Ethereums Umstieg auf Proof of Stake: Am 6. September beginnt der Merge

Lange angekündigt und immer wieder aufgeschoben: Ethereums Wechsel vom Mining zum Konsensverfahren Proof of Stake. Jetzt steht schon mal das Startdatum.

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(Bild: Tobias Arhelger / Shutterstock.com)

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Ethereums mit Spannung erwarteter Umstieg auf das Konsensverfahren Proof of Stake hat nun einen offiziellen Starttermin. Am 6. September dieses Jahres soll der zweistufige Protokollwechsel beginnen. Den Anfang macht die Aktivierung des Bellatrix genannten Updates auf der bereits mit Proof of Stake arbeitenden Beacon-Chain, wie die Ethereum-Foundation mitteilte. Zuvor wurden schon alle Testnetze erfolgreich umgestellt.

Erwartet wird das Update am 6. September ungefähr gegen 13:30 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit; ausschlaggebend ist das Erreichen der Epoche 144896. Eine Epoche ist ein Grundkonzept des Staking-Verfahrens von Ethereum. Sie umfasst 32 aufeinander folgende Zeitslots von je 12 Sekunden, wobei in jedem Slot ein zufällig ausgewählter Validierer einen neuen Block vorschlagen kann. Eine solche Epoche dauert also, sofern das Netzwerk optimal läuft, 6,4 Minuten.

Auf das Bellatrix-Update folgt dann der zweite Schritt des Paris genannten Updates für die noch auf Proof of Work laufende Netzwerkschicht. Hier ist das Erreichen eines festgelegten Schwierigkeitswerts beim Mining ausschlaggebender Trigger. Die "Difficulty" gibt an, wie viele Hashwerte ein Miner im Durchschnitt produzieren muss, bis er einen gültigen zur Blockproduktion findet.

Sobald der Wert der "Terminal Total Difficulty" von 58.750.000.000.000.000.000.000 (58,75 Trilliarden) erreicht ist, soll es sich endgültig ausgeschürft haben. Der nächste Block werde dann, so das Update funktioniert, im PoS-Verfahren erzeugt. Nach Abschluss von zwei Epochen, also ungefähr 13 Minuten, werde dieser Block als final gesehen und damit der Übergang abgeschlossen.

Wann genau der Block mit der Zielschwierigkeit erzeugt wird, hängt von der Leistung ab, die sich zum Schürfen versammelt. Die Ethereum-Entwickler schätzen, dass es zwischen dem 10. und 20. September so weit sein könnte. Tools für eine Zeit-Schätzung finden sich hier und hier. Sollte die Difficulty verfrüht erreicht werden oder gar nötige Hashrate verloren gehen, kann das Ziel auch clientseitig angepasst werden.

Ethereums Übergang wird meist als Merge bezeichnet, also Verschmelzung, weil es darum geht, im bestehenden Mainnet den noch mit Proof of Work arbeitenden Ausführungs-Layer mit der Proof of Stake verwendenden Beacon Chain zusammenzuführen. Die Beacon Chain ist seit Ende 2020 in Betrieb. Sie führt einen Konsens-Layer ein, bei dem Blöcke dann nicht mehr durch das rechen- und stromintensive Finden von passenden Hashes bestätigt werden.

Stattdessen gibt es nun die Rolle des Validierers. Um Validierer zu werden, muss man eine Mindestmenge Ether hinterlegen und einen Full Node betreiben (derzeit 32 Ether); alternativ kann man auch ohne Full Node an einem Validierer-Pool mit weniger Mindesteinlage teilnehmen.

Bestätigen Validierer Blöcke wahrheitsgemäß, erhalten sie als Belohnung Coins – Staking genannt. Senden bösartige Validierer falsche Ergebnisse ins Netzwerk, die andere Teilnehmer nicht bestätigen können, wird der hinterlegte Ether-Anteil reduziert. Aktuellen Daten nach sind bereits über 13,3 Millionen Ether zum Staking hinterlegt. Die benötigte Energie zum Bestätigen neuer Blöcke in der Blockchain soll dann schlagartig um 99,95 Prozent fallen.

Wer gerne staken möchte, sollte beachten, dass die nötige Einlage in Ethereum bis auf Weiteres eingefroren ist. Erst nach dem erfolgten Merge solle es weitere Updates geben, die den Stakern dann auch wieder die Verfügung über ihre Einlage ermöglichen.

Endnutzer, die Ether-Guthaben auf eigenen Wallets oder einer Börse halten, müssten laut den Ethereum-Entwicklern vorerst keine besonderen Schritte für das Update vornehmen. Eventuelle auftauchende Anleitungen von Wallet-Diensten oder Börsen sollten aber unbedingt auf Echtheit geprüft werden, da mit Betrugsversuchen zu rechnen sei. Nodebetreiber sind hingegen aufgerufen, auf die aktuellsten Versionen ihrer Clientsoftware zu wechseln; von ihrer Akzeptanz hängt der Erfolg des Updates letztlich ab in dem dezentralen Netzwerk Ethereums. Ebenfalls sollten auch Geth-Nutzer der letzten Version v1.10.22 wegen eines Bugs in der Software dringend auf v1.10.23 umsteigen. Downloadlinks sowie weitere Hinweise finden sich in der offiziellen Mitteilung.

Ethereum wird mit dem Umstieg übrigens weder schneller in der Transaktionsverarbeitung noch günstiger bei den Gas genannten Ausführungs-Gebühren. Hohe Netzwerkauslastung mit vielen Transaktionen hatten bislang die Kosten immer wieder hochgetrieben. Vor allem Zuge des inzwischen verblassten NFT-Hypes kam es mitunter dazu, dass die Gebühren höher als der Wert der eigentlichen Transaktionen lagen. Abhilfe in Sachen Skalierung soll unter anderem der nächste Schritt auf der Roadmap schaffen: "Sharding". Dazu soll Ethereum in 64 kleinere Blockketten aufgeteilt werden

Update

Informationen für Nodebetreiber und zu Geth im Text ergänzt.

(axk)