Fernsehpiraterie: 5,9 Millionen Deutsche schauen illegal in die Röhre

Private Medien beklagen eine Verdoppelung der Nutzerzahlen illegaler TV-Streams. Wer die Nutzer sind und warum Milliardenschäden entstehen.

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(Bild: Everton Eifert/Shutterstock.com)

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Der Verband der Privaten Medien, VAUNET, schlägt Alarm: Fernsehpiraterie habe im Jahr 2022 einen gesamtwirtschaftlichen Schaden von 1,8 Milliarden Euro angerichtet, heißt es in einer veröffentlichten Studie. Dadurch seien dem Staat 390 Millionen Euro an Steuern entgangen. Das illegale Schauen von linearem Fernsehen sei dabei in der Breite der Gesellschaft angekommen: 5,9 Millionen Menschen nutzten illegale Live-TV-Signale. Dabei geht es ausschließlich um illegal angebotene lineare Streams klassischer TV-Sender. Unrechtmäßige Downloads von Serien oder Filmen sowie deren Streaming zählen nicht dazu.

Den Erhebungen nach habe sich die Zahl der Nutzer damit seit dem Jahr 2018 nahezu verdoppelt. Am meisten nutzen 24- bis 33-Jährige die illegalen Angebote, allerdings seien sie in allen Altersgruppen zwischen 24 und 63 hoch im Kurs. Dabei seien es bevorzugt Männer, die den illegalen Stream suchen: Sie machten 80 Prozent der Nutzer aus.

Die Piratengucker sind nicht nur mehr geworden, sie schauen auch öfter und länger: 72 Prozent sehen mindestens einmal pro Woche auf diese Weise fern (2018: 54 Prozent). Zumeist werden Apps und Software wie zum Beispiel Vavoo, Rokkr und Watched eingesetzt, die auf Geräten wie dem Fire-TV-Stick, Chromecast, auf einem Raspberry Pi oder einer Streaming-Box mit der Abspielsoftware Kodi betrieben werden. Zu den meistgenutzten illegalen linearen TV-Genres zählen insbesondere fiktionale Inhalte, Sport, Dokumentationen sowie Informationen.

Den hohen wirtschaftlichen Schaden begründen die Autoren der Studie mit Umsatzeinbußen in der Programmerstellung in Höhe von 587 Millionen Euro sowie entgangenen Steuern und Sozialabgaben. Würden die illegalen Angebote wegfallen, seien 45 Prozent der illegalen Zuschauer dazu bereit, für legale Angebote zu zahlen. 91 Prozent wollen immerhin nicht auf die Angebote verzichten.

Der Verband fordert Politik und Regulierung auf europäischer Ebene und in Deutschland auf, Maßnahmen gegen das illegale TV-Schauen zu ergreifen. In der Vergangenheit wurden bereits Anbieter von solchen Angeboten ermittelt und Verfahren gegen sie eingeleitet. Für das Gutachten wurden die Onlineaktivitäten von über 2700 Menschen gemessen. Dazu gab es eine repräsentative Onlinebefragung mit mehr als 550 Nutzern illegaler linearer TV-Streams.

(mki)