IFA

Kommentar zur IFA 2022: Ich war da und das war gut so

c't-Redakteurin Ulrike Kuhlmann war vergangene Woche in Berlin auf der IFA. Für sie hat sich dort gezeigt, wie wichtig persönliche Begegnungen sind.

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Berliner Funkturm auf dem Messegelände.

Lesezeit: 3 Min.

Während der IFA habe ich jede Menge spannende Gespräche geführt und viele Menschen getroffen, die ich pandemiebedingt zwei Jahre lang nicht mehr „in echt“ gesehen habe. Das hat mich sehr gefreut und damit war ich nicht allein – viele Fachbesucher und Aussteller haben mir das bestätigt. Also nicht, dass sie mich getroffen haben, sondern dass auch sie auf den Ständen der IFA und abends beim Netzwerken viele interessante – und nützliche – Gespräche geführt haben.

Ein Kommentar von Ulrike Kuhlmann

Ulrike Kuhlmann

Ulrike Kuhlmann war nach zwischenzeitlichem Sportstudium als Dozentin tätig, bevor sie beim Elektronikmagazin Elrad landete. Von dort wechselte die diplomierte Elektrotechnikerin zur c't, wo sie leitende Redakteurin ist. Ihr Steckenpferd ist die Displaytechnik.

Bestimmte Dinge lassen sich einfach besser in Persona erzählen. Es kommen plötzlich Themen auf den Tisch, die man gar nicht auf dem Schirm hatte. Und die ganz neue Impulse bringen für die Zusammenarbeit mit den Gesprächspartnern oder auch mit anderen Leuten. Ich habe während der Berliner Messe wertvolle Hinweise auf neue Themen bekommen, nette Menschen kennengelernt und natürlich mit alten Bekannten Erinnerungen aufgewärmt. Das hilft mir auch für die Zukunft, denn daran lässt sich im nächsten Videomeeting, in der nächsten E-Mail oder im Telefongespräch anknüpfen. Jemand schrieb mir kürzlich „Die Begegnung ist Basis für Einschätzung und Vertrauen.“ Das sehe ich genauso.

Die vergangenen zwei Jahre haben gezeigt, dass viel mehr digital geht als gedacht. Vertrauliche Gespräche verlangen allerdings viel Vertrauen: Wer hört sonst noch zu, sitzen im Zimmer des Gegenübers mir fremde Personen, wird das Gespräch aufgezeichnet etc. pp. Solche Gespräche klappen meist weder per Telefon noch im Videomeeting wirklich gut.

Trotzdem ist klar, dass kein Weg an virtuellen Treffen auf digitalen oder zumindest hybriden Veranstaltungen vorbeiführt. Viele Produktdemos lassen sich viel effizienter im virtuellen Raum am PC erledigen. Und billiger ist das obendrein, Reisekosten entfallen auf der einen Seite ebenso wie die Kosten für den (Messe-) Stand auf der anderen. Außerdem sind alle Beteiligten nur kurzzeitig gebunden. Da wurde in der Vergangenheit jede Menge Geld aus dem Fenster geblasen. Und gut fürs Klima waren die vielen Dienstreisen ohnehin nicht.

Möglicherweise gehen gerade die Jüngeren mit dem Thema virtuelle Meetings deutlich lockerer um. Deshalb hat es mich umso mehr gefreut, dass auf der IFA tatsächlich viel mehr Besucher waren, als ich erwartet hatte. Also nicht nur Fachpublikum, sondern auch Privatmenschen, die einfach mal wieder Bock auf eine Messe hatten. Der Veranstalter hat bekannt gegeben, dass an den fünf Messetagen 161.000 Besucher auf das Gelände unter dem Funkturm geströmt sind. Das ist zwar deutlich weniger als noch 2019 (da waren es 239.000 an 6 Messetagen), und es wurden auch wieder etliche Schulklassen gesichtet. Aber hey, das sind die Käufer von morgen, die muss (!) die Messegesellschaft an die Produkte heranführen.

Dennoch drängt sich die Frage auf, was aus Messen wie der IFA in Zukunft wird? Schwer zu sagen, ob es sich um ein Auslaufmodell handelt. Ich glaube, wir werden noch eine Weile solche analogen Formate benötigen. Bis dann irgendwann das Metaverse übernimmt und wir uns virtuell „in echt“ treffen können. Ich mache mir bis dahin schon mal Gedanken über einen passenden Avatar.

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(uk)