Studie: In China gekaufte Android-Smartphones telefonieren häufiger nach Hause

Auf China-Handys vorinstallierte Apps übermitteln mehr gesammelte Daten als üblich, sogar ohne Einwilligung oder Benachrichtigung. Das zeigt eine Studie.

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App-Icons Wechats und Tiktoks auf einem Handybildschirm, dahinter die Flagge der Volksrepulik China

(Bild: Boumen Japet / shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Frank Schräer

Smartphones mit dem Android-Betriebssystem, die in China gekauft wurden, verfügen über eine Reihe vorinstallierter Apps, die deutlich mehr Daten an Hersteller und Entwickler übermitteln als gewohnt. Da auch sensitive Daten betroffen sind, verstoße dies gegen westliche Datenschutzregeln, sagen drei Forscher aus Schottland und Irland. Diese haben eine entsprechende Studie anhand von Handys der Marken Xiaomi, OnePlus und Oppo sowie Realme durchgeführt.

Im Rahmen ihrer Untersuchungen haben die Forscher die zwischen Betriebssystem und System-Apps ausgetauschten Daten beobachtet, um von Anwendern installierte Software auszuschließen. Dabei haben sie vorausgesetzt, dass die Nutzer den angebotenen Analysen und Personalisierungen nicht zugestimmt haben, keinen Cloud-Speicher oder optionale Dienste von Drittanbietern verwenden und kein Konto bei den Plattformen erstellt haben, die von den Entwicklern der Android-Distribution betrieben wird. All diese Maßnahmen scheinen dem eigenen Datenschutz aber nicht zu helfen.

Die Studie mit dem Titel "Android OS Datenschutz unter der Lupe – Eine Geschichte aus dem Osten" hat festgestellt, dass mehr als 30 verschieden Apps und andere Software von Drittanbietern auf den Android-Smartphones mit chinesischer Firmware vorinstalliert waren. Dazu gehört Baidu Map als Navigationshilfe und die darauf basierende AMap-Software, die ständig im Hintergrund läuft. Dazu kommen verschiedene Apps für News, Videostreaming und Online-Shopping.

Die drei Forscher der Universitäten aus Edinburgh und Dublin erklärten, dass alle Android-Handys der genannten Marken persönliche Daten nicht nur an den Smartphone-Hersteller, sondern auch an Baidu oder chinesische Mobilfunk-Provider übermitteln. Das erfolgte sogar, wenn keine Verbindung zum chinesischen Mobilfunker vorhanden war, etwa wenn das Handy ohne SIM-Karte betrieben wurde oder mit einer SIM-Karte eines anderen Providers.

Die übermittelten Informationen umfassen Geräte-IDs wie IMEI oder MAC-Adresse, Ortsdaten wie GPS-Koordinaten oder Mobilfunk-ID, Nutzerdaten wie Telefonnummer, App-Nutzungsstatistiken oder -Telemetrie sowie soziale Daten wie Anruf- und SMS-Historie oder Daten von Kontakten. Kombiniert, würden diese Informationen laut der Studie ein hohes Risiko des Deanonymisierens von Anwendern und extensives Tracking darstellen. Insbesondere deshalb, weil jede Telefonnummer in China registriert ist unter einer chinesischen Einwohner-ID.

Die Datensammlung geht außerdem weiter, wenn das Handy das Reich der Mitte verlässt, obwohl die Datenschutzregeln außerhalb Chinas zumeist deutlich strenger sind. Damit könnte China auch Reisende und im Ausland lernende Studenten überwachen sowie Daten sammeln über deren ausländische Kontakte.

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Zudem erklärt die Studie, dass Android-Handys in China mit drei- oder viermal mehr vorinstallierten Drittanbieter-Apps kommen, verglichen mit Android-Smartphones in anderen Ländern. Und diese Apps verlangen acht- bis zehnmal mehr Berechtigungen als Android-Distributionen außerhalb Chinas.

(fds)