Halbleiterfertigung: Der Chipmangel ist vorbei

Micron kämpft mit einem Nachfrageeinbruch nach Speicher, TSMC ändert die Fertigungspläne zusammen mit seinen Kunden und selbst PMICs sind wieder lieferbar.

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(Bild: Macro photo/Shutterstock.com)

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Unter Herstellern macht sich der Konsens breit, dass auch die Halbleiterbranche in eine Rezession gerutscht ist und der Chipmangel der vergangenen Jahre kein Thema mehr ist. Die Nachfrage nach allerlei Hardware ist unter anderem durch die Inflation und den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine stark eingebrochen.

Die taiwanische Nachrichtenagentur Digitimes berichtet von weiteren Planänderungen beim Chipauftragsfertiger TSMC, wonach Kunden Wafer-Bestellungen für das Jahr 2023 reduzieren beziehungsweise verschieben wollen. Schon im Juli wurden Stimmen laut, dass unter anderem TSMC, Samsung, UMC und Globalfoundries (GF) ihre Halbleiterwerke nicht mehr 100-prozentig auslasten, was damals aber primär für ältere Fertigungsgeneration galt.

Der chinesische Chipauftragsfertiger SMIC bestätigte die verringerte Auslastung kurze Zeit später. Inzwischen ist aber auch offensichtlich, dass aktuelle Fertigungsgenerationen wie 5 und 4 Nanometer betroffen sind. Apple etwa will weniger iPhones herstellen als zuvor geplant.

Selbst Power-Management-Schaltung (PMICs), die lange Zeit Kern des Chipmangelproblems waren, sind laut Digitimes inzwischen wieder breit verfügbar. PMICs stecken in praktisch allen elektronischen Geräten, um andere Chips mit den korrekten Spannungen zu versorgen. Sie werden üblicherweise mit Strukturen von 90 nm oder noch gröber hergestellt und kosten eigentlich nur einige Cent.

Die jüngst veröffentlichten Quartalszahlen von Micron zeigen derweil die Bredouille der Speicherhersteller. Sowohl DRAM-Bausteine als auch NAND-Flash ist momentan im Überschuss vorhanden, weil niemand mit dem plötzlichen Nachfrageeinbruch gerechnet hat. Im Zeitraum Juni bis August 2022 brach Microns Umsatz verglichen mit dem Vorquartal um gut 23 Prozent auf 6,64 Milliarden US-Dollar ein, der Gewinn um 43 Prozent auf 1,49 Milliarden US-Dollar und die Bruttomarge von 47,4 auf 40,3 Prozent.

Micron führt dazu aus: "Ein noch nie dagewesenes Zusammentreffen von makroökonomischen Ereignissen und Bestandsanpassungen bei den Kunden drücken die Nachfrage nach DRAM und NAND auf ein Niveau, das weit unter dem Endverbrauch liegt; extrem aggressives Preisumfeld." Das Angebot wird die Nachfrage bis zum Jahresende noch weit übersteigen, was zu überfüllten Lagern führt, heißt es weiter.

Als Direktmaßnahme verringert Micron die Auslastung seiner Halbleiterwerke und verlangsamt den Ausbau der eigenen Speicherproduktion – die Investitionen für das Geschäftsjahr 2023 (beginnend mit diesem September) sinken um fast ein Drittel auf rund 8 Milliarden US-Dollar. Neue Speichergenerationen werden langsamer hochgefahren als zuletzt geplant – im Falle von DRAM die 1-beta-Generation und bei NAND-Flash Bausteine mit 232 Speicherlagen.

Das Marktforschungsteam von Trendforce berichtete erst kürzlich, dass Speicherhersteller bis zum Jahresende mit der Profitabilität zu kämpfen haben. Die Produktion insbesondere von NAND-Flash könnte demnach zum Minusgeschäft werden, bis sich die Lage wieder bessert.

(mma)