Weltgrößtes Forschungsinstrument: Square Kilometre Array Observatory wird gebaut

An den Standorten in Australien und Südafrika wurde der Baubeginn des riesigen Teleskopverbunds gefeiert. Die Erwartungen sind immens.

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Darstellung der geplanten Antennen an den beiden Standorten.

(Bild: SKAO)

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Das größte Observatorium der Welt, das Square Kilometre Array Observatory (SKAO), wird an den Standorten in Südafrika und Australien errichtet. 18 Monate nach Beginn der Vorbereitungen und dem grünen Licht dafür gehe es tatsächlich an die Errichtung des größten wissenschaftlichen Instruments der Welt, hieß es am Montag auf Zeremonien in Westaustralien und in der südafrikanischen Provinz Nordkap. In den vergangenen anderthalb Jahren waren Bauaufträge im Wert von fast 500 Millionen Euro vergeben worden. Dabei seien auch die lokale Wirtschaft und die neuen Nachbarn einbezogen worden. Der Standort in Australien habe im Gegenzug von den Wajarri den Namen "Inyarrimanha Ilgari Bundara" erhalten. Das bedeute, "den Himmel und die Sterne teilen".

Das SKAO wird ein Verbund aus über 130.000 Radioantennen – rund 200 in Südafrika, der Rest in der Wüste Westaustraliens. Damit wird das Radio-Observatorium zur größten Wissenschaftseinrichtung der Erde. Die geplante Infrastruktur reicht über drei Kontinente auf der Nord- und Südhalbkugel. Mit der durch die Zusammenschaltung der Antennen erreichten deutlich besseren Auflösung soll nach Signalen gefahndet werden, die in der Anfangszeit des Universums ihren Ursprung haben, als sich die ersten Sterne und Galaxien gebildet haben. Außerdem soll einigen grundlegenden Fragen der Astrophysik etwa zur Relativitätstheorie, der Dunklen Materie, der Dunklen Energie und möglichem außerirdischem Leben nachgegangen werden. Im Sommer 2021 hatte es grünes Licht für die Errichtung gegeben, seitdem war der Bau vorbereitet worden.

Bild von den Feierlichkeiten in Australien

(Bild: SKAO)

Jährlich soll das neue Rieseninstrument einmal 710 Petabyte an Daten liefern, um den Umgang damit zu simulieren, musste 2019 sogar der damalige Spitzenreiter der Top500-Liste der Supercomputer ran. Am Design des Teleskopverbunds waren 500 Ingenieure und Ingenieurinnen von 100 Institutionen aus 20 Ländern beteiligt, mehr als 1000 Forscher und Forscherinnen planen bereits die wissenschaftliche Arbeit. Der Aufbau des SKAO soll Ende des Jahrzehnts abgeschlossen werden, veranschlagt sind dafür 1,3 Milliarden Euro. Schon für die bis dahin anstehende Forschungsarbeit sind 700 Millionen Euro vorgesehen, heißt es bei dem Projekt weiter. Mehrere Vorläuferanlagen sind bereits in Betrieb. Das SKAO selbst soll mindestens 50 Jahre lang Daten sammeln, die Zentrale befindet sich am Jodrell-Bank-Radioobservatorium in Großbritannien.

Insgesamt acht Mitgliedstaaten stehen hinter dem Projekt: Australien, Südafrika, China, Italien, die Niederlande, Portugal, die Schweiz und Großbritannien. Deutschland hat im SKAO-Gremium aktuell nur einen Beobachterstatus, dafür ist die Max-Planck-Gesellschaft (MPG) Mitglied in der SKA-Organisation. Viele Forscher und Forscherinnen aus der Bundesrepublik sind an den Vorbereitungen beteiligt. Nur aus drei Staaten kam bislang mehr wissenschaftliche Vorarbeit. Außerdem kooperiert das SKAO mit dem Kernforschungszentrum CERN, das seit Jahrzehnten Erfahrungen mit immensen Mengen an Forschungsdaten sammelt und der Europäischen Südsternwarte ESO. Die baut aktuell mit dem Extremely Large Telescope (ELT) das weltgrößte optische Teleskop.

(mho)