IDF: Intel forscht für medizinische Überwachung und Altenpflege
Der Chipgigant schielt auf neue Geschäftsfelder im Gesundheitswesen und in der Altenpflege: Mit Funkwarnsystemen und Biotechnologie will er drohendem Pflegenotstand begegnen.
Der Chipgigant schielt auf neue Geschäftsfelder im Gesundheitswesen und in der Altenpflege: Mit Funkwarnsystemen und Biotechnologie will er drohendem Pflegenotstand begegnen.
Explodierende Kosten in den Gesundheitssystemen der Industrienationen und der zunehmende Anteil älterer Menschen an deren Bevölkerung sieht der kalifornische Konzern als große Marktchance. Pat Gelsinger, Intels Technologiechef, zeichnete ein Bild gesamtgesellschaftlicher Durchbrüche mit Hilfe der Hightech-Branche. Die Mikrokonvergenz der Halbleiter- und Sensortechnologie sowie der drahtlosen Kommunikation werde Phänomene der Makrokonvergenz hervorbringen, erklärte Gelsinger: Systeme, die Ort und Kontext der Nutzung autonom berücksichtigen, sollen neue Nutzungs- und Geschäftsmodelle schaffen. Daraus erwüchsen dann innovative soziale Handlungsnormen und -vorbilder.
Als wichtigste Beispiele nannte Gelsinger die Überwachung von Biofunktionen und biochemische Tests durch integrierte Chip-Sensor-Systeme. Bei der Altenbetreuung könnten in der Wohnung installierte funkgestützte Warnsysteme anhand von Auffälligkeiten in den Aktivitäten und Körperfunktionen von Senioren auf Probleme hinweisen, lange bevor sie zu Notfällen eskalieren. Fernseh- oder Küchengeräte mit eingebauten Sensoren messen die benötigte Zeit zur Benutzung und weisen Betreuer auf Vegesslichkeit oder Fehlbedienung hin. Messgeräte in Betten oder Sesseln stellen fehlende Aktivität fest und geben Warnungen oder Instruktionen aus. Der demografische Wandel der Bevölkerung gebiete geradezu, massiv Technik in der Altenbetreuung zu nutzen. Schon in wenigen Jahrzehnten werde es für die vielen über 60-Jährigen nicht genug Betreuer geben, bemühte Gelsinger die Statistik. Wegen der gewaltigen Kosten sei der Bedarf an Pflege ohnehin bald kaum noch durch menschliche Arbeitskraft zu decken.
In aller Eile hat Intel daher eine Forschungsgruppe für vorsorgende Gesundheitsforschung aus dem Boden gestampft. Erst vor einem Jahr gestartet, haben die beiden Labors in Seattle und Berkeley jetzt rund 25 Mitarbeiter. Dies sind überwiegend Sozialwissenschaftler, die sich an internationalen Studien zur Altenpflege und -vorsorge beteiligen. Einen Schwerpunkt dabei bildet die Alzheimer-Forschung.
Ebenfalls seit rund einem Jahr betreibt Intel auch Forschungen in der Biotechnologie. Ziel: Chiptechnologie im Nano-Bereich mit biologischen und medizinischen Analysesystemen zusammenzuführen. Die Früherkennung von Hautkrankheiten durch Spiegelsensoren und Überwachungssysteme für wichtige Körperfunktionen in der Kleidung gehören zu den Projekten der Biowissenschaftler. Als langfristige Ambition hegt Andy Berlin, Leiter von Intels Biotech-Forschung, die Vorstellung von einem "intelligenten Pflaster", das die richtige Therapie für eine Verletzung kennt. Ein erster Erfolg sind Bio-Chips mit eingefrästen Mikrokanälen, durch die Flüssigkeiten direkt zu Sensoren geleitet werden können. So können Prozessoren Laborproben unmittelbar auswerten und die Ergebnisse aufzeichnen. (Erich Bonnert) (gr)