Visual Studio Code: September-Update validiert Markdown-Links automatisch

Version 1.72 des Codeeditors verbessert das Autoscrolling und hebt Erweiterungen hervor, die Zuwendung fordern. Häufig verwendete Aufgaben lassen sich anpinnen.

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Lesezeit: 6 Min.
Von
  • Silke Hahn

Microsoft hat das monatliche Release seines Sourcecode-Editors Visual Studio Code veröffentlicht. Das September-Update mit der Versionsnummer 1.72 enthält als Highlight Extensions für Python und Jupyter. Zudem bringt es eine Reihe nutzerfreundlicher Änderungen: So lassen sich Aktionen in der Werkzeugleiste wahlweise anzeigen oder verbergen (Tool Bar Customization), die Geschwindigkeit beim Autoscrollen passt sich an die Cursorposition an und Erweiterungen, zu denen Aktualisierungen vorliegen oder die sonstwie die Aufmerksamkeit der Entwicklerin und des Entwicklers benötigen, zeigen das nun durch Hervorhebung an (Extensions View Updates).

Suchergebnisse lassen sich wahlweise in einer Listen- oder Baumansicht darstellen, "eingenistete" Git-Submodule sollen sich einfacher aufspüren und anzeigen lassen (Nested Git Repo Support). Die Kommandozeile macht ab sofort Vorschläge zum raschen Beheben von Tippfehlern (Terminal Quick Fixes), und häufig verwendete Aufgaben lassen sich zuoberst am Dropdown-Menü anpinnen, um rascheren Zugriff darauf zu haben.

Version 1.72 umfasst das Oktober-Release der Python- und Jupyter-Erweiterungen für Visual Studio Code mit einigen Neuerungen: Der Befehl Create Environment vereinfacht das Einrichten eines neuen Projekts, indem er für den eigenen Python-Workspace eine virtuelle Umgebung erzeugt oder wahlweise eine Conda-Umgebung. Auslösen lässt er sich über die Befehlsauswahl (Commando Palette) durch gleichzeitiges Drücken der Tasten Strg+Shift+P beziehungsweise der entsprechenden Tastenkombinationen für den Mac mit ⌘+⇧+P. Nach Auswahl der gewünschten Umgebung lässt sich ein passender Interpreter aussuchen. Im Hintergrund installiert der Befehl weitere notwendige Pakete, die in einer Datei zu den Anforderungen und Abhängigkeiten erläutert sind (requirements.txt, pyprojects.toml oder environment.yml im Projektordner).

Das Tool für Sprachunterstützung Pylance erlaubt es jetzt Nutzerinnen und Nutzern, Pfade einzubinden, auszuschließen oder zu ignorieren. Im Editor lassen sich Zellen innerhalb einer Python-Datei, die mit den Markern # %% gekennzeichnet sind, nun zusammenfalten: Dadurch ist es möglich, beim Entwickeln Codeabschnitte einzuklappen, die man gerade nicht benötigt, um sich langes Scrollen und Navigieren zu ersparen. Wer mag, kann nun auch direkt im Notebook-Editor Tags hinzufügen und Zellen parametrisieren, ohne das Dokument im json-Format zu öffnen. Damit ist der Weg offen für das Parametrisieren beispielsweise von papermill oder nbconvert, um Slideshows direkt aus dem Notebook heraus zu erstellen.

Aktivitäten lassen sich nun verbergen, in dem man mit rechtem Mausklick die jeweilige Aktion in der Werkzeugleiste auswählt und ihr den Hide-Befehl zuweist. Verborgene Befehle wandern in ein separates Menü namens More Actions, das mit drei Punkten ... gekennzeichnet ist. Von dort aus lassen die Aktivitäten sich wie gewohnt auslösen. Die Änderung kann man jederzeit wieder rückgängig machen durch einen Rechtsklick in den Werzeugleistenbereich, indem man den Befehl Reset Menuauswählt. Es lassen sich auch alle Menüs gleichzeitig in den Urzustand zurückversetzen durch den Befehl Reset All Menus. Die Befehlsauswahl lässt sich über die Tastenkombination Strg+Shift+P öffnen.

In einem Beispielvideo wird die Erweiterung File Annotations aus der Werkzeugauswahl verborgen und im Reset Menu wiederhergestellt.

(Bild: Visual Studio Code)

Offenbar hatte es aus vorigen Releases Kritik am Merge-Editor wegen schlechter User Experience gegeben: Nach Berücksichtigung des Nutzerfeedbacks hat das Entwicklungsteam den Drei-Wege-Merge-Editor nun zur Opt-in-Einstellung gemacht und lässt ihn nicht länger als Standardeinstellung laufen. Mit dem Merge-Editor war man offenbar bislang automatisch konfrontiert, sobald Konflikte auftraten. Nun ist er im Konfliktfall automatisch deaktiviert, aber auf Wunsch aktivierbar. Die Einstellung git.mergeEditor ist somit standardmäßig als false vorgegeben und kann bei Bedarf durch true aktiviert werden. Im Blogeintrag erläutert das Team nicht genauer, welche Probleme mit diesem Feature auftraten. Zu dem Thema liegt ein eigener Issue unter der Nummer #160806 vor, der die Diskussion vertieft.

"Resolve in Merge Editor" öffnet den Drei-Wege-Editor im Konfliktfall – nun optional und nicht mehr automatisch.

(Bild: Visual Studio Code)

Auch mit den Kontrollkästchen hatten User offenbar negative Erfahrungen gemacht – sofern sie überhaupt soweit kamen, denn die Checkboxen galten als schwer auffindbar ("not very discoverable") und sorgten für Verwirrung, da sie nicht alle Zustände korrekt darstellten. Das VS-Code-Team wechselt mit diesem Release daher zur Nutzeroberfläche CodeLens, die Textbeschriftungen verwendet (wie: Accept Incoming, Accept Current, Accept Both) und damit eindeutige Zuweisungen erlaubt. Der Blogeintrag liefert eine Gegenüberstellung des Zustands vor und nach dieser Neuerung, die allerdings schwer lesbar ist – wir verzichten daher auf die Einbettung hier und verweisen auf die entsprechende Stelle im Blogpost.

Für die Authentifizierung beim GitHub-Enterprise-Server soll ein verbesserter Workflow gelten: Der Log-in erfordert offenbar kein personalisiertes Zugangstoken mehr (Personal Access Token, kurz PAT). Funktionen zum Entwickeln von Containern lassen sich einfacher als bisher ergänzen und teilen, Markdown-Links lassen sich automatisch überprüfen und über den Bereich "Community Discussions" können alle mit den Autorinnen und Autoren von Erweiterungen (VS Code Community Discussions) in Kontakt treten. Details hierzu und weitere kurze Demovideos sowie Screenshots aus dem Codeeditor sind im Blogpost des VS-Code-Teams zu finden.

Alle weiteren Infos zum aktuellen Release stehen in der Ankündigung zu VS Code 1.72. Zu der Python- und Jupyter-Erweiterung liegt ein separater Blogpost vor, der eine Reihe weiterer Details der aktuellen Extension beschreibt. Darin sind einige Downloadmöglichkeiten für die drei gängigen Betriebssysteme Linux, Windows und Mac verzeichnet, mit Varianten je nach zugrundeliegender Hardware. Wer nicht auf die monatlichen Updates warten will, kann sich als Insider vor den offiziellen Releaseterminen bereits mit dem täglichen Nightly-Build spielen.

Siehe auch:

(sih)