5G: Stockender Ausbau des Mobilfunknetzes bei 1&1 ist auch Vodafones Problem

Verantwortlich für die verfehlten Ziele beim 5G-Netzausbau des Telekomanbieters 1&1 ist offenbar Vantage Towers, eine in Ungnade gefallene Vodafone-Tochter.

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Funkmast vor bewölktem Himmel

Funkmast an der A1 bei Bremen.

(Bild: heise online / anw)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Frank Schräer

Sendemastbetreiber Vantage Towers ist identifiziert worden als Hauptverantwortlicher für den stockenden Ausbau des Mobilfunknetzes bei 1&1. Der Telekomanbieter hat kürzlich erklärt, seine für 2022 gesteckten Ziele beim 5G-Netzausbau aufgrund von Lieferproblemen beim wichtigsten Ausbaupartner nicht erreichen zu können, ohne jedoch Namen zu nennen. Das ist offenbar Vantage Towers, ein Tochterunternehmen Vodafones.

Telekommunikationsanbieter 1&1 hatte zuvor drei Partner für den Ausbau des eigenen 5G-Netzes genannt: Vantage, die Dortmunder GfTD GmbH und ATC (American Tower). Wie groß der jeweilige Anteil ist am 5G-Ausbau des vierten Telekomanbieters neben Deutscher Telekom, Vodafone (D2) und Telefónica (O2), hat 1&1 zunächst nicht veröffentlicht. Vor wenigen Tagen aber erklärte 1&1 gegenüber TelecomTV, dass Vantage volumenmäßig der größte Partner sei.

Damit wird die Hauptschuld am stockenden 5G-Ausbau bei 1&1 Vantage Towers zugeschoben, denn die anderen beiden (kleineren) Partner würden beim Ausbau planmäßig vorankommen. Durch die Verzögerungen bei Vantage kann das Zwischenziel von 1000 5G-Antennenstandorten bis Ende 2022 nicht erreicht werden. Dies werde nun voraussichtlich erst im Sommer 2023 geschafft. Trotzdem sieht sich 1&1 weiter auf gutem Weg, den vorgesehenen Versorgungsgrad von 50 Prozent aller Haushalte vor Ende 2030 zu erreichen.

Die exakte Ursache der Verzögerung bei Vantage Towers ist weiter unklar. Der Sendemastbetreiber verweist laut LightReading auf die vertrauliche Vereinbarung mit 1&1. Vantage hatte zuvor erklärt, dass sich der Plan nicht geändert habe, 1&1 bis Ende 2025 mindestens 3800 und möglicherweise bis zu 5000 Standorte zur Verfügung zu stellen. Durch gemietete Funktürme bei der Vodafone-Tochter sollte das 1&1-Mobilfunknetz schneller ausgebaut werden.

Die Verzögerung wirft indessen ein schlechtes Licht auf Vantage Towers. Selbst wenn die Konkurrenzsituation von 1&1 und Vodafone als Mobilfunkprovider keine Rolle dabei gespielt haben sollte, dürften andere Telekomanbieter künftig auf andere Sendemastbetreiber zurückgreifen, etwa GfTD oder ATC, weil diese nicht im Kerngeschäft eines Mobilfunkproviders tätig sind.

Gleichzeitig denkt Vodafone wohl über eine Reduzierung seiner Anteile an Vantage Towers nach. Bislang hält Vodafone 81 Prozent des Sendemastbetreibers. Ursprünglich sollten andere Teilhaber einbezogen werden, wobei Vodafone die Mehrheit halten wollte. Diverse Investmentfirmen sind angeblich interessiert. Damit könnte Vodafone seinen Schuldenberg etwas abbauen, der sich Ende März auf 41,6 Milliarden Euro aufgehäuft hatte.

(fds)