Gaskrise: Logistikbranche warnt vor AdBlue-Knappheit

Der Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik warnt vor einem Stillstand des Straßengüterverkehrs. Die Bundesregierung betont, sie beobachte die Lage genau.

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Der Güterverkehr auf Deutschlands Straßen könnte bald stillstehen. Zu dieser drastischen Warnung greift der Bundesverband Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL) angesichts dessen, dass möglicherweise Adblue knapp wird.

Der Preis für das Additiv, mit dem aus Abgasen von Diesel-Fahrzeugen der Stickoxid-Ausstoß reduziert wird, habe sich von Januar 2021 bis Ende August 2022 vervierfacht, teilte BGL-Vorstandssprecher Dirk Engelhardt heise online mit. "Wir haben aber auch Mitgliedsunternehmen, bei denen sich die Einkaufspreise für AdBlue bereits bis dato verfünf- oder versiebenfacht haben." Dabei würden gut 90 Prozent der Lkw-Transporte auf deutschen Autobahnen und Bundesstraßen mit Lkw absolviert, die zwingend Adblue benötigen.

"Seitdem der größte Adblue-Produzent in Deutschland die Produktion eingestellt hat, läuft die Uhr." Damit bezieht sich Engelhardt auf den Hersteller SKW Piesteritz, dessen Produktion laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters seit etwa drei Wochen stillsteht. "Sind die AdBlue-Reserven bei Händlern und Transportunternehmen aufgebraucht, noch bevor die Bundesregierung den Ernst der Lage erkennt und geeignete Gegenmaßnahmen ergreift?", fragte Engelhardt.

Das Bundeswirtschaftsministerium (BMWK) schreibt dazu auf Anfrage von heise online, es beobachte die Lage bei AdBlue genau. Aktuell liege Brancheninformationen zufolge noch keine akute Mangellage in der Versorgung mit AdBlue vor. "Die inländische Produktion beziehungsweise der Import vor allem aus dem EU-Binnenmarkt decken derzeit noch die Nachfrage in Deutschland", heißt es aus dem Ministerium.

Teile der deutschen AdBlue-Produktion seien momentan aber gedrosselt oder vorübergehend eingestellt, schreibt das BMWK weiter. Die Versorgung könne aktuell sichergestellt werden, aber mit logistischem Mehraufwand. Das BMWK tausche sich dazu mit Verbänden aus, habe aber keine eigenen Informationen zur Marktlage. "Die Bundesregierung und insbesondere das BMWK arbeiteten kontinuierlich und mit Hochdruck daran, die Gasversorgung in Deutschland sicherzustellen und unabhängig von Energieimporten aus Russland zu werden." Da der Herstellungsprozess von AdBlue gasbasiert sei, sei dies auch für die inländische AdBlue-Produktion entscheidend.

Harnstoff, ein wichtiger Bestandteil der wässrigen Lösung Adblue, wird aus Erdgas als Ausgangsstoff gewonnen. Bereits im November 2021 hieß es, der Stoff würde knapp, da der Gaspreis zu der Zeit bereits stark angestiegen war. Das BMWK teilte heise online dazu mit, es sei sich bewusst, "dass die gestiegenen Energiepreise eine erhebliche Bedeutung für die Unternehmen haben und Unternehmen stark unter Druck setzen". Um Unternehmen zu unterstützen und Insolvenzen abzuwenden, habe das BMWK im April einen Rettungsschirm aufgespannt. Im dritten Entlastungspaket, das am vergangenen Wochenende vorgestellt wurde, seien weitere Unterstützungen vorgesehen.

(anw)