Ukraine: Atomkraftwerk Saporischschja komplett abgeschaltet

Der letzte Reaktor lief bisher noch weiter, um das AKW mit Strom für die Sicherheitsfunktionen zu versorgen. Nun wurde eine Reserveleitung repariert.

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Dieses Foto mit Blick auf das AKW Saporischschja hatte Betreiber Energoatom im April auf Twitter veröffentlicht.

(Bild: Energoatom auf Twitter)

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Mit Block 6 wurde der letzte der sechs Reaktoren des Atomkraftwerks Saporischschja nun heruntergefahren. Möglich wurde dies, weil das AKW nun wieder von außen Strom bekommt, berichtet die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA), die seit Anfang September Mitarbeiter vor Ort hat. Auch werde daran gearbeitet, andere Stromleitungen wiederherzustellen.

Eine Reserveleitung mit 330 Kilovolt, die über Wärmekraftwerk der nahegelegenen Stadt Enerhodar zum Atomkraftwerk führt, sei wiederhergestellt worden, berichtet die IAEA. Mit diesem Strom könnten die wichtigsten Sicherheitsfunktionen wie die Kühlung der Reaktoren aufrechterhalten werden.

Bisher hatte dies mangels Strom von außen Block 6 im Betrieb mit geringerer Leistung übernommen. Allerdings ist das keine Dauerlösung, erläutert die IAEA, da im Laufe der Zeit Turbinen und Pumpen beschädigt werden könnten.

IAEA-Generaldirektor Rafael Mariano Grossi hatte Ende voriger Woche vor einer dramatischen Situation gewarnt. Aus Sicherheitsgründen würden angesichts laufender Kämpfe an dem AKW die Reaktoren in Saporischschja heruntergefahren. Ohne Strom von außen wäre das AKW auf seine 20 Notstromdiesel angewiesen, hieß es, deren Vorräte reichten für zehn Tage. Seit dem 5. September waren alle Stromleitungen von außen zu dem AKW gekappt.

Nun sei die Lage immer noch prekär, warnte Grossi. Auch wenn alle Reaktoren abgeschaltet seien, müsse Strom von außen kommen. Angesichts der fortlaufenden Kämpfe sei dies aber nicht garantiert. "Um dieser ernsten Situation zu begegnen, haben Konsultationen begonnen, eine nukleare Sicherheitszone im AKW Saporischschja einzurichten", sagte Grossi.

Das Atomkraftwerk Saporischschja wurde Anfang März von russischem Militär besetzt, betrieben wird es immer noch vom Stammpersonal. Mit seinen sechs Reaktoren und einer Gesamtleistung von 6000 MW ist es das größte AKW in Europa. Nun liefert es keinen Strom mehr an Haushalte und Fabriken.

(anw)