Politiker und Plattenhändler fordern Preissenkungen für CDs

Wenn schon Kopierschutz auf Musikscheiben, dann nicht zu den gängigen Verkaufspreisen, finden immer mehr Experten. Doch die Phonoverbände mauern.

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Der Streit um die Preise von Audio-CDs hat nun auch die Berliner Politik erreicht, die sich mit einer wachsenden Kritik an der geplanten Urheberrechtsnovelle konfrontiert sieht. "Je mehr die Musikindustrie Kopierschutz einsetzt, desto billiger müssen die CDs werden", forderte Hans-Joachim Otto, medienpolitischer Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, im Gespräch mit heise online. "Wenn ich mir den Grönemeyer kaufe und dann nicht mehr fürs Auto kopieren kann, darf das nicht zum selben Preis passieren wie bisher", führte der Frankfurter Politiker aus. Wer die Privatkopie "kille", müsse Auffanglösungen anbieten. Die Industrie könne nicht länger "am Verbraucher vorbei denken" und die Silberscheiben zu denselben Preisen verkaufen, in die ursprünglich eine Reihe von Vervielfältigungen zu privaten Zwecken einkalkuliert worden sei.

Konkret schwebt Otto ein Dreistufenmodell vor: "Kann ich keine Kopien machen, muss es am günstigsten sein. Bei bis zu fünf Kopien wäre ein etwas teurerer Preis angemessen. Wer unbegrenzt brennen will, muss am meisten zahlen". Eine derartige Lösung würde auch das Bewusstsein aufrecht erhalten, dass es sich bei der kopierten Ware um ein schützenswertes Gut handle.

Unterstützt wird die politische Forderung von den deutschen Plattenhändlern. "Wir müssen die Preise drastisch senken, nicht nur um 10 oder 20 Cent", befand der Vizepräsident des Gesamtverbands deutscher Musikfachgeschäfte, Michael Huchthausen, Anfang der Woche auf der Midem in Cannes. Jede CD müsse 9,99 Euro kosten. Mit einem solchen Preis könnten wieder mehr Musikfans überzeugt werden, CDs zu kaufen anstatt sie zu brennen.

Von der gegenwärtigen Diskussion will die Musikindustrie aber nichts wissen. Gegen die "Kostenlos-Mentalität" im Internet käme man ohnehin nicht an, winkt Gerd Gebhardt, Vorsitzender der deutschen Phonoverbände, ab. CDs seien schon jetzt viel zu billig. Ihr Preis habe sich zwischen 1991 und 2001 nur um 5,3 Prozent erhöht, während die allgemeine Teuerungsrate viel stärker gestiegen sei. Wie viele Milliarden die Industrie im gleichen Zeitraum aber bunkern konnte, verriet der Verbandschef aber nicht.

Den schwarzen Peter will die Phonographische Wirtschaft, die das massenhafte Brennen von CDs hauptverantwortlich für einen 30-prozentigen Umsatzrückgang der deutschen Musikbranche in den vergangenen vier Jahren macht, zudem nicht auf sich sitzen lassen. So erinnert Gebhard daran, dass "die CD-Preise immer noch vom Handel gemacht werden, nicht von den Tonträgerherstellern". Falls der Handel noch Luft sähe, sollte er einfach die Preise senken. Die Tonträgerhersteller selbst hätten in ihren Kalkulationen keinen Bewegungsspielraum mehr für Preissenkungen.

Zu kurz greift die Initiative Ottos aber auch aus Sicht der Aktion privatkopie.net. "In der Debatte um das neue Urheberrecht spielt der Streit um die CD-Preise nur einen Mini-Anteil", sagt Jeanette Hofmann, Mitgründerin der Netzorganisation und Forscherin am Wissenschaftszentrum Berlin. Sollten technische Kopierblocker gesetzlich geschützt werden, würde bald das gesamte Wissensfeld durch die Industrie kontrolliert. (Stefan Krempl) / (anw)