Reparaturbonus 2.0 in Thüringen – NABU wirbt für Bonus auf Bundesebene

In Thüringen ist die Wiederauflage des Reparaturbonus erneut ein Erfolg. Der NABU wünscht sich nun, dass der Bonus als Hilfsmaßnahme auch auf Bundesebene kommt.

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Smartphone wird repariert

(Bild: adriaticfoto/Shutterstock.com)

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Die Nachfrage nach dem Thüringer Reparaturbonus soll auch nach der Neuauflage der Aktion zum 31. Mai 2022 hoch sein. In den ersten drei Monaten seit Wiederaufnahme haben 5675 Menschen den Bonus beantragt. Das erklärte das Thüringer Umweltministerium gegenüber der dpa.

Der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) fordert nun in der aktuellen Energiekrise mit steigenden Verbraucherpreisen, dass ein Reparaturbonus deutschlandweit eingeführt werden sollte – als Teil eines kommenden Entlastungspakets. So könnte die hohe Inflation ökologisch und sozialgerecht ausgeglichen werden. Thüringen setzt sich auf Bundesebene seit Erfolg des eigenen Modells dafür ein, dass ein Reparaturbonus deutschlandweit eingeführt wird.

Thüringen hatte 2021 als erstes Bundesland für einige Monate zusammen mit der landeseigenen Verbraucherzentrale einen Reparaturbonus aufgelegt, damit Bürgerinnen und Bürger einen Anreiz erhalten, defekte Geräte auf Reparatur zu prüfen, bevor sie womöglich auf dem Müll landen. Schon die erste Auflage des Programms zeigte sich als Erfolg.

Entscheiden sich Verbraucherinnen und Verbraucher für eine Reparatur ihrer defekten Geräte, können sie vom Land bis zur Hälfte der Kosten erstattet bekommen. Allerdings gilt eine Höchstgrenze von bis zu 100 Euro Erstattung pro Jahr pro Person. Außerdem darf die eingereichte Rechnung einer Reparatur nicht älter als drei Monate sein.

In Österreich hat sich nach einigen erfolgreichen lokalen Angeboten ein bundesweiter Reparaturbonus durchgesetzt. Der Fördertopf in Österreich wurde mit 130 Millionen Euro für die Jahre 2022 bis 2026 gefüllt. In Thüringen liegt er jetzt bei 600.000 Euro.

Der NABU fordert nun, dass ein bundesweiter Reparaturbonus Teil eines weiteren Entlastungspakets sein sollte. Reparaturen seien oft noch wegen zu hoher Kosten für Ersatzteile zu teuer, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Miller. Zugleich seien sie aufgrund des Produktdesigns häufig auch sehr kompliziert. Hieran könne etwa ein Recht auf Reparatur etwas ändern, für das sich auch der Runde Tisch Reparatur einsetzt.

Ein Reparaturbonus käme aus Sicht des NABU gerade auch bei den Menschen an, "für die hohe Neuanschaffungskosten in den kommenden Monaten zu einem richtigen Problem werden können". Er sei ein "einfaches und bereits erprobtes Instrument, um die Natur und Menschen – gerade in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten – effektiv zu entlasten."

Der NABU wünscht sich für Deutschland ein bundesweites Programm nach Thüringer und Österreicher Vorbild. Es müsse allerdings auch mit einem ausreichenden Budget ausgestattet werden.

In Thüringen ist das Förderprogramm auf einige Gerätekategorien beschränkt. Verbraucherinnen und Verbraucher können in einer Geräte-Liste nachsehen, was genau gefördert wird.

Laut Ministerium würden die meisten Anträge bisher für Küchengeräte wie Herde und Kühlschränke eingereicht. Zudem sei auch die Nachfrage nach Reparaturen für Laptops, Handys und Fernsehgeräte groß. Allein für die Reparatur von Handys gingen dem Ministerium zufolge bisher 1761 Anträge ein. 706 Anträge betrafen Waschmaschinen, in 551 Fällen gehe es um Kaffeemaschinen.

Pro Tag erreichen die Verbraucherzentrale Thüringen zwischen 50 und 100 Anträge. Die Verbraucherzentrale kümmert sich um die Abwicklung des Bonus. Auffällig sei, dass rund jede dritte der eingereichten Rechnungen mehr als 200 Euro umfasse und hier die höchste Fördersumme von 100 Euro ausgezahlt werde.

Mit der Neuauflage des Bonus wurden auch einige Neuerungen aufgenommen. Seit Mai dürfen Menschen in Thüringen auch selber schrauben, wenn sie dafür ein Repair-Café aufsuchen. Laut Umweltministerium wurden bisher in 32 Fällen Anträge eingereicht, die Einsätze von Repair-Cafés bezuschussen sollen. Mehr als jeder zweite Antragsstellende wählte für die Reparatur außerdem ein lokales Fachgeschäft. Überdies können die Anträge nun digital eingereicht werden.

Der erste Fördertopf aus dem Jahr 2021 mit 400.000 Euro war bereits nach vier Monaten leer. Damals wurden knapp 7000 Förderanträge gestellt.

(kbe)