Apple in KI-Stimmung: Erstmals Hörbücher von digitalen Erzählern im Bücher-Store

Apple will offenbar die Zahl der Hörbücher erhöhen, indem Verlagen und einzelnen Autoren Hilfe per KI angeboten wird. Das schmeckt nicht jedem.

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(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Apple in seinen digitalen Bücher-Store erstmals Hörbücher ins Angebot aufgenommen, die von computergenerierten Stimmen vorgelesen werden. Die Bücher sind mit dem Zusatz "Narrated by Apple Books" zwar als solche gekennzeichnet. Dennoch gibt es erste Kritik von Kulturschaffenden und Mitbewerbern.

Den Schritt, KI-Stimmen Bücher vertonen zu lassen, hatte Apple bereits für Mitte November angekündigt. Der britische Guardian berichtet, dass die Pläne dann aber verschoben wurden. Im Hintergrund habe das US-Unternehmen in den USA und Kanada gezielt bei Autoren und kleinen Verlagen darum geworben, dass sie ihre Bücher entsprechend vertonen lassen. Gerade für kleine Verlage und Autoren, die im Eigenverlag veröffentlichen, sind die hohen Kosten für eine Vertonung kaum zu schultern. Apple könne mit den KI-Stimmen sein Hörbuch-Angebot deutlich vergrößern.

Der Markt mit Hörbüchern gilt als besonders lukrativ. Die Verkäufe hätten sich vergangenen Jahr um 25 Prozent auf ein Gesamtvolumen von 33,5 Milliarden US-Dollar erhöht, berichtet der Guardian. Auch Apple spricht auf einer eigens für Autoren eingerichteten Internetseite davon, dass zum zehnten Mal in Folge im Jahresvergleich zweistellige Prozentzuwächse zu verzeichnen gewesen seien. Und es sei kein Ende erkennbar. Autoren wird deshalb dazu geraten, ein Audiobuch in Betracht zu ziehen.

Apple selbst umschreibt die KI-Stimmen als digitale Erzählung. Hierzu habe Apple mit Linguisten, Toningenieuren und weiteren Experten zusammengearbeitet. Offenbar sieht der Produktionsprozess auch eine menschliche Qualitätskontrollstufe vor, denn die Bücher werden nicht einfach nur umgewandelt und danach sofort hochgeladen. Apple spricht von ein bis zwei Monaten Bearbeitungszeit. Zur Auswahl stehen vier Erzählerstimmen, die auf bestimmte Genres abgestimmt wurden: Madison und Jackson für Fiktion sowie Helena und Mitchell für Sachbücher.

Momentan kommen nur englischsprachige Titel dafür infrage. Auch sind diverse Genres momentan noch nicht verfügbar. Die Stimmen klingen deutlich menschlicher als die von digitalen Sprachassistenten wie Siri, sind gleichwohl aber noch von menschlichen Stimmen zu unterscheiden.

Der Schritt Apples ist nicht unumstritten. Der Guardian zitiert Kulturschaffende, die die menschliche Erzählerstimme als wichtigen künstlerischen Teil eines Hörbuches ansehen. Diese zeigen sich skeptisch über den Einsatz einer KI. Bei Mitbewerbern wie Spotify dürfte Apples Schritt indessen das vorhandene Ungerechtigkeitsempfinden verstärken. So begehrt Spotify bereits gegen Beschränkungen Apples auf, die den Verkauf von Hörbüchern einschränken. Dass Apple die KI-erzeugten Hörbücher exklusiv dem eigenen Bücherladen vorbehält, dürfte den Streit noch weiter verstärken und Kartellbehörden vermutlich genauer hinsehen lassen.

(mki)