Mondmission Artemis-1: NASA analysiert Ursachen für Abbruch des Startversuchs

Noch ist unklar, ob am Freitag ein weiterer Startversuch unternommen werden soll. Der Missionschef gibt sich aber betont optimistisch.

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(Bild: NASA/Keegan Barber)

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Nach der Absage des ersten Startversuchs der Riesenrakete SLS der NASA am Montag suchen die Ingenieurinnen und Ingenieure weiter nach der Ursache der Probleme. Das Missionsmanagement wird dann am heutigen Dienstag zusammenkommen, um die gesammelten Daten und das weitere Vorgehen zu besprechen, teilte die US-Weltraumagentur NASA mit. Am Abend – beziehungsweise um Mitternacht MESZ – will die NASA ein erstes Update bekannt geben. Bislang gibt es kein Datum für einen weiteren Startversuch, die früheste Möglichkeit besteht aber am Freitag ab 18:48 Uhr MESZ. "Wir starten nicht, bevor alles stimmt", sagte NASA-Chef Bill Nelson noch. "Dies ist ein sehr kompliziertes System und alle Dinge müssen stimmen."

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Die US-Weltraumagentur erklärt noch einmal, dass die vier Triebwerke des Space Launch Systems bezüglich ihrer Temperatur darauf vorbereitet werden müssen, dass der extrem kalte Treibstoff zu ihnen fließt. Dazu wird flüssiger Wasserstoff aus der Hauptstufe zu ihnen geleitet. Als dieses "Zapfen" ("Bleeding") am Montag unternommen wurde, war das bei einem der Triebwerke nicht erfolgreich. Die Temperatur ist dort nicht ausreichend gesunken. Die Verantwortlichen bei der NASA halten es demnach für unwahrscheinlich, dass ein Problem am Triebwerk selbst vorliegt. Nun muss die weitere Analyse abgewartet werden.

"Freitag ist definitiv möglich", versicherte Missionschef Mike Sarafin derweil: "Wir brauchen aber Zeit, um auf alle Daten zu schauen." Am Samstag sei bereits ein Blitz in einen der Tower neben der 32 Stockwerke hohen Rakete eingeschlagen, ergänzte er noch. Vor dem Abbruch am Montag hat das Team ihm zufolge außerdem mehrere Schwierigkeiten beseitigt. So habe es ein kleineres Problem mit der Software-Konfiguration zum Tanken gegeben. Das sei schnell behoben worden, genauso wie ein Leck, das beim Betanken mit Wasserstoff festgestellt wurde. Schließlich habe es auch noch ein Problem mit einem Lüftungsventil gegeben, für das mehr Zeit gebraucht wurde. Dann hätten sich auch noch mögliche Wetterprobleme im zweistündigen Startzeitraum angekündigt.

"Die Rakete und ihre Komponenten bestehen aus Millionen Teilen", ordnete Nelson den Abbruch nach dem geplatzten Startversuch noch ein. "Unnötig zu erwähnen, dass diese Komplexität Respekt einflößend wird, wenn man auf einen Countdown hinarbeitet." "Wir haben zwar auf den Start von Artemis-1 gehofft, aber der Versuch heute liefert uns wichtige Daten zum Test der stärksten Rakete der Geschichte", ergänzte US-Vizepräsidentin Kamala Harris auf Twitter. Sie war nach Cape Canaveral geflogen. "Unser Engagement im Artemis-Programm bleibt standfest und wir werden zum Mond zurückkehren." Der deutsche Astronaut Alexander Gerst sagte noch: "Das ist der letzte Test. Beim nächsten sollen schon Menschen mitfliegen. Und da will man natürlich kein Risiko eingehen."

Die Mondmission Artemis-1 der NASA (13 Bilder)

Auf dem Weg zur Startrampe
(Bild: NASA/Joel Kowsky
NASA/Joel Kowsky)

Mit Artemis-1 soll das Artemis-Programm der NASA eingeleitet werden, die Riesenrakete SLS soll dabei die unbemannte Raumkapsel Orion zum Mond schießen. Die soll diesen dann mehrere Wochen umkreisen. Damit will die US-Weltraumagentur die Technik für das ambitionierte Programm testen, das die Rückkehr von Menschen auf den Mond zum Ziel hat – diesmal aber auf Dauer. Auf Artemis-2 sollen dann Menschen um den Mond kreisen und nach einem weiteren unbemannten Testflug soll die Crew von Artemis-3 dort dann schon landen. Das ist momentan für Mitte des Jahrzehnts geplant, an dem Zeitplan gibt es aber erhebliche Zweifel.

Für den ersten Startversuch gibt es jetzt noch zwei weitere Startfenster. Das nächste öffnet sich am Freitag (2. September ab 18:48 Uhr MESZ), das letzte am Montag (5. September ab 23:12 Uhr MESZ).

(mho)