Cybergrooming-Umfrage: Ein Zehntel der Kinder wurde bereits online erpresst

Die Zahl der Kinder, die Erfahrung mit sexueller Belästigung und Erpressung im Internet macht, wird einer Umfrage zufolge immer höher. Vor allem bei Jüngeren.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 41 Kommentare lesen
Kind schaut im Dunkeln auf ein beleuchtetes Display

(Bild: Daniel Jedzura/Shutterstock.com)

Update
Lesezeit: 4 Min.
Inhaltsverzeichnis

Immer mehr Kinder sind von Cybergrooming betroffen. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der Landesanstalt für Medien NRW mit 2002 befragten Kindern und Jugendlichen. Ein Viertel der Kinder gab an, von einem Erwachsenen bereits nach einem persönlichen Treffen gefragt worden zu sein. Vor allem von den unter 10-Jährigen wurden 2022 – im Vergleich zur Vorjahresbefragung mit 9 Prozent – 20 Prozent von einem Erwachsenen nach einer Verabredung gefragt, wie aus der Befragung zur Erfahrung von Kindern und Jugendlichen mit Cybergrooming hervorgeht.

11,4 Prozent der Kinder wurden sogar schon einmal im Internet bedroht, falls sie Aufforderungen nicht nachkommen wollten – zum Beispiel, sich zu einem Treffen zu verabreden. Vor einem Jahr hatten dies noch 8,6 Prozent der damals 1905 Befragten angegeben.

Bei mehr als einem Drittel der Befragten, die bereits Erfahrungen mit Cybergrooming gemacht hatten, stellte sich erst während des Kontakts heraus, dass hinter einer vermeintlich gleichaltrigen Person ein Erwachsener steckt. In 7 Prozent aller Fälle kam es auf Wunsch der Erwachsenen zu einem Treffen. Da das Verhalten der Täter keine eindeutigen Muster aufweise, sei es für die Kinder schwierig, möglicherweise gefährdende Kommunikationssituationen zu erkennen. Auch ist der Anteil der Kinder gestiegen, die ein Nacktbild von einem Erwachsenen erhalten haben, nämlich von 12,2 im Jahr 2021 Prozent auf 14 Prozent in diesem Jahr.

Empfangen von Nacktbildern

(Bild: Landesanstalt für Medien NRW)

Ungefähr 40 Prozent der Jungen und 35 Prozent der Mädchen chatten mindestens gelegentlich mit ihnen unbekannten Personen. Mit zunehmendem Alter der Befragten lässt sich eine steigende Tendenz erkennen. Ungefähr drei Viertel der Kinder hatten nach den Erfahrungen mit Cybergrooming zum Teil sehr negative Gefühle.

Ein Viertel der Befragten gab an, bisher noch nicht mit anderen über das Thema Cybergrooming gesprochen zu haben. Zwar seien die Eltern die wichtigsten Bezugspersonen zu dem Thema, allerdings wünschten sich zwei Drittel, dass die Schule mehr dazu informiert. Kinder, die sich bereits zu Cybergrooming geäußert hatten, empfanden es als unangenehm, darüber zu sprechen.

"Die Erfahrungen mit Cybergrooming haben offenbar deutlich zugenommen. Es ist dringend geboten, dass wir Kinder und Jugendliche aufklären und ihnen praktische Hilfe anbieten. Mit der Meldefunktion bei fragzebra.de bieten wir in enger Zusammenarbeit mit Polizei und Staatsanwaltschaft dazu eine Anlaufstelle für alle Betroffenen. [...] Kinder und Jugendliche haben zunehmend ein Bewusstsein dafür, dass sie im Netz angesprochen werden und das falsch sein kann", kommentiert Dr. Tobias Schmid, Direktor der Landesanstalt für Medien NRW, die Zahlen. Eine weitere Befragung ist für 2023 geplant.

Der von den 8- bis 9-jährigen Kindern am häufigsten genannte Social-Media-Kanal ist Whatsapp, gefolgt von Tiktok und Facebook. Die Mehrheit der 8-9-Jährigen (um die 90 Prozent) nutzte diese Kanäle täglich oder mehrmals pro Woche. Je älter die Kinder waren, desto häufiger war auch die Nutzungshäufigkeit. So lag die Zahl der 16-17-Jährigen, die beispielsweise Whatsapp täglich nutzten, bei rund 90 Prozent.

Das am häufigsten gespielte Online-Game ist sowohl 2021 (42,3 Prozent) als auch 2022 (45,4 Prozent) Minecraft. Danach folgen für 2022 Fortnite mit 32,6 Prozent, FIFA 22 mit 26,4 Prozent und Roblox mit etwas mehr als einem Viertel. Call of duty spielten 16,7 Prozent der Kinder.

Am meisten gespielte Spiele der Kinder in den Jahren 2022 und 2021

(Bild: Landesanstalt für Medien NRW)

Am 18. November zum Europäischen Tags zum Schutz vor sexueller Ausbeutung und sexueller Gewalt gegen Kinder haben die Hotlines des von Klicksafe – die sich für ein sicheres Internet für Kinder einsetzen – koordinierten Safer Internet Centre Deutschland in den sozialen Medien eine Aktion gestartet. Dabei beantworten die Kampagnenführer Fragen zu sexualisierter Gewalt und klären über die Arbeit der Internetbeschwerdestellen auf. Daran beteiligt sind auf Twitter und Facebook der eco – Verband der Internetwirtschaft e.V., FSM – Freiwillige Selbstkontrolle Multimedia-Dienstanbieter e.V. und nur auf Twitter jugendschutz.net.

Update

Angabe ergänzt, dass Facebook bei den 8- bis 9-Jährigen am dritthäufigsten genannte Social-Media-Kanal ist.

Update

Information zur Kampagne gegen sexuelle Gewalt bei Kindern ergänzt

(mack)