Dell spürt schrumpfenden PC-Markt, steigert aber Betriebsgewinn

Das Wachstum bei Dienstleistungen kann den Rückgang bei Produkten nicht auffangen. Der Ausblick des Managements lässt die Aktie leicht sinken.

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Dell-Logo auf Computertower, verfremdet und gülden

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

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Dell Technologies hat in den drei Monaten bis 28. Oktober weniger umgesetzt als noch vor einem Jahr, aber deutlich mehr Betriebsgewinn gemacht. Der Nettogewinn ist trotzdem auf einen Bruchteil zusammengefallen. Das liegt zum Teil daran, dass Dell eine Milliarde Dollar an ehemalige VMWare-Aktionäre zahlen muss, die sich im Zuge der Übernahme durch Dell 2018 übervorteilt wähnen. Vor einem Jahr hat Dell VMWare wieder selbständig gemacht.

Das geht aus den Finanzergebnissen hervor, die Dell Montagabend veröffentlicht hat. Das Quartal gilt in Dells Buchhaltung bereits als drittes Quartal 2023. Darin hat das Unternehmen 24,7 Milliarden US-Dollar umgesetzt, sechs Prozent weniger, als ein Jahr zuvor. Davon entfallen 18,9 Milliarden Dollar auf Produkte (-10%) und 5,8 Milliarden Dollar auf Dienstleistungen (+6%). Letztere haben die größere, aber schneller fallende Bruttomarge.

Der Betriebsgewinn ist um 68 Prozent auf rund 1,8 Milliarden Dollar gestiegen. Nach Abzug sonstiger Kosten (hier schlägt sich der gerichtliche Milliardenvergleich mit den ehemaligen VMWare-Aktionären nieder) und Zinsen in Höhe von insgesamt rund 1,3 Milliarden Dollar blieben 454 Millionen Dollar Vorsteuergewinn (-90%). Weil davon 47% als Steuer weggehen, verzeichnet Dell schließlich 241 Millionen Dollar Nettogewinn (-94%) in den drei Monaten. Vor einem Jahr standen da noch 3,9 Milliarden Dollar, damals verkaufte Dell aber auch Tochterfirmen und andere Assets im Wert von insgesamt rund vier Milliarden.

Dell weist zwei Unternehmensbereiche getrennt aus: Die Infrastructure Solutions Group (ISG), die insbesondere Server, Netzwerkausrüstung und Datenspeicher an Geschäftskunden verkauft, und die Client Solutions Group (CSG), die Personalcomputer, Bildschirme, Projektoren und andere Endgeräte sowie Zubehör sowohl an Geschäftskunden als auch an Verbraucher vertreibt.

ISG meldet 9,6 Milliarden Dollar Quartalsumsatz (+12%) und 1,4 Milliarden Dollar Betriebsgewinn (+54%). So viel Betriebsgewinn hat ISG bisher noch in keinem Quartal erwirtschaftet. Bei CSG ist der Quartalsumsatz hingegen um 17 Prozent auf 13,8 Milliarden Dollar gefallen, der Betriebsgewinn um sieben Prozent auf 4,4 Milliarden Dollar. Von den 13,8 Milliarden Dollar CSG-Umsatz entfallen 10,7 Milliarden auf Geschäftskunden (-13%) und die restlichen drei Milliarden auf Verbraucher (-29%). In den Segmentzahlen nicht enthalten sind allgemeine Konzernkosten, wobei die größten Brocken sich nicht auf das Barvermögen auswirken: Abschreibungen auf immaterieller Vermögen und Mitarbeitern zugeteilte Aktien.

Dells Management ist allerdings stolz darauf, seinen Marktanteil bei Business-PC kontinuierlich von 15 Prozent vor zehn Jahren auf nunmehr zirka 25 Prozent ausgebaut zu haben. Rund 80 Prozent der von Dell verkauften Computer seien entweder Business-PCs oder hochwertige Verbrauchergeräte, was deutlich über dem Marktdurchschnitt läge.

Nach Bekanntgabe der Finanzergebnisse sind Dell-Aktien im nachbörslichen Handel zunächst nach oben geschossen, dann aber wieder gefallen. Das deutet auf zunächst Bot-getriebene Käufe hin, die sich an maschineller Auswertung der Veröffentlichungen Dells orientieren, gefolgt von Verkaufsordern von Menschen, die die Daten sowie die Aussagen des Dell Managements in der üblichen Telefonkonferenz interpretieren können. Am Ende stand ein Minus von gut zwei Prozent.

Denn der Ausblick ist bescheiden. Für das laufende Quartal erwartet Dell weiteren Umsatzrückgang von ungefähr 16 Prozent auf 23 bis 24 Milliarden Dollar. Selbst ISG soll nicht mehr wachsen.

(ds)