Nord Stream: BKA warnt vor weiterer Sabotage – Drohnen über Nordsee gesichtet

Das BKA warnt die Wirtschaft: Die mutmaßliche Sabotage der Nord Stream-Pipelines könnte nur der Anfang gewesen sein. Vor Dänemark wurden Drohnen gesichtet.

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Ölplattform im Meer

(Bild: James Jones Jr / Shutterstock.com)

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Das Bundeskriminalamt (BKA) warnt die deutsche Wirtschaft laut Medienberichten vor weiteren Sabotageaktionen an kritischer Infrastruktur. In einem Schreiben erklären die Staatsschützer, dass sie im Falle der schwerbeschädigten Ostsee-Pipelines Nord Stream 1 und 2 von staatlicher Sabotage ausgehen. Unterdessen wurden inzwischen auch bei Dänemark illegale Drohnenflüge über Erdgasfeldern an die Behörden gemeldet.

Das BKA sieht offenbar die Gefahr von Anschlägen "in quantitativ und gegebenenfalls auch qualitativ gesteigerter Form", wie der Spiegel berichtet. Angriffsziele könnten demnach Gas- und Stromleitungen, Internet-Seekabel, Offshore-Windkraftanlagen oder LNG-Terminals sein. Das Nachrichtenmagazin zitiert aus einem Schreiben an die deutsche Wirtschaft.

Auf Nachfrage von Heise online erklärte das BKA, dass es – wie die übrigen Sicherheitsbehörden – die aktuellen Bedrohungslagen sehr ernst nehme. "Der Schutz der kritischen Infrastruktur hat höchste Priorität. Das BKA nimmt hierzu regelmäßig Gefährdungsbewertungen vor, die fortlaufend der aktuellen Lage angepasst und den Betreibern kritischer Infrastruktur zur Verfügung gestellt werden. Die Bewertungen dienen dazu, die deutsche Wirtschaft für relevante Gefährdungsaspekte zu sensibilisieren, so dass die Unternehmen ihre Sicherheitsmaßnahmen entsprechend anpassen können", wie ein Sprecher mitteilte.

Das BKA schließt aufgrund der Art der Sabotage an den Ostsee-Pipelines auf einen staatlichen Akteur. Vor der dänischen Insel Bornholm waren mehrere Lecks entdeckt worden, aus denen größere Mengen Erdgas an die Meeresoberfläche strömten. Weitergehende Erkenntnisse liegen den deutschen Ermittlern demnach noch nicht vor. Weiterhin warten Ermittler und die Betreibergesellschaft von Nord Stream auf die Möglichkeit, die Schadstellen im Meer in Augenschein zu nehmen. Der russische Staatskonzern Gazprom teilte am Montag via Twitter mit, dass sich der Druck in den betroffenen Strängen von Nord Stream 1 und 2 stabilisiert habe. Momentan ströme kein Gas mehr aus den Lecks.

Gazprom arbeite aktuell daran, im unbeschädigten Strang B der Pipeline Nord Stream 2 den Druck zu senken, um diesen auf Unversehrtheit zu prüfen. Das Unternehmen hält es für möglich, hierüber Gas zu transportieren – sofern die entsprechenden Entscheidungen getroffen werden und die Aufsichtsbehörden zustimmen. Eine Reparatur der beschädigten drei Pipeline-Stränge von Nord Stream wird indes als grundsätzlich möglich angesehen. Sie sei aber schwierig und teuer.

In der Zwischenzeit sind über der Nordsee vor Dänemark weitere unbefugte Drohnenflüge beobachtet und bei den Behörden angezeigt worden. Das Fachmagazin "Danish Offshore Industry" berichtet, dass die unbemannten Flugobjekte zweimal innerhalb kurzer Zeit in Erscheinung traten, darunter beim Gas- und Ölfeld Halfdan B und beim Erdgasfeld Roar, das 230 Kilometer westlich der Küste liegt. Betreiber der Felder ist beiden Fällen der Energiekonzern TotalEnergies. Laut der dänischen Zeitung Ekstrabladet kommen handelsübliche Drohnen für solche weiten Flüge nicht infrage. Die dänische Polizei wollte sich zu den Vorfällen nicht äußern.

Bereits vor der Beschädigung der Nord Stream-Pipelines waren solche Drohnenflüge auch vor Norwegen beobachtet worden. Dort wurden ebenfalls die Sicherheitszonen von Öl-Förderanlagen verletzt. Die norwegische Aufsichtsbehörde für die Ölforderung gab eine Warnung an die Betreiber aus. Rund um die Bohrinseln ist ein Sicherheitsabstand von 500 Metern einzuhalten.

Update

Der Artikel wurde um eine Stellungnahme des BKA erweitert.

(mki)