FTX-Gründer weist Betrugsvorwürfe zurück: "Ich hatte einen schlechten Monat"

Nach dem Untergang seines FTX-Imperiums stellt sich das Ex-Kryptowunderkind Sam Bankman-Fried einem Interview. Er beteuert, nicht betrogen zu haben.

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(Bild: Shutterstock)

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Der Gründer der insolventen Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried, hat sich nach dem spektakulären Zusammenbruch seines Firmenimperiums gegen Täuschungsvorwürfe verteidigt. "Ich habe nie versucht, Betrug an jemandem zu begehen", sagte der 30-jährige US-Unternehmer am Mittwoch (Ortszeit) bei einer Konferenz in New York. Zugeschaltet aus den Bahamas, wo seine Handelsplattform für Kryptowährungen ihren Hauptsitz hatte, erklärte Bankman-Fried: "Ich sah es als florierendes Geschäft und war schockiert davon, was diesen Monat passiert ist." Im Nachhinein schäme er sich. "Wir haben komplett versagt", sagte Bankman-Fried mit Blick auf die milliardenschweren Risiken seines Krypto-Konzerns.

FTX – ehemals einer der größten Handelsplätze für Kryptowährungen – war vor rund drei Wochen nach enormen Mittelabflüssen binnen weniger Tage kollabiert. Milliarden an Kundengeldern konnten nicht ausgezahlt werden. Bankman-Fried, der in der Kryptobranche oft nur SBF genannt wird, gab am 11. November seinen Rücktritt bekannt und beantragte im US-Bundesstaat Delaware Insolvenz für den Konzern. Laut vorläufiger Aufstellung belaufen sich die Schulden auf über 10 Milliarden US-Dollar, vorhandene Barmittel auf 1,24 Milliarden US-Dollar. Ein zweites Insolvenzverfahren läuft auch noch auf den Bahamas.

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Es besteht unter anderem der Verdacht, dass Konzern-Mitbegründer Sam Bankman-Fried illegal Milliarden-Werte an das verbundene Unternehmen Alameda Research verschoben habe, um Verluste aus Hoch-Risikogeschäften zu stopfen. Der neue FTX-Chef John Ray, der die Führung im Zuge des Konkursverfahrens übernahm, kritisierte seinen Vorgänger scharf: "Noch nie in meiner Karriere habe ich solch ein komplettes Versagen an Unternehmenskontrolle und so einen Mangel an vertrauenswürdigen Finanzinformationen erlebt."

Auf die Vorwürfe der Verschiebung von Kundengeldern zu Alameda sagte Bankman-Fried: "Ich habe nicht wissentlich Gelder vermischt." Er sprach von einem Aufsichtsversagen seinerseits und dass ihn die Größe der Risikopositionen bei Alameda überrascht hätten. Er habe die Investmentfirma nicht direkt selber geleitet und vieles erst wenige Tage vorm Untergang von FTX erfahren. Es habe Buchhaltungsfehler gegeben und Diskrepanzen zwischen den geprüften Zahlen und den Zahlen auf fehlerhaften Dashboards der Börse. Berichte der Insolvenzverwalter legen da anderes nahe: Laut denen habe es eine Software gegeben, die den Missbrauch von Kundengeldern verschleiert habe. Das war allerdings nicht Gegenstand im Interview.

In den USA laufen Ermittlungen und Sammelklagen gegen Bankman-Fried. Er beteuert, dass der US-Zweig von FTX genug Geld habe, Kunden dort auszuzahlen. "Die US-Plattform ist vollkommen solvent", sagte er am Mittwoch. Es verwirre ihn, dass der US-Zweig derzeit keine Kundengelder auszahle. Allerdings ist FTX.us Teil des derzeit am Gericht in Delaware laufenden Insolvenzverfahrens.

Auf die Frage, warum er noch auf den Bahamas sei und ob er sich angesichts der prekären rechtlichen Lage noch in die USA traue, erwiderte Bankman-Fried lediglich, dass er bereits im vergangenen Jahr auf der Karibikinsel gelebt habe. Eine Rückkehr in die USA halte er für unproblematisch. Seine Anwälte hätten ihm zwar von diesem Interview abgeraten, aber er sehe sich in der Pflicht zu erklären, was passiert sei.

Von seinem eigenen Vermögen sei nach dem FTX-Kollaps nicht mehr viel übrig. Er habe nur noch ein Bankkonto, auf dem rund 100.000 Dollar seien. Vor der Pleite taxierten Forbes und Bloomberg sein Vermögen zeitweise auf über 26 Milliarden Dollar. Auf die Frage nach seiner persönlichen Zukunft sagte er, dass das noch offen sei und er momentan auch nicht über solche Fragen nachdenke. Er wolle jetzt erstmal alles dafür tun, dass die Kunden von FTX ihr Geld wiedersähen. "Ich hatte einen schlechten Monat", erklärte er. Das Publikum des Live-Interviews quittierte das mit Gelächter.

(axk)