Smarthome: Ikea-Hub Dirigera für neuen Standard Matter

Der neue Smarthome-Standard Matter startet: Ikea verkauft seit kurzem bereits den Matter-Hub Dirigera. Wir haben ihn ausprobiert.

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Lesezeit: 5 Min.
Von
  • Heinz Behling
Inhaltsverzeichnis

Seit kurzem wird in den deutschen Ikea-Filialen der neue Smarthome-Hub Dirigera verkauft. Der Nachfolger des bisherigen TRÅDFRI-Hubs soll nicht nur ZigBee, sondern auch den neuen, herstellerübergreifenden Standard Matter beherrschen. Wir haben uns das kleine Gerät besorgt und ausprobiert. Der kurze Test fand in einem mit Home Assistant arbeitenden Smarthome statt, in dem außer diversen Ikea-TRÅDFRI-Komponenten auch zahlreiche Teile anderer Hersteller benutzt werden.

Es kommt in einer schlichten, Ikea-typischen Kartonverpackung vom Regal in den Einkaufskorb. Das bisherige Hub sucht man im Möbelhaus und auch online vergebens. Es ist nicht mehr lieferbar. Auffälligstes Merkmal auf der Verpackung ist das ZigBee-Logo, ein Matter-Logo hingegen fehlt!

Als erstes muss auf einem Android- oder IOS-Smartphone die neue App Ikea Home smart installiert werden. Nur damit ist die Inbetriebnahme des Hubs bislang möglich.

Brandneu und daher noch mit weniger als 10 000 Downlads: die neue Ikea-App

Die App übernimmt danach das Regime, denn sie leitet wirklich Schritt für Schritt nicht nur durch die Inbetriebnahme des Hubs, sondern später auch beim Hinzufügen von Smarthome-Komponenten.

Doch zunächst zum Hub: Obwohl WLAN bei Matter zum Standard gehört, muss es per Kabel mit dem Netzwerk verbunden werden. Ein Leuchtring an der Oberseite zeigt durch sektorenweises Aufleuchten die allmähliche Verbindungsaufnahme mit dem Netzwerk und dem Internet an. Nach etwa einer Minute meldet die App den neuen Hub und informiert, dass der zunächst ein Update macht. Nach einigen Minuten kann man dann die App neu starten und ein zweites Mal mit der Installation beginnen.

Obwohl brandneu braucht der Hub erstmal ein Update!

Anschließend kann man die Räume seines Smarthomes anlegen: In einer Liste setzt man einfach Häkchen vor den entsprechenden Raumbezeichnungen (Wohnzimmer, Schlafzimmer...). Interessanterweise fehlt hier die Küche. Man kann aber manuell weitere Raumbezeichnungen inklusive passender Symbole hinzufügen. Danach wird der Hub als erstes gefundene Smarthome-Komponente genannt.

Die intensive Suche in den verschiedenen Menüs nach einer WLAN-Konfiguration blieb allerdings erfolglos: Dieser Hub (zumindest seine Firmware) kann kein WLAN, obwohl in seinem Inneren unter anderem auch ein WLAN-fähiger Chip (Silicon Labs MGM210L) werkelt. Ist man da eventuell mit der Software-Entwicklung nicht ganz fertig geworden?

Auch Einträge, die auf Matter hinweisen, sucht man in den Einstellmöglichkeiten (bislang) vergebens. Wie soll das ohne WLAN auch gehen. Hier gilt daher im Moment: Dirigera, it doesn't Matter!

Immerhin soll man den Hub aber als ZigBee-Interface benutzen können. Mit dem Hinzufügen einer Ikea-Tradfri-Lampe ging es daher weiter. Dank der wirklich guten Anleitung in der App ist das sehr einfach. So wird beispielsweise per Video gezeigt, wie man die Lampe mit mehrmaligem Ein- und Ausschalten in den Pairing-Modus bringt. Das Video zeigt dabei genau die erforderliche Geschwindigkeit und den Rhythmus an. Man muss es nur synchron zum Bild nachmachen. Im Anschluss ist die Lampe auch gleich mit der App steuerbar.

Weiter ging es mit einem Fenstersensor, der nicht von Ikea stammt. Der wurde von Hand auf Pairing umgeschaltet. Doch der Versuch, den Hub oder die App zur Zusammenarbeit zu bewegen, schlug fehl. Beim Hinzufügen neuer Komponenten kann man nämlich nur aus einer Liste von Ikea-Produkten auswählen. Geräte von anderen Herstellern sind nicht vorgesehen. Das klang bei den bisherigen Ankündigungen zum Thema Matter (herstellerübergreifend) ganz anders. Aber wie gesagt: It doesn't Matter!

Positives gab es aber vom Home Assistant: Der hatte inzwischen eine neue Komponente namens Dirigera entdeckt, meldete dies auch und forderte zur Konfiguration der entsprechenden Integration auf. Dazu gehört auch die Eingabe eines Schlüsselcodes.

Home Assistant braucht einen Schlüssel für den Dirigera-Hub.

Doch wird nicht genannt, woher der kommen soll. Erst eine kleine Recherche im Netz brachte die Lösung: An der Unterseite des Hubs fanden sich zwei QR-Codes. Über dem linken Code ist der achtstellige Schlüssel aufgedruckt. Den tippte ich in Home Assistant ein und schon wurde der Hub inklusiver alle bislang damit gepairten Komponenten eingerichtet.

Mit dem Schlüssel wird alles automatisch eingerichtet.

Der Hub wurde interessanterweise als Homekit-Komponente gefunden, also als ein zum Apple-Smarthome-Protokoll kompatibles Gerät. Insofern fand also tatsächlich noch etwas herstellerübergreifendes Smarthome statt.

Homekit von Ikea

Alles in allem ist der Kauf des Dirigera-Hubs, der mit 59,95 Euro fast dreimal so teuer ist wie der alte Tradfri-Knoten, jedoch (noch) nicht zu empfehlen. Lassen wir Ikea noch die Zeit, die Software fertig zu entwickeln und widmen wir uns erst dann dem "Entdecke die Möglichkeiten!" (hgb)