Ukraine: IAEA sieht "dramatische Situation" im Atomkraftwerk Saporischschja

Der Generaldirektor der IAEA fordert von den Kriegsparteien, die Kämpfe in Saporischschja einzustellen. Es könne sonst zu einer nuklearen Katastrophe kommen.

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Inspektoren der IAEA besichtigen Schäden an Gebäuden auf dem Gelände des AKW Saporischschja.

(Bild: IAEA)

Lesezeit: 2 Min.

Die Situation im ukrainischen Atomkraftwerk Saporischschja wird nach Ansicht der Internationalen Atomaufsicht (IAEA) zunehmend kritischer. Nachdem durch Beschuss des Wärmekraftwerks Enerhodar in der Nähe des AKW der Strom in der Stadt ausgefallen ist, erwäge der AKW-Betreiber, den letzten noch laufenden Reaktor herunterzufahren, schildert IAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi die Lage. Dieser habe angesichts fortdauernder Kampfhandlungen keine Zuversicht mehr, dass die externe Stromversorgung wiederhergestellt werden könne. Grossi beruft sich dabei auf eigene Mitarbeiter, die nach einer Inspektion vorige Woche in Saporischschja verblieben sind.

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Wenn der letzte Reaktor heruntergefahren würde, wäre das gesamte AKW mit seinen sechs Reaktoren völlig auf Notstromdieselgeneratoren angewiesen, um wichtige nukleare Sicherheitsfunktionen wie die Kühlung zu gewährleisten, erklärt Grossi. Ohne externe Stromversorgung könne der Betreiber dann nicht mehr die Reaktoren neu hochfahren.

Der IAEA-Generaldirektor meint, wegen der Kampfhandlungen sei es unwahrscheinlich, dass die externe Stromversorgung wiederhergestellt werden könne. Es könne angesichts der schwierigen Situation in Enerhodar passieren, dass wichtiges Personal im AKW ausfallen. Viele Mitarbeiter des AKW wohnen in der Stadt, in der es nun auch kein fließendes Wasser mehr gibt.

Grossi fordert, dass sämtliche Kampfhandlungen in dem Gebiet um Saporischschja sofort eingestellt werden. Nur so könne die Sicherheit des Betriebspersonals gewährleistet und die dauerhafte Wiederherstellung der Stromversorgung von Enerhodar und des AKW ermöglicht werden. "Nur so können wir sicherstellen, dass wir nicht mit einem nuklearen Unfall konfrontiert werden."

Die letzte Stromverbindung des AKW zum Landesnetz wurde vor einer Woche durch ein Feuer beschädigt, das durch Beschuss entstanden sei, berichtete Betreiber Energoatom. Das Atomkraftwerk wurde vom Netz genommen, ein Reaktor läuft derzeit noch, um die interne Stromversorgung sicherzustellen.

Die IAEA hatte nach ihrer Inspektion in den vergangenen Tagen einen Bericht über das AKW Saporischschja vorgelegt, das seit Anfang März von russischem Militär besetzt wird. Daraus geht hervor, dass kein nukleares Material entwendet worden sei.

(anw)