Evoke 2008: Musik-Loops und Pixelgewitter

Rund 400 Teilnehmer der Demoparty Evoke zeichneten, komponierten und programmierten am vergangenen Wochenende in der Kölner Vulkan-Halle an ihrer Computer-Kunst.

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Von
  • Stefan Göhler

Überall auf der Demoparty Evoke flackerten Bildschirme. Dazwischen standen einige Heimcomputer und Spiele-Konsolen, die älter waren als mancher der Teilnehmer: Am vergangenen Wochenende trafen sich in der Kölner Vulkan-Halle laut Veranstalter knapp 400 Demoscener zur Demoparty Evoke, die vom Verein Digitale Kultur e.V. seit 11 Jahren veranstaltet wird. Computer-Demos sind Programme, die in Echtzeit Bilder, geometrische Elemente und Musik berechnen und das Ergebnis als effektvolle Animationen auf dem Bildschirm zeigen. Ihr Ursprung reicht zu den Heimcomputern der 80er-Jahre des 20. Jahrhunderts zurück. Heute laufen Demos meist auf PCs, doch programmieren einige Demoscener immer noch für C64, Amiga, Atari oder andere exotische Hardware.

Die Teilnehmer einer Demoparty reichen ihre Demos zu Wettbewerben ein, den Compos. Bei einer Präsentation aller Wettbewerbsbeiträge begutachten alle Party-Teilnehmer die Beiträge und stimmen anschließend darüber ab. Die nach Grafik, Musik und Intros meist als letzte über die Leinwand laufenden PC-Demos gelten als Höhepunkt einer Demoparty. Auf der Evoke nahmen jedoch nur vier Beiträge an diesem Wettbewerb teil. Hier gewann Rob is jarig, eine Demo aus dem Jahr 2000, die die Volljährigkeit des Sceners Rob feiert und als Running-Gag bei verschiedenen Partys immer wieder eingereicht wird. Spontan sprangen die Leute auf die Bühne und feierten mit.

Evoke 2008: Musik-Loops und Medieninteresse (11 Bilder)

Gewinner der 4-kByte-Compo: Angelic von Still.

Unverkennbar setzte sich der auf der diesjährigen Demoparty Breakpoint eingeläutete Trend der 4-kByte-Intros fort: Den ersten Platz erreichte Angetic von Mad aus der Gruppe Still. Es zeigt eine mit Lichtschimmern durchsetzte Unterwasserwelt in Voxelgrafik und Shader 3. Mit seinen Fraktalen und perfekten Endlosreflektionen gelang der Beitrag Fractoblob von Bluflame auf Platz 2. Den dritten Platz ergatterte kx von Titan, das für den Mac geschrieben wurde. Den Sieg bei den 64-kByte-Intros holte Vortex2 von Kakiarts, das laut Autor KeyJ innerhalb weniger Tage entstand und verschiedene Effekte aneinanderreiht. Frischen Wind brachte die neue Loop-Competition, an der mit Abstand die meisten Beiträge teilnahmen. Ziel war es, eine Musikschleife von maximal 12 Sekunden zu erzeugen. Einige der Loops könnten in der Disco laufen. Zwei der Loop-Beiträge klangen dank eines akustischen Tricks so, als würden sie auf der Tonleiter immer höher steigen. Den ersten Platz belegt dq von Kakiarts mit seinem Massive Loop.

Evoke-Hauptsponsor Intel verlieh am Rande der Veranstaltung seinen Intel Demo Competition Award. Laut Hans-Jürgen Werner, Leiter für Unternehmenskommunikation bei Intel, ist sich das Unternehmen der Gratwanderung zwischen PR und Unterstützung bewusst und glaubt mit dem Award und den Seminaren auf den Partys die passende Mitte gefunden zu haben. Fünf Gruppen traten bei der Intel Demo Competition auf recht hohem Niveau gegeneinander an, wobei Still sich mit The Seeker gegen die starke Konkurrenz behauptete. Als geheimer Gewinner der Evoke dürfte dq von Kakiarts gelten, der nicht nur in der Loop-Compo und bei der Musik-Compo mit This year gewann – er schrieb auch den Soundtrack für den Gewinnerbeitrag der Intel-Demo-Competition.

Das Interesse an der Evoke war in diesem Jahr gewaltig: Neben dem medienpolitischen Sprecher der CDU-Landtagsfraktion Thomas Jarzombek, seines Zeichens ehemaliger C64-Nutzer, zeigte sich sein Kölner Kollege Jürgen Hollstein. Der Radiosender Deutschlandfunk übertrug direkt von der Veranstaltung und Arte, ZDF-digital, 3Sat sowie der WDR schickten ihre TV-Teams. Das Demoszene-Portal Pouet.net bietet die Wettbewerbsbeiträge der Evoke in nächster Zeit nach und nach zum Download an. (Stefan Göhler) / (rek)