Jugendliche nutzen Tiktok statt Google als Suchmaschine

Tiktoken statt googeln: Jugendliche suchen Antworten in Kurzvideos. Mit DIY-Premilch und Abtreibungskräutern kann das gefährlich werden.

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(Bild: Proxima Studio/Shutterstock.com)

Lesezeit: 2 Min.

Tiktok als Suchmaschine – das scheint unter Jugendlichen verbreitet zu sein und sich noch immer weiterzuverbreiten. Die New York Times berichtete bereits über den Trend, nun greift der Business Insider eine Studie dazu auf, dass jedes fünfte Suchergebnis auf Tiktok Falschinformationen enthält. Und diese können sogar gefährlich werden.

Die Untersuchung stammt von NewsGuard, einem US-amerikanischen Zusammenschluss von Journalisten und Medienunternehmen, die Desinformationen aufdecken und bekämpfen wollen. Es wurden jeweils die Top 20 Suchergebnisse auf Tiktok für 27 verschiedene Themenbereiche analysiert – von "Wahl 2022" bis "mRNA Impfstoff". Zu den Falschinformationen zeigte sich auch, dass die Ergebnisse einen Bias unterstützten. So schlug Tiktok bei der Suche nach den Begriffen "Corona und Impfstoff" vor, auch nach etwa "Corona Impfstoff Warheit" zu suchen.

Die Gefahr durch falsche Informationen in Tiktok-Videos zeigt sich besonders drastisch in einer hohen Anzahl von Videos, in denen Do-it-yourself-Premilch hergestellt wird, zitiert der Business Insider NewsGuard. In den USA gibt es immer wieder Engpässe bei den Lieferungen des Muttermilch-Ersatzes. Eine selbstgemachte Milch sei Ärzten zufolge allerdings stark gesundheitsgefährdend. Auch Kräutermixturen, die zu Abtreibungen führen sollen, seien in Tiktok-Videos besprochen worden, nachdem "Roe vs. Wade" gekippt und Abtreibungen in vielen Staaten als illegal eingestuft wurde.

Während Google stetig versucht, die Suchergebnisse zu verbessern – hinsichtlich zuverlässiger Quellen und hilfreicher Antworten – arbeitet auch Tiktok daran, Videos zu verbergen oder zu löschen, die nicht den Richtlinien entsprechen. Solche, die gefährlich sein können, gehören freilich dazu. So erklärt ein Tiktok-Sprecher gegenüber NewsGuard, dass die Community-Richtlinien der Plattform "klarstellen, dass wir schädliche Falschinformationen, einschließlich medizinischer Falschinformationen, nicht zulassen und sie von der Plattform entfernen." Zudem arbeite man mit unabhängigen Faktencheckern zusammen und kooperiere mit glaubwürdigen Personen, um zuverlässige Inhalte hervorzuheben. Künstliche Intelligenz durchsucht Videos, die hochgeladen werden.

Das mit dem Finden hakt allerdings oftmals noch. Und das bei besonders hoher Glaubwürdigkeit. Denn Jugendliche geben in Befragungen immer wieder an, Influencerinnen und Creatoren besonders zu vertrauen, auch in ihrem Kaufverhalten spielen sie eine große Rolle. Videos bei Tiktok genießen also eventuell einen größeren Vertrauensvorschuss als manche Webseite, die Google vorschlägt. Youtube-Videos dürfte ein ähnliches Phänomen treffen. Sie wurden allerdings nicht untersucht.

(emw)