Whistleblower-Vorwürfe gegen Twitter: Ein Geschenk für Elon Musk
Twitters Ex-Sicherheitschef bereitet seine Beschwerde gegen den Konzern angeblich schon länger vor, als Elon Musk die Übernahme plante. Dem kommt sie zupass.
(Bild: Tada Images/Shutterstock.com)
Die schweren Vorwürfe des ehemaligen Sicherheitschefs von Twitter gegen den Konzern dürften auch Folgen für die juristische Auseinandersetzung um die geplante und abgebrochene Übernahme durch Elon Musk haben. Das Anwaltsteam des US-Milliardärs hat direkt nach deren Bekanntwerden eine Vorladung von Peiter Zatko vor Gericht gefordert, berichten US-Medien. Der hatte seine Enthüllungen zwar angeblich schon vor Beginn des Übernahmeversuchs vorbereitet, aber mit Äußerungen zur Zahl von automatisierten Bot- und Spam-Accounts dürfte er Musk in die Karten spielen. So meint Zatko alias "Mudge" dass die Verantwortlichen von Twitter wenige oder gar keine Anreize hätten, die Zahl solcher Accounts zu ermitteln: "Bewusste Ignoranz war die Norm", behauptet er.
Vorwürfe scheinen Kritik von Musk zu bestätigen
Zatko hat sich als Whistleblower mit seiner Beschwerde im Juli an die US-Börsenaufsicht Securities Exchange Commisssion (SEC), die Handelsbehörde Federal Trade Commission (FTC) und das US-Justizministerium gewandt. Auf Basis einer teils geschwärzten Fassung hatte die Washington Post das jetzt öffentlich gemacht. "Mudge" kritisiert darin die Sicherheitskultur bei Twitter und wirft dem sozialen Netzwerk vor, wirtschaftlichen Erfolg und Wachstum des Unternehmens stets vor Sicherheit und Datenschutz zu setzen. Außerdem heißt es, dass die wahre Zahl von automatisierten Bot- und Spam-Accounts "deutlich höher" sein dürfte, als von Twitter behauptet. Genau diesen Vorwurf hat Elon Musk zur zentralen Begründung für seinen Versuch gemacht, die Übernahme abzublasen.
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Darüber hinaus wirft Zatko Twitter und namentlich dem Geschäftsführer Parag Agrawal vor, die Öffentlichkeit in Bezug auf die Qualität der Systeme zur Bekämpfung von Spam zu täuschen. "Agrawals Tweets und Twitters früher Blogeinträge legen irreführenderweise nahe, dass die Twitter proaktive und ausgeklügelte Systeme einsetzt, um Spam-Bots zu zählen und zu blockieren", schreibt der Ex-Sicherheitschef: "In Realität handelt es sich um zumeist veraltete, nicht überwachte, einfache Skripte und überarbeitete, ineffiziente, unterbesetzte Teams aus Menschen, die nur reagieren." Laut US-Medien geht es auf 11 der insgesamt 84 Seiten der Beschwerde um die Bot-Problematik.
Twitter selbst hatte vor wenigen Tagen die Teams zusammengelegt, die für den Kampf gegen Desinformation und verletzende Inhalte sowie gemeldete Profile und Spam-Accounts zuständig sind. Das berichtet Reuters unter Berufung auf eine interne Anweisung. Man müsse sich auf spezifische Probleme konzentrieren und als Team zusammenarbeiten, nicht getrennt in Silos, heißt es demnach in der Begründung. Dem Schritt seien drastische Einsparungen am Personal vorausgegangen, das gegen schädliche und gefährliche Inhalte vorgehen soll. Intern scheint die Reorganisation und die Gründung des Teams "Health Products and Services (HPS)" aber keine signifikanten Auswirkungen zu haben, meint dem Bericht zufolge ein anonymer Angestellter.
(mho)