Computex

Netbook-Schwemme in Taipeh

12-Zöller, Tablet-Netbooks und welche mit Docking-Station - zwischen dutzenden Firmen mit Standardgeräten gab es auf der Computex auch Spannendes zu entdecken.

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Selten hat es eine Produktidee so schnell geschafft, von der Neuheit zur allgegenwärtigen "mature" Technik überzugehen: Erst Anfang vorigen Jahres begann die Idee des funktional eingeschränkten, sehr billigen Notebooks in Form des Asus EeePC Gestalt anzunehmen, zur Computex 2008 folgte dann Intels Atom-Plattform. Und schon ein Jahr später haben nicht nur die meisten herkömmlichen Notebook-Hersteller Netbooks im Angebot (nur Apple und Sony ignorieren den Bedarf nach Geräten unter 500 Euro), sondern auch dutzende Neulinge, darunter viele mit unbekannten Namen, aber auch einige Bekannte wie Asrock. Nur wenige Techniken wurden so schnell übernommen, selbst bei aktuellen Hat-jeder-Techniken wie USB-Sticks, externen Plattengehäusen oder inzwischen vielleicht NAS-Boxen hat es mehrere Jahre gedauert, bis sich so viele Anbieter gefunden haben.

Netbook-Schwemme und ein paar Highlights (13 Bilder)

Gigabyte zeigt das Booktop M1022, ein 10-Zoll-Netbook mit Docking-Station. Das Netbook steht aufrecht im Dock, sodass es wenig Platz auf dem Scheibtisch einnimmt.

Einige der neuen Anbieter stellen die Netbooks sogar selbst her – dass neue Produzenten hinzukommen, gab es bei den Notebooks schon länger nicht mehr. Viele kaufen aber Barebones von ODM/Whitebox-Herstellern, und die meisten Designs strotzen auch nicht gerade vor Innovationen: Atom N270 oder VIA Nano, 1 GByte, eine Platte, VGA/LAN/WLAN/USB, 10 Zoll, fertig.

Von diesen unbekannten Namen wird man in Deutschland wohl nur wenige antreffen, denn die meisten tummeln sich auf Märkten, in denen der Bedarf nach einem eher anspruchslosen, billigen Erst-PC größer ist als hierzulande der nach einem Zweitgerät: China, Indien und dutzende kleinere Länder.

So stammen denn auch die Innovationen im Netbook-Markt nicht von diesen Neulingen, sondern von den etablierten Herstellern. Wobei: Die spannendste Neuerung, nämlich ein Netbook mit Docking-Station, zeigt Gigabyte, zwar bei Mainboards, Grafikkarten und anderen Komponenten bekannt, aber bei Netbooks keiner der großen.

Gigabyte will das Booktop M1022 in Deutschland immer mit der Docking-Station ausliefern, der Preis soll bei 500 Euro liegen. Das Netbook steht aufrecht im Dock, sodass die Schnittstellen der rechten Seite nach oben ragen und weiter zugänglich bleiben, beispielsweise für einen USB-Stick. Die Docking-Station hat Anschlüsse für USB, LAN, Audio, VGA und Strom, doch ein digitaler Displayausgang fehlt. Das Netbook hat ein 10-Zoll-Display (mit 1024 × 600 oder 1366 × 768 Punkten) und optional UMTS, aber sonst keine Besonderheiten.

Interessanter sieht das Gigabyte Myou aus, ein 10-Zöller (allerdings nur 1024 × 576, also 16:9) mit unter einem Kilogramm Gewicht, vergleichsweise schickem und dünnen Gehäuse und optionalem UMTS. Im Sommer soll es erhältlich sein, der Preis dürfte um 450 Euro liegen, möglicherweise schon inklusive UMTS.

Gigabytes neues Tablet-Netbook T1028 ist schon jetzt erhältlich: 10-Zoll-Display (ebenfalls 1024 × 600 oder gegen Herbst 1366 × 768), UMTS-Option und drehbares Touch-Display. Leider ist Windows XP Home installiert, dem die Tablet-PC-Funktionen fehlen.

Darüberhinaus hat Gigabyte einen 13,3-Zöller mit Intels CULV-Plattform gezeigt. Diese auch Ultra-Thin genannten Notebooks lassen sich von Netbooks mit größerem Display nur schwer abgrenzen, sieht man von der Rechenleistung ab – die bei beiden nicht umwerfend schnell ist. In der Praxis dürfte es eine größere Rolle spielen, dass die meisten Ultra-Thins einen HDMI-Ausgang haben und von den Beschränkungen auf 1 GByte Hauptspeicher und 160 GByte Festplatte befreit sind, weil kein Intel Atom eingebaut und Vista statt XP installiert ist.

In diese Kategorie fällt auch das N1210, ein 12-Zöller des zum Mitac-Konzern gehörenden Navigationsspezialisten Mio – womit ein GPS-Modul zur Grundausstattung gehört. Das N1210 ist mit Intels CULV- oder AMDs Neo-Plattform erhältlich, doch welche Ausstattung zu welchem Preis nach Deutschland kommt, steht noch nicht fest. Der 9-Zöller N890 mit ebenfalls um GPS erweiterter Standardausstattung soll wohl die Nachfolge des auf der IFA vorgeführten, aber wenig verbreiteten ersten Netbooks von Mio antreten.

Ein Tablet-Netbook zeigt auch Asus, das schon Anfang des Jahres angekündigte T91. In ein paar Wochen soll die Auslieferung jetzt wirklich beginnen. Es hat einen Touchscreen, der nicht zwischen Hand und Stift unterscheiden kann, sodass die Stifteingabe nicht mehr funktioniert, sobald man den Handballen aufs Display auflegt. In Deutschland kommt er zuerst mit Windows XP Home und hat daher keine Tablet-PC-Funktionen und keine Handschrifterkennung. Die auf der Computex gezeigte Version mit Windows 7 und durchaus hinreichend zügiger Schrifterkennung kommt dann im Oktober und ist zusätzlich mit TV-Tuner und GPS ausgestattet.

Die erst vor einer Woche getroffene Aussage, kein Netbook mit mehr als 10 Zoll bringen zu wollen, revidierte Asus jetzt schon wieder: Als EeePC 1101HE tauchte ein 11,6-Zöller auf dem Stand auf. Das Display zeigt 1366 × 768 Punkte, drin steckt Intels Atom-Z-Plattform. Die Laufzeit dürfte entsprechend hoch liegen, auch weil Asus in Deutschland voraussichtlich nur den stärksten der drei erhältlichen Akkus ausliefert. (jow)