Microsoft und Yahoo arbeiten gegen Google zusammen

Was lange währt, wird endlich gut, meinen zumindest Microsoft und Yahoo: Man verändere die Landschaft bei den Internet-Suchmaschinen, verkünden die beiden Firmen.

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Von
  • Jürgen Kuri

Was lange währt, wird endlich gut, meinen zumindest Microsoft und Yahoo: Man verändere die Landschaft bei den Internet-Suchmaschinen, verkünden die beiden Firmen, die im Internet gegenüber Google bislang kaum Boden gut machen konnten, zur nun offiziell bekannt gemachten Zusammenarbeit bei Suchmaschinen und Online-Anzeigen.

Microsoft-Chef Steve Ballmer und Yahoo-Chefin Carol Bartz wollen die "Landschaft bei den Suchmaschinen verändern".

Berichte, dass die beiden Firmen, die lange umeinander herumgeschlichen sind, nun doch zu einer Einigung kommen, tauchten seit einigen Tagen immer wieder auf. Ursprünglich wollte Microsoft Yahoo komplett übernehmen. Doch der Internetdienstleister lehnte den Preis von über 40 Milliarden US-Dollar ab; dies war eine der Ursachen, die Yahoos zurückgekehrtem Firmengründer Jerry Yang den Posten als Firmenchef kosteten. Zwischen den Unternehmen gab es aber danach immer wieder Gespräche, Yahoo-Chefin Carol Bartz schloss im Mai dieses Jahres eine Zusammenarbeit und selbst den Verkauf der Suchsparte nicht mehr aus.

Die Zusammenarbeit impliziert für Yahoo, die eigene Internet-Suchmaschine aufzugeben. Microsofts Bing wird nun die alleinige Suchmaschine für die Yahoo-Seiten sein. Yahoo wird dafür exklusiv den Vertrieb für alle Online-Suchanzeigen für Premium-Kunden beider Firmen übernehmen. Microsofts AdCenter soll darüber hinaus die übrigen Online-Suchanzeigen verwalten. Der Vertrag über die Zusammenarbeit ist auf 10 Jahre ausgelegt; Microsoft erhält für diesen Zeitraum eine Lizenz für Yahoos Such-Techniken, um sie in eigene Anwendungen und in Bing einzubauen.

Yahoo wird von Microsoft in den ersten fünf Jahren, in denen die Vereinbarung läuft, 88 Prozent an den Einnahmen, die über Suchanzeigen auf Yahoo-Seiten hereinkommen, als Traffic Acquisition Costs erhalten; insgesamt soll Yahoo einen Anteil an allen Einnahmen erhalten, die durch den Suchmaschinen-Traffic auf Yahoos eigenen oder mit Yahoo verbundenen Seiten entstehen. In allen anderen Bereichen außer Suchmaschinen und Online-Suchanzeigen, auch bei der Banner-Werbung und bei Diensten wie beispielsweise E-Mail, werden beide Firmen weiter unabhängig voneinander operieren, betonen Microsoft und Yahoo.

Microsoft-Chef Steve Ballmer erwartet nun, dass der Deal der Microsoft-Suchmaschine die Größe verleihen wird, um eine ernsthafte Konkurrenz im Internet darzustellen. Zwar erwähnen weder Ballmer noch die Yahoo-Chefin Bartz Google explizit, die Zusammenarbeit richtet sich aber direkt gegen den Internet-Primus Google. Mit der Vereinbarung zwischen Microsoft und Yahoo könne man mehr Anwender und Anzeigenkunden anziehen. Das werde im Gegenzug zu aussagekräftigeren Suchergebnissen und Online-Anzeigen führen.

Ob sich diese Hoffnungen erfüllen, darüber gibt es geteilte Einschätzungen. Schon beim Versuch von Microsoft, Yahoo zu übernehmen, zweifelte man an den Erfolgsaussichten gegen den Platzhirschen Google. Zu sehr rannte Microsoft den Vorgaben Googles im Internet hinterher, während der Suchmaschinenprimus mit Online-Anwendungen und zuletzt gar der Ankündigung eines eigenen Betriebssystems in den angestammten Gefilden des Redmonder Softwarekonzerns wilderte. Yahoo wiederum, der als Internetportal- und Suchmaschinenbetreiber das Platzen der New-Economy-Blase recht unbeschadet überstanden hatte, verlor dann doch zunehmend gegenüber Google an Boden. Dass nun Minus mal Minus auch im Internet Plus ergibt, davon waren nicht alle Beobachter überzeugt.

Die jetzt vereinbarte Kooperation dürfte teilweise auf ähnliche Skepsis stoßen. Andererseits aber entsteht erstmals für viele Anzeigenkunden eine ernsthafte Alternative zum Google-Imperium. Und die ersten Erfahrungen mit Microsofts Suchmaschine Bing zeigen, dass der Sofwarekonzern doch dazugelernt hat. So sprachen erste Analysten am heutigen Mittwochvormittag, bevor der Deal offiziell verkündet wurde, bereits davon, dass Google nun doch besorgt sein müsse. Die Internet-Nutzer haben aber auf jeden Fall eine große Suchmaschine weniger zur Auswahl.

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(jk)