US-Informationskrieg über Social Media: Pentagon ordnet Überprüfung an
Die im August aufgedeckte Informationskriegsführung der USA in sozialen Medien soll nun überprüft werden.
(Bild: Ivan Cholakov/Shutterstock.com)
Das US-Verteidigungsministerium hat eine umfassende Überprüfung der US-amerikanischen Informationskriegsführung über soziale Medien angeordnet. Dies geht aus einem Bericht der Washington Post von Montag hervor. Im August waren gefälschte Konten bei Facebook, Instagram und Twitter aufgeflogen. Graphika und das Stanford Internet Observatory hatten Ende August aufgedeckt, dass die Accounts in Zusammenhang mit dem US-Militär stehen. Darüber seien verdeckt Beeinflussungskampagnen durchgeführt worden.
Colin Kahl, Staatssekretär für Politik im Verteidigungsministerium, habe der Washington Post nach das US-Militär nun angewiesen, bis Oktober umfassende Berichte darüber vorzulegen, welche Kampagnen zur Beeinflussung online durchgeführt werden und welchen Zweck sie verfolgen.
Prowestliche Kampagnen
Im Juli und August hatten Meta und Twitter eine Reihe von Accounts identifiziert und entfernt, über die koordiniert Beeinflussungskampagnen liefen. Grund für die Entfernung der Konten seien nach Angaben der Washington Post die jeweiligen Richtlinien der Plattformen zu Plattform-Manipulationen und Spam gewesen. Die Daten wurden Graphika und Stanford Internet Observatory zu Forschungszwecken zur Verfügung gestellt, die diese dann untersuchten.
Beide fanden gemeinsam heraus, dass die Accounts plattformübergreifend ein zusammenhängendes Netz bildeten. Über dieses Informationsnetz seien dann Inhalte verbreitet worden, die darauf abzielten, Narrative zu fördern, die im Interesse der USA und ihrer Verbündeten stehen. Die Kampagnen hätten sich nach Angaben des Stanford Internet Observatory gegen Russland, China und den Iran gerichtet. Schwerpunkte seien dabei der Krieg in der Ukraine sowie Anti-Extremismus gewesen.
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Die Forschungsinstitutionen kommen in ihrem zusammenfassenden Bericht zu dem Schluss, dass es "der umfangreichste Fall von prowestlicher Einflussnahme in sozialen Medien ist, der bisher von Open-Source-Forschern untersucht und analysiert" worden ist. Bisher habe man angenommen, dass solche Beeinflussungskampagnen vor allem von autoritären Regimen durchgeführt werden. Der Bericht zeige aber das "viel breitere Spektrum an Akteuren".
Besonders effektiv seien die gefälschten Accounts von Personen und unabhängigen Medien jedoch nicht gewesen. Die von ihnen verbreiteten Posts und Tweets hätten nur wenige Likes und Retweets erhalten. Lediglich 19 Prozent der Accounts hatten mehr als 1000 Follower.
Die Washington Post schreibt, dass sich die US-Regierung und mehrere Bundesbehörden besorgt über den Einsatz solcher Beeinflussungsmaßnahmen geäußert haben, was die Überprüfung ausgelöst haben soll.
(olb)