"Live from Paris": Google stellt seine KI-Strategie und NORA vor

Bard ist Googles Antwort auf ChatGPT und soll in die Suche ziehen. Nun kommt NORA dazu; No One Right Answer.

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(Bild: achinthamb/Shutterstock.com)

Lesezeit: 4 Min.

"Live from Paris" heißt Googles Veranstaltung, auf der das Unternehmen seine KI-Strategie vor allem für die Suchmaschine, aber auch Maps und Arts&Culture präsentiert hat. In einem weltweit frei verfügbaren Livestream haben Google-Mitarbeiter erzählt, wie KI künftig genutzt werden soll, um die "Suche noch intuitiver und natürlicher zu machen". Nutzer und Nutzerinnen können bereits nach Text, Sprache und Bildern suchen, nun kommt noch mehr Kontext dazu. Mobil ist das etwa über die Kombisuche möglich, bei der man beispielsweise ein Gebäck mittels verschiedener Schlagworte oder per Bild via Google Lens suchen, in einem nächsten Schritt aber auch einen Verkaufsort in der Umgebung finden kann.

Bard ist der auf LaMDA basierende Chatbot, der bald Fragen beantwortet – in natürlicher Sprache. Er stütze sich auf Informationen aus dem Internet, um "frische, hochwertige Antworten" zu liefern, erklärte Google CEO Sundar Pichai schon am Montagabend. Wann genau er verfügbar sein wird, ist bisher nicht bekannt. Bald.

Nun kommt NORA hinzu; No One Right Answer. Diese KI soll bei Fragen, die nicht eine klare Antwort zulassen, eine entsprechende Auswahl anzeigen. Mehrere Antworten erscheinen direkt unter dem Suchfeld, in einer Art Position Null, also oberhalb von Werbung und Links – wie es in einer Demo ausschaut. Links zu den Quellen sind dabei zunächst nicht ersichtlich. Unter den aufgelisteten Antwort-Optionen erscheinen Nachrichtenbeiträge, die weiterführende Informationen parat halten. NORA kann sich offensichtlich die erste Frage merken und bei weiteren Fragen tiefer in einen Kontext einsteigen.

25 Jahre alt ist die Google Suche. Sie sei noch immer der größte "Moonshot". Das Problem dabei: Der Mond bewege sich ständig weiter. Suche funktioniere immer mehr wie unser Gehirn, sagte der Gastgeber. Wenn wir etwas sehen, können wir es googeln. Das macht nicht zuletzt Lens möglich.

Bekannt war vorab schon, dass in die Suche ein Filter einziehen wird, der anstößige Bilder gepixelt anzeigt, das gab Google zum Safer Internet Day bekannt. Die Schutzfunktion nennt sich "SaferSearch Blurring" und kann generell deaktiviert werden, bei aktivierter Funktion müssen Bilder einzeln geklickt werden, um sie sichtbar zu machen. Eine Einstellung, um explizite Inhalte gar nicht erst anzeigen zu lassen, gibt es ebenfalls.

Erneut präsentiert wurde auch Funktionen, die in Google Maps einziehen sollen. Eine 3D-Kartenansicht soll für ein besseres immersives Erlebnis sorgen. Dieses ist allerdings schon seit zwei Jahren in Planung. Auch die angekündigten mehr Optionen, den klimaschonensten Weg zu nehmen, sind bekannt. Dass es nur dank Künstlicher Intelligenz möglich ist, Stoßzeiten an Haltestellen oder anderswo zu erkennen und zu melden, ist eigentlich bekannt, wird aber auf der Veranstaltung betont. Ebenso Kooperationen mit verschiedenen Städten, um Emissionen zu berechnen oder den Ausbau zu planen.

Arts&Culture ist Googles Dienst, der sich mit namengebenden Bereichen beschäftigt. Auch hier ist KI in zahlreichen Funktionen am Werk. Als Beispiel wird berichtet, wie vier Blobs – farbige wabbelnde Comic-Tropfen – von Opernsängern das Singen und Harmonieren gelernt haben. In Museen wurden mittels AR Dinosaurier zum Leben erweckt, Kunstwerke können dank bearbeiteter Aufnahmen ins eigene Wohnzimmer geholt und dort nah bis auf kleinste Pinselstriche angeschaut werden.

In Paris sitzt Googles Abteilung, die sich unter anderem um Machine Learning kümmert. Dazu gehören auch die Bereiche Algorithmen, menschliche Interaktionen eines Computers, maschinelle Intelligenz und die Wahrnehmung solcher. Im Research-Center sind zahlreiche Paper der dortigen Mitarbeiter veröffentlicht. Aus Paris stammt beispielsweise Googles Fähigkeit, geschriebenen Text auf Bildern erkennen und lesen zu können sowie die Bildersuche, deren Sucheingabe ein Bild ist. Das sogenannte Brain Team kümmert sich um TensorFlow und BERT, quasi den Unterbau der KI, sowie LaMDA, Googles Chatbot.

Erst am Montag hatte Googles Chef Sundar Pichai einen Blogbeitrag veröffentlicht, in dem er Bard erstmals ankündigte. Offenbar ist der Druck auf Google wegen des Hypes um ChatGPT und Microsofts Einsatz des Chatbots in der eigenen Suche Bing und im Browser Edge so groß, dass das Unternehmen in Sachen KI nun nachziehen muss. Microsoft hatte anders als Google ein sehr exklusives Event gewählt – nur wenige Journalisten waren in den USA vor Ort, einen Stream gab es nicht, nur nachträglich eine Aufzeichnung.

(emw)