Hausärzte wollen eigene Versorgungsplattform für medizinische Dienste

Als Gegenpol zu monopolistisch anmutenden Anbietern, die das Gesundheitswesen dominieren, will der Hausärzteverband eine eigene Versorgungsplattform entwickeln.

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(Bild: SOMKID THONGDEE/Shutterstock.com)

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Der geschäftsführende Vorstand des Deutschen Hausärzteverbandes und die AG Digitales arbeiten derzeit an einer digitalen Versorgungsplattform für Ärzte und Patienten. Bis zur nächsten Delegiertenversammlung des Verbandes soll dieser erarbeiten, "wie eine digitale Versorgungsplattform für die hausärztliche Versorgung ausgestaltet sein könnte, welche Mehrwerte für die Versorgung sie liefern würde und welche Betriebsmodelle für eine solche Plattform denkbar sind". Dahinter steckt die Idee für die Konzeption einer Plattform, mit der unterschiedliche Angebote und medizinische Dienste "zentral erreichbar sind".

Damit beabsichtigt eine der Antragstellerinnen – Dr. Kristina Spöhrer aus dem Landesvorstand des Hausärzteverbandes Niedersachsen – laut Ärztezeitung einen Gegenpol zu Anbietern, die "exklusive monopolartige Plattformstrukturen [...] schaffen, um damit im deutschen Gesundheitswesen eine dominante Rolle zu spielen. [...] Mit einer digitalen Patientenplattform für die hausärztliche Versorgung würde der Hausärzteverband im Bereich E-Health um einen fundamentalen Schritt vorangehen".

Mithilfe einer eigenen Plattform wollen die Hausärzte "versorgungsrelevante Daten" – etwa zum Grund des Arztbesuchs – zwischen Ärzten und Patienten, aber auch mit anderen am Gesundheitswesen Beteiligten ermöglichen. Patientinnen und Patienten sollen zudem relevante Informationen zu ihrer Behandlung erhalten. Die seit Juli 2019 gestartete und im Rahmen der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV) als Alternative zur Regelversorgung gestartete elektronische Ärztevernetzung (eAV) zeigt, dass die Hausärzte in Baden-Württemberg sich bereits mit Digitalisierungsmöglichkeiten auskennen, beispielsweise laufe das Versenden der elektronischen Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung (eAU) innerhalb der eAV schon seit deren Start.

Ebenfalls ist der Verband unzufrieden damit, dass die "hinter der elektronischen Patientenakte (ePA) stehenden Informationsflüsse und Versorgungsprozesse wenig bis gar nicht" auf den Praxisalltag abgestimmt sind. So wird mit einem weiteren Antrag gefordert, "ein Eckpunktepapier zur Nutzung der ePA im hausärztlichen Versorgungsalltag zu erarbeiten und dies in die entsprechenden Diskussionen zur Digitalisierungsstrategie des BMG einzubringen".

In noch einem weiteren Antrag wird die Gesetzgebung dazu aufgefordert, "rechtliche und technische Wege zu definieren und umzusetzen, wie Patientinnen und Patienten in die digitale Infrastruktur der TI eingebunden werden können". Da Patienten derzeit noch aus dem Gesundheitsnetz – der Telematikinfrastruktur – ausgeschlossen sind, können Versorgungsprozesse "nicht vollständig oder nur ungenügend digitalisiert werden". Schließlich seien die Patienten "Entscheider oder Übermittler" ihrer Informationen. Sowohl die eAU als auch das E-Rezept sind derzeit höchstens "teildigitalisierte Prozesse", da die Patienten immer noch einen Ausdruck erhalten.

Außerdem fordern die Delegierten von der Gesetzgebung und weiteren Verantwortlichen – unter anderem der Kassenärztliche Bundesvereinigung, dem Spitzenverband Bund der Krankenkassen, dem Gemeinsamen Bundesausschuss sowie der deutschen "Gesundheitsagentur", der Gematik – sicherzustellen, dass die für die Telematikinfrastruktur notwendige Hardware bei Auslieferung noch ihre volle Laufzeit hat. Nach fünf Jahren laufen die Kryptozertifikate in den besonders gesicherten Hardware-Routern – den Konnektoren – ab, dann sollen sie laut der Gematik getauscht werden. Immer wieder kommt es dazu, dass in Hautarztpraxen Geräte installiert werden, deren Laufzeit nicht selten verfrüht endet. In diesem Zusammenhang werden auch Leasing-Angebote für die Konnektoren gefordert.

Weiterhin verlangt der Hausärzteverband, dass finanzielle oder zeitliche Aufwände beim Konnektortausch entschädigt werden. Der Verband fordert eine sichere Lösung, die sich in den Arztpraxen durchführen lässt. Die Kosten des Projekts sollen zudem so niedrig wie möglich sein," damit die Krankenkassen ihre Mittel in die (hausärztliche) Versorgung stecken können anstatt in die Finanzierung der TI".

Überdies sollen "digitale Helfer" – da der Markt unübersichtlich ist – dafür sorgen, dass Strukturen und Prozesse in den Praxen "effektiv und effizient" sind. In einem weiteren Punkt wird eine Verlängerung der telefonischen Krankschreibung bis "mindestens" Ende März 2023 gefordert.

(mack)