Der PC mutiert zur Videospielkonsole

Vom Amiga-Defender bis zum Nintendo-Mario: Videospiel-Klassiker sind auch auf hochgezüchteten Computern durchaus überlebensfähig -- auch wenn es teilweise urheberrechtliche Bedenken gibt.

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Von
  • Christoph Lippok
  • dpa

Auch der hartgesottenste Videospieler wird einmal nostalgisch. Wenn es so weit ist, dann hilft nur der Gang auf den Speicher, um dort ein altes Videospielesystem vom Staub zu befreien. Eine auf den ersten Blick weniger aufwendige Alternative bieten Emulatoren für PCs. So wird aus einer Hightech-Maschine mit mehreren Gigahertz wieder ein zahnloser Tiger mit grob gepixelten Grafiken und Geschwindigkeiten, die unter heutigen Gesichtspunkten streng genommen nur noch zum Einschlafen taugen.

Emulatoren, von den Anhängern liebevoll Emus genannt, gaukeln der Spiele-Software vor, sie befinde sich in ihrer angestammten Umgebung. Besonders beliebt sind Emulatoren für das Atari VCS 2600, die Nintendo-Konsolen früherer Generationen wie Nintendo Entertainment System und Super Nintendo sowie für die Heimcomputer Commodore C 64/C 128 und Amiga. Die Software mit Namen wie Cyberstella, NESten, RockNES X, ZSNES, Snes9X oder VisualBoyAdvance wird von den Entwicklern im Internet in der Regel kostenlos angeboten. Dabei wird darauf hingewiesen, dass die Emulatoren nicht zur Verwendung mit kommerzieller Software gedacht sind. Das trifft auf alle Spiele zu, die noch urheberrechtlich geschützt sind.

Zu den gefragtesten Spielen gehören die Klassiker, die einstmals für die Super-Nintendo-Konsole programmiert wurden. An der Emulator-Lösung ist besonders attraktiv, dass Spiele aus Zeiten, als man noch nicht einmal vom Internet zu träumen wagte, nun zum Teil auch über das Netz spielbar sind. Darüber hinaus können auch Spielstände gespeichert werden, was bei Konsolen früherer Tage so meist nicht möglich war.

Die Spiele-Software, im Original beispielsweise im ROM einer Cartridge gespeichert und daher im Jargon einfach als Rom bezeichnet, ist im Netz auf verschiedenen und zum Teil ominösen Websites erhältlich. Streng genommen darf nur der solche Software aus dem Netz herunterladen, der auch die Originalversion sein Eigen nennt. Im Blick auf das Urheberrecht gebe es allerdings noch einigen Klärungsbedarf, meint Herman Achilles, Geschäftsführer des Verbandes für Unterhaltungssoftware Deutschland (VUD). Da es sich bei der Software jedoch nicht um Produkte handele, mit denen nennenswerte Umsätze erzielt werden könnten, sehe dies die Branche nicht so eng. "Die Spiele von damals sind keine direkte Konkurrenz für die Produkte von heute", sagt Achilles.

Großer Beliebtheit bei den Emu-Fans erfreuen sich Emulatoren, die die GameBoy-Handhelds bis hin zum GameBoy Advance am Computer nachahmen. Nintendo, der Hersteller der Geräte und Lizenzgeber für die Spiele-Software und Cartridges, ist darüber gar nicht erfreut. Ein Sprecher in der Europa-Zentrale in Frankfurt weist darauf hin, dass gegen jedwede Software-Piraterie, also auch im Bereich der Software für Emulatoren, vorgegangen werde. (Christoph Lippok, dpa) / (daa)