19C3: Erste "Kollateralschäden" der Hacker im Web

Das Diskussionforum der Polizei Niedersachsen und die Büchereizentrale Schleswig-Holstein sind gegenwärtig -- ganz dem Congressmotto entsprechend -- "Out of Order".

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Die jährlich stattfindenden Chaos Communication Congresse sind eigentlich dazu gedacht, neue Rechnertechnologien kritisch zu prüfen und Strategien gegen Überwachung, gegen Webzensur und die Eingrenzung des Kulturraums Internet oder Videoüberwachung zu entwerfen. Ferner geht es der Hackergemeinde darum, die verfassungsmäßig zugestandenen Informationsfreiheiten auch tatsächlich einzufordern.

Aber genauso darf der vom ausrichtenden Chaos Computer Club (CCC) propagierte "Spaß am Gerät" natürlich nicht fehlen. Ein paar Freaks auf dem diesjährigen Stelldichein der Szene, das noch bis in die frühen Morgenstunden des Montags im Haus am Köllnischen Park in Berlin stattfindet, meinten es aber anscheinend zu gut mit dem Motto und steigerten sich in die selbstzuerkannte Rolle von Sicherheitstestern im Web hinein.

Lücken fanden sie beispielsweise in der technischen Implementierung des virtuellen Diskussionsforums der Polizei Niedersachsen, in dem die Surfer seit der CeBIT unter Begleitung von Experten über die Bedrohung durch "Cybercrime" debattieren können. Normalerweise zumindest, denn seit der Nacht von Freitag auf Samstag meldete sich die vom Hannoveraner Polizeiamt für Technik und Beschaffung betreute Seite nur noch mit "Fehler 404". Angeblich gebe es das gewünschte WWW-Angebot nicht. Doch auf dem Chaos Communication Congress ist man sich sicher, dass die Beamten mit Hochdruck an einer baldigen Lösung arbeiten. Rätselraten herrscht dagegen, ob auch bereits die Homepage der Landespolizei von böswilligen Crackern entstellt wurde: Dort hält auf einer humorvollen Grafik ein Maskierter einem Schneemann den Fön wie eine Waffe ins Gesicht, während das Webmasterteam noch besinnliche Weihnachten wünscht und bittet, nach dem Alkoholgenuss nicht mehr Auto zu fahren.

Ein Problem hat seit Samstag auch die Büchereizentrale Schleswig-Holstein. Ein Unbekannter hat mehrere Sicherheitslücken wie einen offenen Telnet-Port auf ihrem Webserver gefunden und die Seite daraufhin vollkommen verunstaltet. So prangt darauf momentan groß das Congress-Logo. Daneben räkelt sich ein seine Avatar-Blößen nur durch luftige Aqua-Hüllen notdürftig bedeckendes iMac-Girl. Glücklicherweise haben die anscheinend noch leicht pubertierenden Cracker einen Hinweis angefügt, wonach sich der CCC "von dieser Aktion distanziert". Sie stehe in keinem Zusammenhang mit den "Ereignissen" auf dem Congress.

Besonders nett macht sich der CCC-Gruß aber auf der Website der wahlkämpfenden Hessen-CDU (Bild), wo er sich auf gelbem Untergrund hübsch komplementär in das blaue Design der Seite einfügt. Auch dort findet sich neben einer spöttischen Bemerkung "Vielleicht hätten Sie jemand fragen sollen, der sich damit auskennt - da hilft auch keine Rasterfahndung!" ein Disclaimer "PS: Der CCC e.V. ist nicht hierfür verantwortlich!" (Stefan Krempl)/ (cp)