Joseph Weizenbaum kritisiert Einsatz von Computern in Schulen

Der Informatiker und Computerkritiker meint, Kinder sollten erst eine "gewisse Reife" haben, bevor sie mit dem Computer konfrontiert werden.

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Der Informatiker und Computerkritiker Joseph Weizenbaum bleibt auch in seinem 81. Lebensjahr seiner Linie treu: Er beurteilt den zunehmenden Einsatz von Computern in Schulen skeptisch. "Kinder müssen erst eine gewisse Reife haben, sonst lernen sie allenfalls Oberflächlichkeit", sagte der Wissenschaftler laut einem dpa-Bericht. Weizenbaum sprach bei der Veranstaltung Was sind und sollen Computer in der Bildung des Datenverarbeitungszentrums Mecklenburg-Vorpommern.

Computer seien ohne Vorwissen nutzlos, betonte Weizenbaum. Um das Medium sinnvoll einzusetzen, müssten zunächst Lesefähigkeit, Skeptizismus und Kritikfähigkeit geübt werden. Nur so könnten Kinder die richtigen Fragen stellen und an brauchbare Informationen im Internet gelangen. "Fernsehen und Internet werden zu oft für bare Münze genommen", meint der Wissenschaftler.

Das Datennetz enthalte viele überflüssige, bruchstückhafte oder gar falsche Informationen. "Es ist ein Misthaufen. 90 Prozent sind Schrott, es finden sich aber auch ein paar Perlen und Goldgruben." Der naive Umgang mit Computern könne zu dem Trugschluss führen, diese seien im Stande, alle Fragen zu beantworten. "Etwas aber in eine Suchmaschine einzugeben und das Ergebnis auszudrucken, das ist das Gegenteil von Bildung."

Ministerpräsident Harald Ringstorff sagte auf der gleichen Veranstaltung, im Umgang mit Computern seien Realitätssinn und Augenmaß gefragt. Auch wenn die erste Euphorie verflogen sei, biete der Einsatz von Computern in Bildung, Wissenschaft und Verwaltung viele Chancen. "Es gibt keinen Weg zurück." Bis 2005 werde das Land 27 Millionen Euro für multimediales Lernen an Schulen bereitstellen.

Der Artikel Es gibt Inseln der Vernunft auf dieser Erde in der aktuellen c't 3/2003 würdigt das Werk Joseph Weizenbaums aus Anlass seines 80. Geburtstages. (anw)