Das freie Unix-Derivat FreeBSD 5.0 ist fertig

Das nächste Major-Release des freien Unix-Derivats aus der BSD-Linie ist fertig; die offizielle Ankündigung und die Bestückung der Mirror-Server sollte in Kürze folgen.

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Von
  • Jürgen Kuri

FreeBSD 5.0 ist fertig: Seit Samstag werden die Mirror-Server von freebsd.org mit dem Code und den ISO-Images gefüttert; die offizielle Ankündigung des nächsten Major-Releases des freien Unix-Derivats dürfte also noch an diesem Sonntag erfolgen. Bis dahin sollte man dem Entwickler-Team also noch Zeit geben, bevor man sich auf die Download-Server stürzt, damit alle Server ohne Störungen gleichmäßig ausgestattet werden können.

Die neue Version ist der nächste große Schritt für die FreeBSD-Entwickler, knapp zwei Jahre, nachdem FreeBSD 4.0 erschien. FreeBSD 5.0 unterstützt nun im offiziellen Code weitere Plattformen: Neben Intels 32-bittiger i386-Architektur, NECs PC98 und den Alpha-Prozessoren kamen Suns SPARC64- und Intels ia64-Systeme hinzu. Erweiterungen des Systems selbst bestehen unter anderem in einer neuen SMP-Architektur für Multiprozessor-Systeme mit einem Kernel für mehrere CPUs gleichzeitig, und der Möglichkeit, dass ein Prozess mehrere Kernel-Threads aktiv hat. Außerdem nutzt FreeBSD 5.0 nun gcc 3.2.1 statt der 2.x-Linie; mit der Version wurde zudem das so genannte erweiterbare Mandatory Access Control Framework eingeführt, mit dem ladbare Kernel-Module die System-Sicherheitsrichtlinien beeinflussen können. GEOM, ein neues Disk-I/O-System, mit dem sich I/O-Requests steuern und beeinflussen lassen, kam ebenfalls hinzu; auf dieser Basis ist in FreeBSD 5.0 eine experimentelle Disk-Verschlüsselung enthalten. Einige weitere Erweiterungen wie CardBus- und Bluetooth-Support und Details zu den Änderungen wie dem FFS-File-System mit Background-fsck oder UFS2 finden sich in den Release-Notes.

Neben der Zeit, die man den Entwicklern für die Bestückung aller Mirror-Server lassen sollte, gibt es noch einen weiteren Grund, warum man sich nicht unbedingt gleich auf die Release-Server stürzen und alle seine Maschinen mit FreeBSD 5.0 ausstatten sollte. Trotz einer langen Beta-Phase empfehlen selbst die Entwickler keineswegs ein automatisches Update von Systemen, die mit FreeBSD 4.x arbeiten, auf die neue Version. Im Early Adopter's Guide schreibt das FreeBSD-Team: "Neben einigen neuen Features enthält [die neue Version] eine ganze Anzahl größerer Entwicklungen in der System-Architektur. Diese Fortschritte bedingen allerdings auch ein System, das eine ungeheure Menge von neuem und nicht sehr breit getestetem Code enthält." Im Vergleich zu der 4.x-Linie könne es also bei FreeBSD 5.0 Rückschritte geben, was Stabilität, Performance und Nutzung neuer Funktionen angeht. Beispielsweise für zentrale Maschinen in Firmen, wichtige Web-Server oder generell "eher konservative User" empfehlen die FreeBSD-Entwickler daher, weiter auf FreeBSD 4.7 zu setzen, beziehungsweise auf FreeBSD 4.8, das in Kürze erscheinen soll. Für diese Anwender seien möglicherweise erst FreeBSD-Versionen der 5er-Serie empfehlenswert, nachdem eine STABLE-Linie initiiert wurde. Dies werde wohl mit einer Version 5.1 oder 5.2 geschehen.

FreeBSD gehört neben NetBSD und OpenBSD zu den freien Unix-Derivaten, die auf der 4.4BSDLite-Linie beruhen. Die ursprüngliche Berkeley Software Distribution (BSD) startete als Entwicklung eines Unix-Systems für die VAX und die PDP-11 bereits im Jahr 1977. Der Code sowie ISO-Images für Installations-CD-ROMs von FreeBSD 5.0 für die verschiedenen Systemarchitekturen findet sich auf den FTP-Servern von freebsd.org oder einem der Mirror-Server. FreeBSD-User können, dank des zentralen Software-Repositiories, das das FreeBSD-Team unterhält und kontrolliert, auch mittels CVS, CTM oder CVSup ihre Systemversionen aktuell halten. Bezugsquellen und Hinweise zu den Repository-Möglichkeiten bei FreeBSD finden sich übrigens auch in der ebenfalls online verfügbaren deutschen Dokumentation für das System. (jk)