Viel Linux auf einem PC: Mit Distrobox nahtlos zwischen Distributionen wechseln

Ubuntu auf dem SteamDeck? Kein Problem mit Distrobox: Mit dem Tool lassen sich die Stärken verschiedener Distributionen bequem aus einem Terminal heraus nutzen.

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(Bild: Shutterstock)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Kornelius Kindermann

Das Tool Distrobox schlägt zurzeit hohe Wellen in der Linux-Community, weil Nutzer damit nahtlos Ubuntu, Fedora und andere beliebte Distributionen in das SteamOS von Valves SteamDeck einbinden können. Dies ist seit dem jüngsten großen Update 1.4.0 und ein paar darauffolgenden Fixes möglich. Damit erlaubt das auf GitHub veröffentlichte Tool genau das, was von Anfang an seine Grundprämisse war: Den fliegenden Wechsel zwischen Linux-Distributionen – ohne das root-Filesystem zu beeinträchtigen, ohne großen Geschwindigkeitsverlust, ohne viel (Installations-)Aufwand, direkt aus dem Terminal.

Unter anderem können Entwickler damit innerhalb eines immutable Systems wie Fedora Silverblue eine Umgebung einrichten, die dann eben doch mutable ist. Deren Reproduzierbarkeit macht sie ideal für Tests. Und die Option, Software schnell in verschiedenen Distributionen auszuführen, erweitert Distrobox' Nutzen für Testzwecke noch einmal. Das Tool ist außerdem nützlich, wenn man innerhalb von Firmennetzen lokal privilegierte Umgebungen einrichten möchte. Im aktuellen Fall wird vor allem deutlich, wie Distrobox die spezifische Stärke von SteamOS – Gaming – mit den gewohnten Möglichkeiten von Fedora oder Ubuntu kombinieren kann und man so das Beste aus beiden Welten erhält.

Das Konzept ist an sich nicht neu: Entwickler Luca Di Maio beschreibt das Tool als einen „fancy wrapper“ für Podman und Docker – und eine der beiden Container-Engines wird für den Betrieb von Distrobox auch benötigt. Es erinnert damit stark an den auf Podman aufsitzenden Shell-Wrapper Toolbox, der als geistiger Vorgänger von Distrobox angesehen werden kann.

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Nach der Installation kann mit einem simplen distrobox-create Kommando ein Container erstellt werden, in dem die gewünschte Distribution sitzt. Dafür benutzt Distrobox stets ein offizielles OCI-Image. GitHub-Nutzer testeten bisher über 50 Kombinationen von Distributionen und ihren Major Releases, darunter neben den üblichen Verdächtigen Ubuntu, Fedora und OpenSUSE auch Archlinux, Slackware und Kali Linux. Bereits hier macht Distrobox einen besseren Eindruck als Toolbox. Denn die Auswahl an Distros ist schlicht größer und die Einrichtung komfortabler.

Einmal erstellt, können Anwender die containerisierten Betriebssysteme mit distrobox-enter direkt aus dem Terminal starten. Die Betriebssysteme sind dabei eng mit dem Host verknüpft: Auf das $HOME-Verzeichnis wird von jeder Distribution zugegriffen, die Wayland und X11 Sockets sind verbunden, externe Datenträger und alle wichtigen OS-Komponenten sind erreichbar. Gerade das geteilte Home-Verzeichnis zeigt dabei auf, dass Distrobox eben nicht möglichst effektives Sandboxing zum Ziel hat, sondern sich ganz im Gegenteil die enge Verknüpfung der Container mit dem Hostsystem auf die Fahnen geschrieben hat. So kann man mit $ distrobox-enter --name container-name -- command Befehle auch einfach aus dem Distrobox-Container auszuführen, ohne extra die Shell betreten zu müssen. Zwar ist das Bestreben da, Sandboxing in der Zukuft einzubauen, der Fokus des Tools wird allerdings weiterhin darauf liegen, die Kompatibilität mit noch mehr Distributionen herzustellen. Der Sprung auf das SteamDeck kann daher sicher als ein kleiner Durchbruch von Distrobox gelten.

(kki)