Nach Frust über geringes Interesse: Twitter-Algorithmen bevorzugen Elon Musk

Angeblich war Elon Musk frustriert, dass sein Tweet zum Super Bowl nicht so oft angesehen wurde wie der von Joe Biden. 80 Twitter-Angestellte mussten ran.

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(Bild: FellowNeko/Shutterstock.com)

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Die Schwemme von Elon Musks Tweets in den algorithmischen Timelines auf Twitter geht auf eine Intervention des US-Milliardärs persönlich zurück. Das US-Magazin Platformer berichtet, dass Musk frustriert war, weil sein – inzwischen gelöschter – Tweet zum Super Bowl deutlich seltener angesehen wurde als der von US-Präsident Joe Biden zum gleichen Thema. Noch in der Nacht zum Montag habe Musk deshalb im firmeninternen Slack alle aufgefordert, "das Problem" zu beheben – verknüpft mit "@here", damit es auch niemand verpasst. Rund 80 Angestellte hätten daran gearbeitet, Musks Tweets sichtbarer zu machen. Die seien dann intern um den Faktor 1000 sichtbarer gemacht worden als normal und überschwemmten die Timelines.

Der extra eingeführte Boost heißt dem Bericht zufolge intern "Power User Multiplier" (also etwa "Multiplikator für Poweruser"), obwohl er ausschließlich für Twitterchef Musk gilt. Die Änderung am Quellcode umgeht demnach Vorgaben, die verhindern sollen, dass ein einziger Account intern die Rankings überflutet, aus denen die algorithmisch befüllte Timeline "Für Dich" befüllt wird. Damit werde dafür gesorgt, dass über 90 Prozent der Musk-Follower nun auch dort dessen Tweets zu sehen bekommen, in vielen Fällen auch gleich mehrfach ganz oben. Einige seiner Tweets vom Montag habe er abgesendet, während er mit dem Team telefoniert habe, um direkt die Folgen beobachten zu können.

Platformer führt aus, dass das Vorgehen eine Frage beleuchtet, die sich angesichts von algorithmisch befüllten Timelines oder Feeds immer wieder stellt – auch bei der Konkurrenz: "Warum bekomme ich etwas zu sehen und etwas nicht?" Zumeist dürften die Dienste versuchen, Inhalte auszuspielen, die bereits beliebt sind. Was nicht angezeigt wird, wäre dann nicht beliebt genug. Dass das aber nicht das ausschlaggebende Kriterium sein muss, zeigt sich jetzt bei Twitter. Dort würden jetzt die Tweets des Chefs in jedem Fall präferiert. "Aus Angst, ihren Job zu verlieren", hätten die Angestellten das System umprogrammiert. "Ich denke, wir sind darüber hinaus, zu glauben, dass er tatsächlich das Beste für alle hier will", zitiert Platformer einen davon.

Der nur für Musk geltende "Power User Multiplier" sei weiterhin in Kraft, zitiert Platformer interne Quellen. Lediglich der Wert sei von dem ursprünglichen Faktor 1000 abgesenkt worden. Seine jüngsten Tweets und Antworten wurden teilweise mehrere Dutzend Millionen Male angesehen, einige kommen aber auch nur auf wenige Zehntausend dieser "Views". Inwieweit diese Zahlen stimmen, ist unklar. Musk selbst hatte ankündigt, dass am "Algorithmus" gearbeitet würde. Bis Jahresende soll der Kurznachrichtendienst außerdem stabil genug laufen, damit jemand seine Nachfolge als Chef übernehmen kann. Das jedenfalls sagte Musk laut einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters.

(mho)