HNF-Modenschau: Zwischen Pisa-Wams und Gelbusen

Im Rahmen des Familientags "Kommunikation" präsentierte das Heinz Nixdorf MuseumsForum die erste Wearable Fashion Show.

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Von
  • Detlef Borchers

Im Rahmen des Familientags "Kommunikation" präsentierte das Heinz Nixdorf MuseumsForum (HNF) in Paderborn unter dem Motto "Technik hautnah" die erste Wearable Fashion Show. Sie soll nach Aussage von HNF-Geschäftsführer Norbert Ryska die erste bundesweite Show ihrer Art sein. "Die Show soll uns die nahe Zukunft vermitteln, wie mobile Medientechnologien direkt auf, am oder vielleicht sogar im Körper getragen wird," erklärte Ryska zu Beginn der Modenshow, "am Ende steht eine unsichtbare Technik, die mit intelligenter Kleidung eine Symbiose eingeht und den Menschen schützt und ihn kommunizieren lässt."

Im Rahmen der Show zeigten 15 Firmen und Forschungseinrichtungen wie die Bauhaus Universität Weimar oder das Klaus Steilmann Institut die Zukunft, wie sie auf der Haut getragen wird. Die Spannbreite reichte von gängiger Sportmode mit besonderen Fasern oder Glaskeramik-Kügelchen für den Kälteschutz bis zu den Wearables, bei denen Gurte die Technik an den Körper klemmen, bis ihre Träger wie mobile Intensivstationen aussehen. Den größten Beifall erhielt die herkommliche Mode von Alexandra Fede, die etwa den Joy Dress präsentierte, ein knapp geschnittenes Abendkleid, in dem Vibra-Pads für Wohlgefühl sorgen sollen. Eine andere Variante der Italiener ist der intelligente BodySculptor, bei dem modellierbare Gelpads "perfektes Body-Shaping" ermöglichen. Ihren Umsatz erzielt die Firma indes mit der AntiViolence-Kollektion, modischer Kleidung aus schusssicherem Material. Schutztechniken standen auch bei anderen Firmen im Vordergrund, etwa der Schutz vor E-Smog bei Handy-Fashion.com oder bei dem Umwelt-Monitoring-Jacket des Steilmann-Institutes, das mit Gas-, Smog, und UV-Sensoren ausgestattet ist und über besondere Detektoren für Gamma- und Röntgenstrahlen verfügt.

Als Berufskleidung der Zukunft in einer feindlichen Welt wurde diese Jacke von den richtigen Wearables ergänzt, wie sie von Xybernaut oder der ETH-Zürich gezeigt wurden. Die dazu getragene Mode der weiblichen und männlichen Models war deutlich von militärischer Kleidung beeinflusst und zitierte so Soldaten, die mit "Augmented Reality" den Feind bekämpfen. Silbrig schimmernd ging es dafür bei der Mode für die Kleinsten zu, die das finnische Kankaanpää Research Center of Wearable Technology zeigte. Die Forscher entwickelten für Reima Outfits, mit denen Kinder schnell geortet werden können. Inmitten des gut besuchten Familientages, in dem es von Kindern wimmelte, gab es abseits der Show angeregte Diskussionen, ob diese Form der kindlichen Überwachung nicht bereits ein Eingriff in die "Location Privacy" darstellt, auf die auch die Kleinsten trotz elterlicher Sorgen ein Anrecht haben. Bei den Kindern selbst stießen analoge Road-Warrior auf große Begeisterung: sie hatten sich Stehleitern umgeschnallt, auf denen mechanische Schreibmaschinen, Stempel samt Stempelkissen, Klopapier, Klingel und vieles mehr befestigt waren.

Anfang 2004 will das HNF eine erweiterten Dauerausstellung eröffnen, in der das Wearable Computing einen eigenen Bereich bekommen soll. Die dort zur Präsentation kommenden Gerätschaften werden eines Tages ebenso spassig wirken wie Stempelkissen und eine Schreibmaschine, die mit lautem Rasseln und Klingeln in die nächste Zeile schaltet. (Detlef Borchers)/ (tol)