Raumfahrt: Europa prüft Nutzung von SpaceX-Raketen, bis Ariane 6 fliegt

Seit dem Krieg in der Ukraine schickt Europa keine Nutzlasten mehr mit russischen Raketen ins All. Möglicherweise soll SpaceX bald übergangsweise einspringen.

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(Bild: SpaceX)

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Die Europäische Weltraumagentur überlegt, Nutzlasten vorübergehend mit Raketen von SpaceX ins Weltall zu schicken. Das sagte ESA-Chef Josef Aschbacher der Nachrichtenagentur Reuters. Dazu gebe es bereits erste Gespräche und technische Absprachen. Mit dem Schritt würde dem Umstand Rechnung getragen, dass Europa seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine keinen Zugriff mehr auf russische Sojus-Raketen hat, die vorher regelmäßig eingesetzt wurden. Noch sei aber nichts entschieden, möglich sei auch ein Ausweichen auf japanische oder indische Raketen, meint Aschbacher. Der gibt sich auch zuversichtlich, dass es nur um eine Übergangszeit geht, bis die europäische Ariane 6 einsatzbereit ist.

Europa hat bislang für Starts kleiner Nutzlasten auf die europäische Vega-Rakete, für mittlere auf die Sojus und für die größten auf die Ariane 5 gesetzt. Eigentlich war ein kontinuierlicher Übergang von der Ariane 5 auf die Ariane 6 vorgesehen, die hat sich aber zuletzt immer weiter verspätet. Der erste Start einer Ariane 6 ist vor wenigen Wochen auf frühestens 2023 verschoben worden. Die restlichen Starts der Ariane 5 sind ausgebucht und die Sojus nicht mehr verfügbar. Ob tatsächlich eine Alternative für einen Übergangszeitraum nötig wird, werde sich im Herbst zeigen, meint Aschbacher. Dann werde klar, wann die Ariane 6 abheben kann. Die Wahrscheinlichkeit, dass eine Handvoll Starts mit einer anderen Rakete gestartet werden muss, sei aber bereits hoch.

Alle verbleibenden Starts mit russischen Sojus-Raketen vom europäischen Weltraumbahnhof Kourou in Französisch-Guayana waren Anfang März abgesagt worden. Das war eine Reaktion auf den russischen Angriff auf die Ukraine, eine erneute Nutzung der russischen Technik scheint ausgeschlossen. Aschbacher bezeichnete den Krieg gegenüber Reuters jetzt als Weckruf, der aufgezeigt habe, dass man zu sehr auf Russland angewiesen gewesen sei. Von der Abkehr von russischen Raketen besonders betroffen war das Raumfahrtunternehmen OneWeb, das eine Konstellation für Satelliteninternet aufbaut. Für die Starts ist es später auf SpaceX ausgewichen.

Das Raumfahrtunternehmen von Elon Musk profitiert bislang besonders vom Wegfall der russischen Alternativen und sammelt immer mehr Aufträge. Dass SpaceX Starts in hoher Frequenz meistern kann, zeigt das Unternehmen seit Wochen und Monaten beim Aufbau des eigenen Satelliteninternets Starlink. Schon im Juli hatte es den eigenen Rekord für die meisten Raketenstarts in einem Jahr gebrochen.

(mho)