EthereumPoW: Ein Fork für endloses GPU-Mining bahnt sich an

Die Kryptowährung Ethereum will im September den Abschied vom Mining schaffen. Bei dem großen Update könnte sich das Netzwerk aber in zwei Coins aufspalten.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 186 Kommentare lesen
Ethereum,Mining.,Using,Powerful,Video,Cards,To,Mine,And,Earn

(Bild: Wit Olszewski / Shutterstock.com)

Lesezeit: 5 Min.

Angesichts des im September geplanten Merge-Updates für Ethereum haben mehrere Krypto-Börsen bereits die Unterstützung für einen möglichen Fork anklingen lassen, der weiter dem energieintensiven Mining treu bleibt. So erklärte als jüngstes Beispiel der Handelsplatz Bitfinex, vorab schon einmal Tokens im Derivatehandel auf die eventuell bald entstehenden zwei Coins anzubieten. Je nach Ausgang des Updates könne man diese dann in die entstandenen Coins tauschen. Die Börse Huobi hatte sich gar für neutral erklärt und werde alle aus dem Update entstehenden Coins unterstützen, sofern sie Sicherheitsansprüchen genügten. Ähnliches war von den Börsen Gate.io, Bitmex und Poloniex zu vernehmen.

Die weltgrößte Börse Binance hält sich die Option bislang offen. Man stehe hinter dem Merge und werde im Fall einer Aufspaltung zumindest darüber nachdenken, ob man auch einen eventuellen Alternativ-Coin aufnehme, hieß es in einem Blogbeitrag. Die Börsen Kraken und Coinbase äußerten sich bislang noch nicht auf Anfrage von heise online.

Allerdings gab es auch schon klare Absagen: So will Circle, Herausgeber des zweitgrößten Stablecoins USDC, keine Tokens auf einer separaten Proof-of-Work-Chain unterstützen. Auch der größte Stablecoin Tether wandte sich gegen Spaltungen der Community. Man stehe ausschließlich hinter einem Ethereum mit Proof of Stake. Ebenfalls erklärte das Chainlink-Protokoll seine Ablehnung für Proof-of-Work-Forks – Chainlink ist eines der größten Ethereum-Projekte zur automatisierten Fütterung von Smart Contracts mit Daten.

Ethereums Übergang wird meist als Merge bezeichnet, also Verschmelzung, weil es darum geht, im bestehenden Mainnet den noch mit Proof of Work arbeitenden Ausführungs-Layer mit der Proof of Stake verwendenden Beacon Chain zusammenzuführen. Die Beacon Chain ist seit Ende 2020 in Betrieb. Sie führt einen Konsens-Layer ein, bei dem Blöcke dann nicht mehr durch Mining, also das rechen- und stromintensive Finden von passenden Hashes bestätigt werden. Stattdessen gibt es nun die Rolle des Validierers, die sich mit einer Einlage von 32 Ether in diese Position einkaufen und für die Erzeugung regelkonformer Blöcke sorgen sollen.

Immer wenn ein dezentrales Netzwerk sein Protokoll so tiefgreifend ändert, können sich Teilnehmer entscheiden, die Änderung zu verweigern und weiterhin die Client-Software mit den alten Regeln zu verwenden. Damit entsteht eine gespaltene Blockchain, was auch als Fork bezeichnet wird: Ein Chain-Netzwerk baut seine Blöcke mit den neuen und das andere die seinigen mit den alten Regeln. Die Blockversionen sind nicht mehr miteinander kompatibel. Die beiden Chains teilen dann nur noch eine gemeinsame Historie – alle bisherigen Coins, NFTs, Smart Contracts sind zweimal vorhanden. Und die Zukunft läuft getrennt.

Angekündigt ist so ein Fork für Ethereum auch bereits. EthereumPoW nennen sich die Widerständler. In einem über Twitter veröffentlichten Manifest werfen die Macher der Ethereum Foundation vor, ihre Ideale über Bord geworfen zu haben – obwohl die Konsensumstellung schon seit jeher geplant ist. Statt auf Dezentralität zu setzen, werde Ethereum mit dem Staking zu einem Club der Reichen. Man wolle im eigenen Fork die sogenannte Difficulty Bomb abschalten und auch das als Miner-feindlich wahrgenommene Update EIP-1559 teilweise zurücknehmen, um weiter mit Hardware Coins schürfen zu können.

Die Difficulty Bomb ist ein Mechanismus, um möglichst viele Leute vom Mining zum Proof-of-Stake-Konsens zu bewegen: Die Anforderungen zum Finden passender Hashes für die Blöcke werden derart künstlich in die Höhe getrieben, dass sich das Mining schlicht nicht mehr lohnt. Ein Fork müsste diese Bombe sprichwörtlich entschärfen.

Als Kopf hinter EthereumPoW gilt der ehemalige Kryptowährungsschürfer und jetzige Risikokapitalgeber Chandler Guo. Seinen Angaben nach unterstütze ihn ein Team von 60 freiwilligen Entwicklern.

2016 kam es schon einmal bei Ethereum zu einem solchen Fork: Nach einem Hack gegen das Blockchain-Vorzeigeprojekt The DAO entschieden sich die Entwickler, die Folgen mit einem Hard Fork auszubügeln, der die Blockchain auf einen Stand ohne den Hack setzte. Kritiker sahen darin eine Verletzung zentraler Prinzipien, wie etwa der Integrität der Blockchain. Es formierte sich ein Projekt, das die Änderung nicht mittrug und dann als Alternative unter dem Namen Ethereum Classic etablierte. Auch Ethereum Classic wird übrigens weiterhin beim Schürfen bleiben.

Generell hat sich bislang aber eine überwältigende Mehrheit des Ökosystems rund um Ethereum klar hinter den Abschied vom Mining und den Umstieg auf Proof of Stake gestellt. Angesichts dessen ist es unwahrscheinlich, dass ein weiterer schürfender Ethereum-Zweig dem PoS-Ethereum den Rang als Nummer zwei unter den Kryptowährungen abknöpfen könnte. Ob das Merge-Update an technischen Schwierigkeiten scheitert, steht natürlich noch auf einem anderen Blatt.

(axk)