpaceX. Entwickelt wurde der Satellit für den US-Militärnachrichtendienst NRO (National Reconnaissance Office), es handelt sich also um einen Spionagesatelliten. Der ist aber vor wenigen Tagen offenbar selbst zum Ziel geworden: Am 1. August wurde vom nordrussischen Kosmodrom Plessezk ein ebenfalls geheimer Satellit gestartet, der die Bezeichnung Kosmos 2558 trägt. Schon kurz danach hat der niederländischer Satellitenbeobachter Marco Langbroek darauf hingewiesen, dass der russische Satellit sich dem US-Pendant auf wenige Dutzend Kilometer nähert.

Was genau im Orbit mit den beiden Satelliten passiert, ist unklar, beim US-Militär geht man dem NBC-Bericht zufolge aber davon aus, dass Russland versucht, den US-Satelliten auszukundschaften. Es wäre nicht das erste Mal, dass so etwas probiert wird. Schon 2020 war beobachtet worden, wie sich ein russischer Satellit einem US-Spionagesatelliten auffallend stark näherte. Das erste Beispiel für einen solchen "Inspektor"-Satelliten war aber wohl einer aus den USA namens Power. Auch China betreibt womöglich ein vergleichbares Programm. Insgesamt deutet das Geschehen einmal mehr darauf hin, dass die Konflikte im Orbit zunehmen und bestehende Regularien nicht ausreichen.

(mho)