Foto-Tipp: Farbkontraste erkennen und schnell analysieren

Beim Erkennen von Farbkontrasten hilft der Farbkreis des Bauhaus-Meisters Johannes Itten und eine wenig bekannte Web-Anwendung von Adobe.

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Sonnenauf- und -untergänge sind die Klassiker unter den Aufnahmen mit Farbkontrasten. Die dominierenden Farben dieser Aufnahme verhalten sich komplementär zueinander. Dieser Farbkontrast wirkt daher besonders lebendig.

(Bild: Markus Schelhorn)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Markus Schelhorn
Inhaltsverzeichnis

Farben transportieren Grundstimmungen, die sich in Kombination zueinander verstärken. Grob einteilen lassen sie sich in warme und kalte Farben. Kombiniert man warme und kalte Farben, entsteht ein spannungsreiches Bild. Ein allseits beliebtes und oft fotografiertes Motiv ist ein Sonnenuntergang, bei dem die warmen Farben der Sonne im Kontrast zu dem kalten Blau des Himmels stehen.

c't Fotografie 2/24

Während man als Fotograf den Farbkontrast bei einem Sonnenuntergang leicht erkennt und als Gestaltungsmittel nutzt, ist das bei anderen Farbkontrasten oft nicht so leicht. Ich empfehle zwei Hilfsmittel, die den Blick auf Farbkontraste schulen.

Das erste Hilfsmittel ist der Klassiker unter den Farblehren: der Farbkreis von Itten. Als zweites Hilfsmittel eignet sich Adobe Color, das Farben einer Fotografie erkennt und auf einem Farbkreis darstellt.

Der Farbkreis nach Itten ist eine gute Hilfe, mit der Sie Komplementärfarben erkennen.

Johannes Itten war ein Schweizer Künstler und Bauhaus-Meister, der eine bis heute weit verbreitete Farbtheorie entwickelt hat. Sein Farbkreis ist eine gute Hilfestellung für Farbharmonien, aber auch zum Erkennen von maximalen Farbkontrasten. Die drei Farben in der Mitte stellen die Primärfarben dar. Die Farben der äußeren Dreiecke (Sekundärfarben) sind eine Mischung der angrenzenden Primärfarben.

Am interessantesten sind die im Kreis angeordnet Tertiärfarben. Sie setzen sich je nach Anordnung aus einem unterschiedlichen Mischungsverhältnis der Primärfarben zusammen. Grob einteilen lassen sich die Farben des Farbkreises in kalte Farben auf der linken Seite (Grün bis Lila) und warme Farben auf der rechten Seite (Gelb bis Magenta). Die kälteste Farbe ist Blau, die wärmste ein Orange-Ton. Den maximalen Farbkontrast bieten die Farben, die sich genau gegenüberstehen, auch Komplementärfarben genannt.

Als Fotograf können Sie den Farbkreis nutzen, um Komplementärfarben zu erkennen. Sie bieten den maximalen Farbkontrast und bringen so Lebendigkeit in eine Aufnahme. So erkennen Sie leichter, ob Motive die gewünschte Farbwirkung bieten. Speichern Sie beispielsweise ein Bild des Farbrades auf Ihrem Smartphone, um unterwegs die Farbkombinationen besser zu erkennen.

Die dominanten Farben dieser Aufnahmen sind identisch mit denen eines Sonnenuntergangs-Bildes: Das braune Fell der Kuh bildet mit dem Blau des Himmels den maximalen Farbkontrast.

Adobe Color ist ein Online-Tool, das Ihnen harmonische Farbkombinationen anzeigt. Es eignet sich nicht nur für Designer und Grafiker, auch Fotografen können von dieser Anwendung profitieren. Sie können ein Foto hochladen und prüfen, wie die Farben der Fotografien auf einem Farbrad verteilt sind. So lässt sich gezielter die Farben nachbearbeiten, um einen stärkeren Farbkontrast zu erreichen.

Aufnahmen wie diese weisen einen sehr hohen Farbkontrast auf. Wie hoch er genau ist, verrät Adobe Color.

1. Rufen Sie die Webseite https://color.adobe.com auf und wählen „Thema extrahieren“. Laden Sie ein Bild hoch, das Sie auf den Farbkontrast testen möchten.

2. Wechseln Sie zum Reiter Farbrad. In unserem Beispiel erkennen Sie, dass die violetten Blütenblätter den maximalen Farbkontrast zu dem Grün des Hintergrundes bilden.

(keh)